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Römerbriefe: Honorige Herrschaften

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Von: Sandra Busch, Georg Leppert

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Darf Oliver Glasner sich einbringen?
Darf Oliver Glasner sich einbringen? © dpa

Die Stadtverordneten haben es verbockt. Zum Paulskirchenjubiläum wird es keinen Demokratiepreis geben. Hätten sie mal uns gefragt, wie ein gutes Kuratorium aussieht. Die FR-Kolumne aus dem Frankfurter Rathaus.

Leppert: Glaubst du, wir können eine Folge Römerbriefe schreiben, ohne auf die OB-Wahl einzugehen.

Busch: Sollten wir. Viele Leute wollen hier auch mal was anderes lesen.

Leppert: Ich bin skeptisch. Ich glaube, wir müssen zumindest den Bahnbabo erwähnen.

Busch: Okay, für den Babo können wir eine Ausnahme machen.

Die Wahl ist vorbei, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Zeit, um mal wieder über Inhalte zu reden, zum Beispiel über den Paulskirchenpreis.

Sagen wir es, wie es ist: Unsere Politiker:innen haben es verbockt. Sie haben ein Kuratorium zusammengestellt und sind dabei vor allem dem politischen Proporz gefolgt. Zugespitzt könnte man sagen: Das Gremium sah nicht viel anders aus als ein Ausschuss im Römer. Und dann stand auch noch Thomas Bäppler-Wolf auf der Liste, Stadtverordneter der SPD und seit seinem rassistischen Pöbelvideo echt nicht mehr geeignet, in einem Kuratorium für einen Demokratiepreis zu sitzen. Die Stadtverordneten zeigten sich dann auch einsichtig, aber jetzt ist es natürlich zu spät, um den Preis zum Paulskirchenjubiläum im Mai zu verleihen. Echt blöd.

Im nächsten Jahr aber soll es den Preis unbedingt geben. Mit einem Kuratorium, über das jetzt schon diskutiert wird. In die Debatte müssen sich natürlich auch die Römerbriefe einbringen. Und hier kommen unsere Vorschläge für das Kuratorium des Paulskirchenpreises 2024.

Der Bahnbabo: Gibt es jemanden in Frankfurt, der mehr für die Demokratie getan hat als der Straßenbahnfahrer Peter Wirth? Bei der OB-Wahl hat er gezeigt, dass man auch ohne Geld und Partei Erfolg haben kann.

Oliver Glasner: Der Paulskirchenpreis soll international Beachtung finden, sagen die Stadtverordneten. Na gut, wer fand denn zuletzt internationale Beachtung? Richtig, der Eintracht-Trainer, der am 18. Mai den Europapokal holte.

Peter Feldmann: Das Kapitel Oberbürgermeister Feldmann ist ja nun endgültig abgeschlossen, in einer Partei ist er auch nicht mehr, da kann man ihm auch mal eine neue Chance im Kuratorium geben. Schließlich hat er auch ein wenig daran mitgewirkt, dass der Preis, den es für den Einsatz für Demokratie, Freiheit und den Rechtsstaat gibt, überhaupt existiert. Und mit dem Rechtsstaat hat er sich eingehend beschäftigt und schätzt ihn sehr. Denn selbst wenn man eine Verurteilung ungerecht findet, kann man immer noch Revision einlegen.

Christine Lagarde: Es geht ja hier um einen europäischen Preis, der international ausgeschrieben wird. Und Frankfurt kann sich überhaupt nur Europa-Stadt nennen, weil die Europäische Zentralbank hier sitzt. Also gehört auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank ins Kuratorium. Sie kennt sich mit Geld aus und weiß selbstverständlich über das krisenhafte Verhältnis von Demokratie und Geld.

Ebby Thust: Demokratie, Freiheit, die Würde des Parlaments... alles gut und schön. Aber Frankfurt war auch mal bekannt für kernige Typen, die immer einen flotten Spruch parat haben. Deshalb geht der fünfte Platz im Kuratorium an den ehemaligen Boxpromoter.

Uwe Becker: Klar, der Oberbürgermeister muss im Kuratorium dabei sein. Und Becker ist ja „Ihr Oberbürgermeister“. Steht auf den Plakaten, die noch überall in der Stadt hängen.

Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römer-Team der FR, das

aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter www.fr.de/roemerbriefe.

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