Rödelheimer Lebensbilder

„Lebensbilder Rödelheimer Persönlichkeiten“ lautet der Titel des neuen Buches, das der Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim herausgegeben hat. Es stellt Persönlichkeiten vor, die den westlichen Stadtteil prägten.
Der war schon ein Pfundskerl.“ Die Wärme in der Stimme von Armin Kroneisen, wenn er von seinem Großvater Wilhelm spricht, zeigt, wie innig verbunden der heute 85-Jährige seinem Vorfahr war. 1872 in Rippberg im Odenwald geboren, zog der gelernte Schlosser nach seinem Militärdienst in Mainz in den 1890er Jahren nach Frankfurt. Wilhelm Kroneisen hinterließ nicht nur als Opa von Armin seine Spuren, sondern auch in Rödelheim.
Der Ort, an dem er lebte, Theresia Reuter heiratete und schließlich 1957 starb. Denn der Gewerkschaftler und Sozialdemokrat gründete nach dem Ersten Weltkrieg 1919 den „Kleingartenbau-Verein Frankfurt a.M. – Rödelheim“. Ein für die Menschen damals fast schon lebenswichtiges Angebot, „hatten sie doch nichts zu beißen“, berichtet Armin Kroneisen.
Daher ist seinem Opa in dem aktuell erschienenen, siebten Band in der Reihe „Beiträge zur Rödelheimer Geschichte“ des Heimat-und Geschichtsvereins Rödelheim (HGVR) ein Kapitel gewidmet. „Lebensbilder Rödel-heimer Persönlichkeiten“ lautet der Titel des 235 Seiten starken Buchs. Insgesamt 40 Frauen und Männer, die in der Zeit vor der Eingemeindung Rödelheims 1910, dort gelebt, gewirkt oder ihre Spuren hinterlassen haben, sind in dem Band portraitiert.
In zähen Verhandlungen war es Wilhelm Kroneisen und weiteren Mitstreiterinnen und Mistreitern gelungen, 67 Morgen Land von der Stadt Frankfurt und dem Rentamt der Grafschaft Solms-Rödelheim zur Nutzung als Kleingärten zu pachten. Schon kurz nach der Gründung hatte der Kleingartenverein 900 Mitglieder. In der eigenen Parzelle mussten Wilhelm Kroneisens sieben Kinder, sechs Buben und ein Mädchen, mitanpacken. Jeden Morgen um 5 Uhr, bevor es um 7 Uhr zur Schule oder zur Arbeit ging, erzählt Armin Kroneisen. Während des Dritten Reichs wurde sein Opa als Vereinsvorsitzender abgesetzt, als Sozialdemokrat „eingelocht und verhört“, erzählt der Enkel, der in den 1950er Jahren dem geliebten Großvater half, den Kleingarten zu bestellen.
Hans Dieter Schneider vom HGVR hat sich die Arbeit gemacht, die von zehn Autoren verfassten Geschichten zusammenzutragen und zu redigieren. Schneider hat sich auf Spurensuche begeben, im vereinseigenen wie auch in externen Fotoarchiven etwa beim Deutschen Hochstift nach passendem Bildmaterial gesucht und im Zuge seiner Recherche Nachfahren besucht, um mehr über die Biografien und Schicksale zu erfahren.
Gut ein Jahr hat vor allem Schneider an dem Buch gearbeitet, mit Unterstützung der übrigen Autoren und Armin Kroneisen. Die Persönlichkeiten sind zehn Kapiteln mit unterschiedlichen Schwerpunkten zugeordnet: Adel, Drucker und Verleger, Erzieher, Familie Buff, Familie Brentano, Kaufleute und Gelehrte, Kultusgemeinden, Maler, Rathaus und Verwaltung sowie Soziales.
Bekannte aber auch viele unbekannte Namen finden sich im Buch, sind einem aus Rödelheim geläufig. Sei es, weil ein Platz, eine Straße, Parkanlagen, Stolpersteine, Inschriften, Grabmale oder eben eine Einrichtung nach ihnen benannt ist. Bei einigen Namen fragen sich viele: „Schon gehört, aber wer war denn das?“, sagt Hans Dieter Schneider. Antworten möchte das Buch liefern, das der Stadtteilhistoriker Schneider auch als „einen literarischen Spaziergang“ durch Rödelheim versteht. Es liefert Überraschendes, Nachdenkliches und traurig Anmutendes, aber auch Anekdoten und Amüsantes.
Wie die für Kroneisen „überraschende Lebensgeschichte“ des Malers Wilhelm Altheim, der sich nach der Scheidung in Rödelheim niederließ. Bekannt sind von dem exzentrischen Künstler „seine Ausritte, die ihn als Cowboy oder Husar verkleidet samt Esel bis zum Tresen der Gasthäuser führten“. So ist es kaum verwunderlich, dass die „Frankfurter Gesellschaft ihn als unterhaltsamen Gast schätzte“.
Das Buch ist für 20 Euro erhältlich im Schreibpapierladen Pappmarché, Alexanderstraße 27, und beim stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Horst Günter Kroneisen, Niddagaustraße 91, E-Mail: aukroneisen@web.de, Telefon 78 37 63.