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Unmut über Sparkasse im Frankfurter Osten

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Von: Fabian Böker

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Nicht nur die Frankfurter Sparkasse schließt immer mehr Filialen.
Nicht nur die Frankfurter Sparkasse schließt immer mehr Filialen. © Peter Jülich

Kritik an zunehmender Zahl von Filial-Schließungen und an fehlender Barrierefreiheit.

Das Bankensterben im Frankfurter Osten geht weiter. Seit Anfang des Monats ist auch die Sparkassen-Filiale im Hessen-Center geschlossen. Das liegt zwar in Bergen-Enkheim und damit außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des Ortsbeirats 11 (Riederwald, Seckbach, Fechenheim). Auf dessen Sitzung am Montagabend wurde die Schließung – und alles, was damit zusammenhängt – aber trotzdem ausgiebig diskutiert.

Auslöser war eine Wortmeldung aus dem diesmal sehr spärlichen Publikum von Ingeborg Wendel. Die Riederwälderin ist nicht nur engagierte Bürgerin, Mitglied der SPD und erklärte Gegnerin des Riederwald-Tunnels. Sie ist auch Sozialbezirksvorsteherin für ihren Stadtteil und erfährt in dieser Funktion viel aus dem Alltag ihrer Klienten und Klientinnen. Daher weiß sie: „Gerade die älteren Menschen sind sehr besorgt, dass es immer weniger Bankfilialen gibt.“

Konkreter Anlass derzeit ist die Schließung der Frankfurter Sparkasse im Hessen-Center. Was Wendel daran besonders ärgert: „Als die Filiale in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim geschlossen wurde, hieß es, dass die Kunden und Kundinnen auf die Filiale in der Schäfflestraße im Riederwald ausweichen können. Die wurde dann aber auch geschlossen, als Ersatz wurde das Hessen-Center genannt.“

Und auch die Filiale in Seckbach ist seit dem vergangenen Jahr dicht, wie Ortsvorsteher Werner Skrypalle (SPD) anmerkte. Für Wendel ist das alles eine „Frechheit“ und ein „Unding“.

Als Grund seien immer betriebswirtschaftliche Aspekte genannt worden. Das Kundenverhalten habe sich im Zuge der Digitalisierung verändert, die Kundenfrequenzen hätten sich zugunsten der digitalen Angebote verschoben. Bestimmte Filialen seien daher wirtschaftlich nicht mehr tragfähig.

Filialschließungen

Filialen der Frankfurter Sparkasse und anderer Bankinstitute werden seit Jahren geschlossen. Die Begründungen dafür – zu wenig Kundschaft, Verlagerung zum Online-Banking, ausbleibende Wirtschaftlichkeit der Standorte – sind immer die gleichen, die Proteste dagegen erwartbar.

So gab es zum Beispiel in Eckenheim bereits 2019 Demos und Unterschriftenlisten gegen die Schließung einer Filiale der Sparkasse in der Eckenheimer Landstraße. Auch in den Ortsbeiräten 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald), 6 (Frankfurter Westen) und 12 (Kalbach-Riedberg) stand das Thema im Vorjahr auf der Agenda.

Im Ortsbezirk 11 (Riederwald, Seckbach, Fechenheim) gibt es am Riederwald immerhin noch Automaten von der Sparkasse, in Seckbach ist das nicht der Fall. Die nächsten Filialen befinden sich in Fechenheim, Bornheim oder Bergen-Enkheim. bö

Aber was bedeutet das für die Menschen vor Ort? Ingeborg Wendel weiß das, sie spricht oft mit Senioren und Seniorinnen, hat auch schon Umfragen dazu gemacht. „Es gibt einfach immer noch viele Menschen, die kein Online-Banking machen können oder wollen.“ Laut einer Umfrage im Vorjahr seien es immer noch 61 Prozent der Menschen über 61 Jahre, die dazu zählten.

Dass diesen Personen die Möglichkeit fehlt, Bankgeschäfte in unmittelbarer Nähe zu erledigen, sei „nicht im Sinne des öffentlichen Versorgungsauftrags, den die Sparkasse hat“, erklärte Stefan Klee, Fraktionsvorsitzender der Linken im Ortsbeirat. Christoph Zielonka von den Grünen warf der Sparkasse sogar vor, angesichts der immer neuen Filialschließungen Versprechen gebrochen zu haben. Und Stefan Helming (SPD) sieht die Menschen, die nicht mehr so mobil sind, gleich doppelt bestraft. „Man sagt ihnen, dass sie ja mit dem Bus oder der Bahn in andere Stadtteile fahren können. Aber gleichzeitig verteuert sich der ÖPNV.“

Dem Chor der Kritiker und Kritikerinnen wollte sich Sebastian Schugar von der CDU nicht unbedingt anschließend. Natürlich verstehe er den Unmut. „Aber wir als Ortsbeirat haben da keinerlei Einfluss.“

Trotzdem will das Gremium tätig werden, und zwar bei einem zweiten Thema. Denn im Riederwald gibt es zwar noch einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker, der Zugang zu letzterem erfolgt sogar barrierefrei. Wenn aber dann eine Person mit dem Rollstuhl zu dem Drucker fährt, kommt sie an den Schlitz nicht heran, weil der zu hoch ist. „Das muss sich ändern“, fordert Wendel. Dazu will sich das Gremium an das Behindertenreferat der Stadt wenden.

Zuletzt wurde die Außenstelle im Hessen-Center geschlossen.
Zuletzt wurde die Außenstelle im Hessen-Center geschlossen. © ROLF OESER
2019 gab es Proteste von Bürgern und Bürgerinnen aus Eckenheim gegen die Schließung der Filiale in ihrem Stadtteil - ohne Erfolg.
2019 gab es Proteste von Bürgern und Bürgerinnen aus Eckenheim gegen die Schließung der Filiale in ihrem Stadtteil - ohne Erfolg. © Renate Hoyer

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