Rentenbank Frankfurt: Weiterbauen nach fast 70 Jahren

Die Frankfurter Architekten Benjamin und Felix Jourdan sanieren eines der interessantesten Bauwerke der 1950er Jahre – mit Fingerspitzengefühl und den nie umgesetzten Originalplänen.
Am Eschenheimer Turm, in zentralster Frankfurter Lage, beweist das ehemalige Bayer-Haus, heute das Hotel Fleming’s, wie lohnenswert die denkmalgerechte Sanierung einer 50er-Jahre-Immobilie sein kann und wie sehr auch die Öffentlichkeit davon profitiert – die Dachterrasse mit der Bar gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt.
Von hier aus hat man auch den besten Blick auf ein Bauwerk in unmittelbarer Nachbarschaft, das ebenfalls viel Potenzial hat: Die Rentenbank besitzt eines der interessantesten Gebäude der Nachkriegsmoderne, entstanden 1954 bis 1956 ganz im Stil der Zeit. Für ein Haus, das inzwischen fast 70 Jahre alt ist, ist es noch ziemlich gut in Schuss, wie die Architekten Felix und Benjamin Jourdan vom Frankfurter Büro „Jourdan & Müller Steinhauser PAS“ berichten. Es sei eben immer sehr pfleglich behandelt worden von der Eigentümerin.
Seit Ende 2020 steht das Gebäude wegen einer geplanten Grundsanierung leer, die Angestellten sind aktuell in einem Ausweichquartier untergebracht. „Es war im Sommer manchmal so heiß, dass wir die Leute nach Hause schicken mussten“, erinnert sich Vorstand Marc Kaninke. Auch habe man inzwischen einen deutlich höheren Platzbedarf.
Die Brüder Jourdan übernahmen die Sanierung des denkmalgeschützten, aus drei Bauteilen bestehenden Ensembles im Auftrag der Bank. Es besteht aus einem Pavillon mit der „Bar ohne Namen“, einem mittelhohen Bau parallel zur Hochstraße und einem querstehenden höheren Riegel direkt neben dem Hilton-Hotel. Mitte 2026 will die Rentenbank wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren. Anfang Februar kamen die letzten Baugenehmigungen, im April sollen die Arbeiten beginnen.
Das Besondere an dieser Sanierung: Die Architekten versuchen, so viel historische Bausubstanz wie nur irgendwie möglich zu sichern und setzen gleichzeitig auf das höchste der drei Gebäude vier zusätzliche Stockwerke. Der Denkmalschutz hat dem zugestimmt, denn es waren schon die Pläne der Erbauer, des Architekturbüros Letocha und Rohrer und des renommierten Architekten Werner Dierschke, gewesen, hier höher zu bauen. Die Jourdans beziehen sich heute direkt auf diese noch vorliegenden historischen Pläne. Beide schwärmen von der Qualität des damaligen Entwurfs, der etwa unterschiedliche Steinsorten – Basalt, Travertin, Muschelkalkstein – nutzt, um die Fassaden zu gliedern. Man wolle möglichst viel von der ursprünglichen Steinsubstanz ausbauen, sichern und wiederverwenden, betont Felix Jourdan.
Der Um- und Ausbau sei sehr viel umweltschonender als ein Abriss und Neubau, sagen beide. Genaue Sanierungskosten könne er aktuell nicht nennen, sagt Bankvorstand Kaninke. Er betont aber, wie sehr die Rentenbank und ihre Mitarbeiter:innen an dem Gebäude hängen würden. Der Umbau lohne sich, davon ist er überzeugt. „Beton ist einer der größten CO2-Verbraucher weltweit“, sagt er.
„Beim Bauen ist sogar bis zu 75 Prozent der aufgewendeten Energie im Rohbau gebunden“, betont Benjamin Jourdan. Da sei ein Umdenken dringend nötig.