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Rausgeworfen aus eigenem "Bett"

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Von: Kathrin Rosendorff

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Frank Diedrich darf nicht mehr in seinem "Bett" arbeiten.
Frank Diedrich darf nicht mehr in seinem "Bett" arbeiten. © Christoph Boeckheler

Frank Diedrich hat vor 13 Jahren den Club „Das Bett“ gegründet. Jetzt ist ihm vom neuem Besitzer unerwartet gekündigt worden.

An eine der grauen Türen in der Schmidtstraße im Gallus ist die Hausnummer „Nr. 12“ gesprayt. Die Sitzbänke davor sind voller bunter Aufkleber, auf einem steht „Musik für leere Diskotheken“. Dabei war es drinnen, im Club „Das Bett“, oft proppenvoll. „Hier trat schon Popsänger Mark Forster auf, als er noch ein Newcomer war“, erzählt Frank Diedrich. Traurig lehnt sich der Club-Gründer am Freitagmittag gegen diese eine graue Tür seines „Bett“, aus dem er rausgeworfen worden ist.

„Ich muss mich erst mal sammeln“, sagt der 61-Jährige. Vor einem Monat kam für den Gründer des Livemusik-Clubs „die Kündigung sehr überraschend“. Und seit 1. März ist er arbeitslos. Nach 13-jähriger Geschichte.

Den Club hatte er im Jahr 2005 zunächst in Alt-Sachsenhausen in der Klappergasse gegründet, bevor er sich 2009 vergrößerte und ins Gallus zog. „In Alt-Sachs passten 100 Leute rein, im Gallus 400.“ Alles lief gut, bis Diedrich beschloss, den Club im Mai 2017 an die Münchener Firma Riemini zu verkaufen. „Ich wünschte mir, dass der Club langfristig auf sicheren Beinen steht – auch wenn ich ihn mal aus Altersgründen nicht mehr führen könnte.“ Der Käufer schien ihm einerseits solvent genug, anderseits lockte ihn die Absprache, dass er weiterhin das Programm planen und bestimmen durfte. „Dafür sollte ich von der Buchhaltung entlastet werden und war fest angestellt.“

Anfangs sei alles gut gelaufen mit der neuen Geschäftsführerin Missy Motown. „Ich sollte auch weiterhin das Gesicht des Clubs nach außen sein, sie lobte meine Arbeit“, erzählt Diedrich. Viele Preise hat der Club gewonnen. Zuletzt 2017, als das „Bett“ als Backstage-„Club des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Aber dann habe Missy Motown angefangen, alles verändern zu wollen. Sie plane, den Laden zu vergrößern. „Aber 800 Leute passen hier nicht rein. Außerdem gibt es für Konzerte in dieser Größe doch schon die Batschkapp. Ich habe da keinen Beifall geklatscht.“

Außerdem hätten ihn Künstleragenturen angerufen, weil die neue Geschäftsführerin Gagen zu spät gezahlt habe. Aber Diedrich mochte nicht mehr streiten, wenige Tage vor dem Aus schrieb er der Firma, er wolle sich aus ihren Entscheidungen heraushalten. Trotzdem kam die Kündigung. Ohne vorheriges Gespräch. „Auch ein langjähriger Mitarbeiter bekam die Kündigung.“ Missy Motown möchte sich nicht zu den Kündigungsgründen äußern: „Zu einer guten Ehe gehören zwei, zu einer guten Scheidung auch“, sagt sie. Diedrich, der weiter Musikveranstaltungen organisieren will, tröstet ein wenig der Zuspruch von Bands, Künstleragenturen und Besuchern – ohne ihn fehle die Seele des Clubs.

„Missy Motown fehlt die Erfahrung“, sagt Diedrich, „deshalb glaube ich, dass das ,Bett‘ auf lange Sicht den Bach runtergehen wird.“ Das bricht ihm das Herz.

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