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Gipfeltreffen der Wissensjäger

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Von: Thomas Stillbauer

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Spicken nicht erlaubt: Zur Quiz-WM werden 150 Teilnehmer aus Deutschland erwartet.
Spicken nicht erlaubt: Zur Quiz-WM werden 150 Teilnehmer aus Deutschland erwartet. © privat

Am Samstag ist Quiz-WM in Frankfurt – jeder kann mitmachen und Weltmeister werden.

Das Hauptproblem wird dem ungeübten Quizzer erst klar, wenn er die Fragen vor sich liegen hat. 240 Fragen, um genau zu sein. Und wenn er diese 240 Fragen der zur Verfügung stehenden Spielzeit gegenüberstellt: 120 Minuten. Grundgütiger, wer soll das bitte schaffen?

Aber es geht ja schließlich um die Weltmeisterschaft. Am Samstag, 1. Juni, wird wieder der weltbeste Quizzer ausgeknobelt – und in Frankfurt, in der Berger Stadthalle, treffen sich sämtliche Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet. Etwa 150 Personen erwartet der Deutsche Quiz-Verein zu dem Ereignis. Weltweit werden dann rund 3000 Köpfe rauchen.

Dreißig Sekunden Zeit für eine Frage also. Und es sind nicht etwa einfache Pipifax-Aufgaben, die einem da gestellt werden. Oder wer war gleich noch mal die zweite in Mexiko geborene Person, die einen Schauspiel-Oscar gewann? So lautete eine Frage der Quiz-WM 2018.

Gemach – man muss nicht alles richtig beantworten. „Wer ungefähr die Hälfte der Punkte hat, ist hier bei uns schon gut“, sagt Sebastian Geschwindner, der sogenannte Proctor der Frankfurter Abteilung, zuständig für die lokale Organisation und diesmal auch für die WM.

Die Frankfurter treffen sich am ersten Montag jedes Monats im Irish Pub an der Berger Straße zum Quizzen, meist sind es 15 bis 20 Leute, zum harten Kern gehören etwa zwei Dutzend Quizfreunde. Sie sitzen dann mit ihren Fragebögen da – und denken. Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Keine Handys, möglichst keine Toilettengänge. „Hilfreich sind Ohrstöpsel und eine Taschenlampe“, sagt Klubmitglied Klaus Herber. Das eine für die Konzentration, das andere zum Lesen. Es ist ein wenig schummerig im Pub. Und aufs Lesen kommt es an.

„Am meisten ärgert man sich, wenn die Antwort falsch ist, weil man die Frage nicht richtig gelesen hat“, sagt Geschwindner. „Oder wenn man es eigentlich weiß, aber nicht abrufen kann“, sagt Herber: „Wenn’s einem auf der Zunge liegt.“ Der Proctor kam zum Quizzen am erst 2015 gegründeten Frankfurter Standort durch einen abendlichen Besuch im Pub. Da lief gerade eines der üblichen Pub-Quizze, die es vielerorts gibt, und zufällig war auch Sebastian Klussmann da, einer der bekanntesten deutschen Quizzer, Gründungspräsident des Deutschen Quiz-Vereins und sogenannter Jäger in einer stilbildenden Fernsehsendung namens „Gefragt – Gejagt“. Klaus Herber wiederum spielte die Handy-App „Quizduell“ und war darin so gut, dass ihn eine Mitspielerin zum Klubabend einlud.

„Quizduell“, „Gefragt – Gejagt“, „Quiz-Champion“: Ein ganzes Genre widmet sich inzwischen der Rätsellust, oder besser: der Wissenslust der Leute, denn sie rätseln ja nicht, sie sammeln Wissen an. In dieser Parallelgesellschaft bilden sich manche konsequent weiter, sie trainieren, lesen Listen, lernen auswendig – und andere nutzen den Wettstreit, um ihren Horizont zu erweitern, sagt Herber: „Es gibt ganz unterschiedliche Ehrgeiz-Level. Die einen ärgern sich mehr, die anderen weniger.“ Und schneller, als man denkt, lässt es einen nicht mehr los. „Das ist auch so eine Krankheit“, witzeln die Wissenswettbewerber, „aus allem, was einem begegnet, eine Quizfrage zu machen.“

Die Besten werden Jäger in den TV-Sendungen und sind dort die meistgehassten, aber auch meistbewunderten Personen – weil sie allzu oft mehr wissen als die Kandidaten, die das Geld gewinnen wollen. Diese Hassgeliebten, sagt Geschwindner und lächelt vielsagend, „die sind alle bei uns im Verein“.

Welches Land wurde nach einer historischen Stadt aus Stein benannt, die im 12. Jahrhundert vom Volk der Shona erbaut wurde? Na? Auch eine Frage der WM 2018. 30 Sekunden, keine Hilfsmittel. Wer es sich zutraut, kann teilnehmen an der Weltmeisterschaft. Frauen wären besonders willkommen. Bisher, geben die Quizzer zu, sei das Ganze „ein wenig männerlastig“.

Die Quiz-Weltmeisterschaft

Am Samstag, 1. Juni, ist Quiz-Weltmeisterschaft, und die Teilnehmer aus Deutschland treffen sich in der Berger Stadthalle. Weltweit sind die gleichen Fragen zu beantworten, die auf Deutsch und Englisch vorliegen.

Anmeldung unter www.quizverein.de. Es gab bisher noch nie einen Weltmeister aus Deutschland.

Der Frankfurter „Standort“ – so nennen sich die lokalen Abteilungen des Deutschen Quiz-Vereins – trifft sich am ersten Montag jedes Monats im Irish Pub, Alt-Bornheim 2, Ecke Berger Straße. Neue Mitquizzer sind willkommen.

Frankfurt liegt zurzeit auf dem dritten Tabellenplatz von insgesamt 34 Standorten. Und geschummelt wird nicht; darauf achtet ein eigener „Ethik-Rat“ im Verein. ill

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