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„Querdenken“ plant Großdemo in Frankfurt - Kritik an „Hass, Hetze und Antisemitismus“ der Gruppe wird lauter

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Von: Hanning Voigts

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Die Initiative „Querdenken 69“ will erneut in Frankfurt auf die Straße gehen. Die Gruppe bediene mit ihrer Anti-Banken-Rhetorik antisemitische Ressentiments, so Kritiker:innen.

Frankfurt - An Selbstbewusstsein mangelt es der Initiative „Querdenken 69“ nicht. Eine „bundesweite Großdemo“ will sie in zwei Wochen veranstalten, mit Kundgebungen „auf allen großen öffentlichen Plätzen“ Frankfurts und einem Protestzug rund um die Innenstadt. Man erwarte bis zu 40 000 Teilnehmer:innen, hat die Gruppe dem Frankfurter Ordnungsamt mitgeteilt. Eine stolze Schätzung: Vor zehn Tagen hatte „Querdenken 69“ gerade einmal einige Hundert Menschen auf die Straße gebracht.

Doch die Initiative, die sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie richtet, ist sich sicher: „Ganz Deutschland“ werde sich am Samstag, 12. Dezember, in Frankfurt versammeln. Im Internet wird bereits fleißig für den Protest mobilisiert.

„Querdenken“ planen Demo am 12. Dezember in Frankfurt

Ein Sprecher des Ordnungsamtes in Frankfurt bestätigte der Frankfurter Rundschau, dass der Stadt eine entsprechende Anmeldung vorliege. Was am 12. Dezember passieren werde, sei aber noch nicht entschieden. Insbesondere sei nicht klar, wie viele Teilnehmer:innen kommen würden und ob die gewünschten Plätze auch frei seien, sagte der Sprecher. „Ob das alles so gehen kann, wie die sich das vorstellen, steht noch lange nicht fest.“

Polizei am Hauptbahnhof Frankfurt
Polizisten am Frankfurter Hauptbahnhof. (Archivfoto) © Boris Roessler/dpa

Querdenken 69“ hatte zuletzt am 14. November in Frankfurt gegen die Corona-Regeln demonstriert. Hunderte Gegendemonstrant:innen hatten sich der Gruppe in den Weg gestellt. Der Demozug der „Querdenker“ war durch Sitzblockaden verzögert worden, die Polizei hatte gegen beide Seiten Wasserwerfer eingesetzt, gegen die Gegendemonstrant:innen auch Schlagstöcke.

„Querdenken“ in Frankfurt: Mobilisierung gegen Banken und Finanzmärkte

Auffällig ist, mit welchen Begriffen die geplante Demonstration beworben wird. „Querdenken 69“ bezeichnet Frankfurt auf einem Flugblatt als „Finanzhauptstadt“ und spricht vom „Widerstand im Zentrum der Macht“. Die Gruppe setzt offenbar auf negative Einstellungen gegenüber Banken und Finanzmärkten, um die bundesweite „Querdenker“-Szene zu mobilisieren.

Bodo Schiffmann, ein Kopf der ursprünglich aus Stuttgart stammenden Bewegung, hatte bereits in der vergangenen Woche auf einer kleineren Kundgebung am Paulsplatz in Frankfurt gesagt, die Corona-Pandemie sei nicht im chinesischen Wuhan entstanden, sondern „in diesen Wolkenkratzern, die diese Stadt hier durchziehen“. In Wahrheit gehe es bei der Pandemie nämlich nicht um eine gefährliche Krankheit, sondern um „eine Krise der Hochfinanz“. Es solle von „Spekulationen“ und Versuchen abgelenkt werden, die „Weltwirtschafts-Geldsysteme“ neu zu ordnen, so Schiffmann.

„Querdenken“ in Frankfurt: „Hass, Hetze und Antisemitismus“

Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, sagte der FR dazu, „Querdenken“ bediene mit einer derartigen Rhetorik Codes, die historisch betrachtet zum Repertoire des Antisemitismus gehörten. Wenn man bedenke, dass auf „Querdenken“-Demonstrationen bundesweit der Holocaust relativiert werde, indem sich Aktivist:innen etwa mit Anne Frank oder Sophie Scholl verglichen, komme man zu dem Ergebnis, dass die Bewegung „klar antisemitische Züge“ zeige, so Mendel.

Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU), der zugleich hessischer Antisemitismusbeauftragter ist, teilte mit, die „Querdenken“-Bewegung verbreite Demokratiefeindschaft sowie „Hass, Hetze und Antisemitismus“. Wenn behauptet werde, die Pandemie stamme aus den Frankfurter Banktürmen, bedeute das „nichts anderes als alte, auch antisemitische Stereotype von der Weltverschwörung in neuer Fassade“, so Becker. (Hanning Voigts)

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