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Queerfeindlicher Angriff in Frankfurt: Opfer wütend auf Reaktion der Polizei

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Von: Sebastian Richter

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Dragqueen Ember Remember war Teil einer Gruppe, die angegriffen wurde.
Drag-Queen Ember Remember war Teil einer Gruppe, die angegriffen wurde. © Peter Jülich

Nach einem Angriff auf eine Gruppe aus der LGBTQ-Community in Frankfurt erheben die Opfer schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Frankfurt – Mehrere Männer haben in Frankfurt* eine Gruppe aus der queeren Szene angegriffen. Nach der Attacke Ende März erheben zwei Personen aus der queer-Szene auch Anschuldigungen gegen die Polizei.

Keine drei Wochen nach dem Angriff auf Electra Pain in Frankfurt wurden erneut Menschen attackiert, deren Äußeres und Verhalten den Tätern offenkundig nicht gepasst haben. Konkret geht es um Ophidia Scales und Ember Remember, die öfter als Drag-Queens durch das Nachtleben Frankfurts streifen. In der Nacht vom 27. März attackierte eine Gruppe junger Männer die beiden. Homophobe Angriffe seien sie gewohnt, erzählen sie später. Doch der Umgang der Polizei Frankfurt mit dem Vorfall bereitet den beiden Sorgen.

Queerfeindlicher Angriff in Frankfurt: Zeugen bleiben untätig

Was war passiert? Ophida Scales und Ember Remeber waren gemeinsam mit mehreren Personen aus der LGBQT-Community in Frankfurt unterwegs. Zum Zeitpunkt des Angriffes war Ophidia Scales nach eigener Aussage „privat als Mann mit pinkem Sakko und Einstecktuch“ unterwegs. Plötzlich sei es zu dem Angriff gekommen. „Ich wurde ins Gesicht geschlagen, auf den Boden geschmissen, getreten: an den Hinterkopf, in die Magengrube, ich konnte zum Glück mein Gesicht verstecken“, erzählt die Drag-Queen in einem Video auf ihrem Instagram-Kanal. Es gab mehrere Zeugen, die den Vorfall beobachteten. Niemand davon schritt ein, wie Ophidia Scales im Interview mit der FR erzählt*.

Auch Ember Remember war in dieser Nacht als Drag-Queen Teil der Gruppe, die angegriffen wurde. Sie selbst sei vor „Angst wie gelähmt gewesen“, erzählt sie der FR. Die Polizei, bei der die Gruppe Hilfe suchte, soll nicht weitergeholfen haben. Denn nach dem Angriff liefen sie zum Frankfurter Regenbogenkreisel, an dem es immer einen Streifenwagen gebe, wie Ember Remember bei RTL erzählte. So auch an diesem Tag. Ein einzelner Polizist soll dort in einem Streifenwagen gesessen haben. Dieser soll Verstärkung gerufen, aber selbst nicht ausgestiegen sein. Es hätte zu lange gedauert, bis die Verstärkung angerückt war, die Täter waren bereits verschwunden: „Wären die sofort gekommen, hätten sie die Täter noch schnappen können“, erzählt Ember Remember gegenüber RTL.

Auch über die Art der Aufnahme der Aussagen beschweren sich die beiden Opfer. Der Polizist, der sie aufgenommen habe, sei ohne Verständnis für die Situation gewesen sein und habe unsensibel gehandelt. Ember Remember nennt auf Twitter ein Beispiel: Auf die Frage nach dem Geschlecht habe die Drag-Queen geantwortet: „Bitte keins von beidem angeben.“ Doch der Beamte soll darauf bestanden haben. Der Computer könne nur männlich oder weiblich registrieren. Ember Remember habe sich am Ende als Mann registrieren müssen, da es keine andere Möglichkeit gab, erzählt sie RTL.

Frankfurt: Polizei unsensibel gegenüber Opfern der Gewalt

Auch ansonsten sollen sich die Polizisten nicht sehr kooperativ verhalten haben. Eine Person aus der Gruppe soll bei der Befragung „Hier ging die Post ab“, gesagt haben. Der Polizeibeamte soll forsch reagiert haben: „Soll ich jetzt hier reinschreiben, da ging die Post ab oder was? Haben Sie nichts mehr anzugeben?“, zitiert RTL das Gesprächsprotokoll der Frau.

Homo- und transphobe Angriffe in Frankfurt sind keine Seltenheit. Im September 2021 wurden am Frankfurter Mainufer zwei homosexuelle Männer von mehreren Angreifern zu Boden geworfen und zusammengetreten*. Im selben Jahr machte ein Angriff an der Zeil aufgrund seiner Brutalität Schlagzeiten. Und im März dieses Jahres besprühten Unbekannte die Drag-Queen Electra Pain mit Pfefferspray. Gegenüber der FR sagte Ophidia Scales: „Die homophoben Vorfälle häufen sich. Es wird aber von der Polizei immer alles schön geredet. Und es passiert am Ende nichts. Bis jemand stirbt.“

Gegenüber der FR bestätigte die Polizei den Angriff. Es gebe Ermittlungen gegen fünf unbekannte Männer. Eine öffentliche Stellungnahme zu den Vorwürfen der Opfer fehlt bislang. Der TV-Sender RTL, der am 12. April über den Fall berichtete, gab an, zuvor zehn Tage vergeblich auf eine Rückmeldung der Polizei gewartet zu haben. (spr) *fnp.de und fr.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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