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Protest zum Jahrestag der Nordwestlandebahn

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Von: George Grodensky

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Der Protest gegen den Fluglärm lässt nicht nach.
Der Protest gegen den Fluglärm lässt nicht nach. © christoph boeckheler*

Initiativen in Frankfurt fordern anlässlich neun Jahren Nordwestlandebahn eine drastische Reduzierung des Flugverkehrs. Am Weiterbau des Terminal 3 üben sie scharfe Kritik.

Die Zeitenwende ist gekommen. Das finden zumindest die Gegnerinnen und Gegner des Flughafenausbaus in Frankfurt. Am gestrigen Mittwoch haben sie den neunten Jahrestag der Eröffnung der Nordwestlandebahn mit Protest begangen. Etwa 50, 60 Menschen sind auf den Paulsplatz gekommen.

„Wer die Klimakatastrophe verhindern möchte, muss den Flugverkehr drastisch reduzieren“, sagt Knut Dörfel, einer der Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau. Darin sind mehr als 80 Initiativen organisiert.

Den Nutzen der Landebahn hätten Ausbaubefürworter stets hochgerechnet, die Belastung für Mensch und Umwelt kleingeredet. Nun zeigt die Corona-Pandemie, was möglich ist: weniger Flüge, weniger Lärm-, Schadstoff- und Umweltbelastung.

Er werde nicht mehr um 5 Uhr morgens vom Klang der Düsen geweckt, sagt Wolfgang Heubner, ebenfalls Sprecher. Stattdessen könne er die Vögel zwitschern hören.

Die bis 2019 steigende Zahl der Flugbewegungen bezeichnet er als Blase, die geplatzt ist. Die prognostizierten Wachstumsraten im Luftverkehr seien nie eingetreten. Flughafenbetreiberin Fraport habe sogar Billigflieger mit Schnäppchenpreisen anlocken müssen, um mehr Flugbewegungen zu erzielen.

Der drastische Rückgang wirke sich aber wenig auf die wirtschaftliche Entwicklung in Hessen aus, findet er. Der Flughafen habe also eine wichtige Funktion für das Rhein-Main-Gebiet, aber der oft zitierte „Jobmotor“ sei er nicht.

Vielmehr gelte es, den Luftverkehr auch künftig zu beschränken. Kurzstreckenflüge am besten ganz, fordern die Initiativen. Lässlich sei auch die Funktion als Drehkreuz, also dass Reisende von Fernfliegern auf Kurzstrecke umsteigen.

Schon vor der Corona-Krise seien die Fluggastzahlen zurückgegangen, referiert Heubner. Wegen der Klimadebatte. Das Land Bayern reagiere bereits, rücke den Bau einer dritten Bahn in München „in weite Ferne“. In Frankfurt reduziere die Lufthansa ihre Flotte um 20 Prozent auf 600 Flieger, stelle auch die Pilotenausbildung ein.

Ende Oktober geht der neue Berliner Flughafen in Betrieb. Auch das werde Auswirkungen auf Frankfurt haben, sagt Heubner. Vor diesem Hintergrund komme der Weiterbau von Terminal 3 einer „Fehlinvestitionen von Steuermitteln in Milliardenhöhe“ gleich.

„Wir gratulieren zum neunten Geburtstag der Fehlplanung“, schreibt auch Stephan Baumann vom hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in einer Pressemitteilung bitter. Der Umweltverband fordert eine Verkehrswende „auf der Basis einer zukunftsfähigen Verkehrsplanung statt des bisherigen Wachstumszwangs“.

Hieße: acht statt sechs Stunden Nachtflugverbot und die Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene. Ohnehin werde die Zahl der Geschäftsreisen auch nach Corona wohl eher sinken als steigen, sie würden ersetzt durch Telefon- und Videokonferenzen.

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