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Protest an der Börse

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Von: Baha Kirlidokme

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In der Unterzahl, aber laut: Demonstration vor der Deutschen Börse.
In der Unterzahl, aber laut: Demonstration vor der Deutschen Börse. © Christoph Boeckheler

Rheinmetall wird in den DAX aufgenommen und vor der Börse findet eine Aktion gegen den Konzern statt.

Wladimir Putin, Olaf Scholz, und der Sensenmann wurden am Montagmorgen vor der Deutschen Börse gesichtet. Genauer gesagt waren es Demonstrant:innen, die sich entsprechend verkleidet hatten.

Knapp 20 Menschen, sowohl junge als auch ältere, waren dem Aufruf mehrerer Organisationen aus der Zivilgesellschaft zu einer Protestaktion gegen die Aufnahme des Rheinmetall-Konzerns in den Dax gefolgt. „Dass jetzt mit Fresenius ein Unternehmen aus der Medizintechnik rausfliegt und dafür ein Rüstungsunternehmen aufgenommen wird ist tragisch symbolisch“, kommentierte Michael Schulze von Glaßer von der Deutschen Friedensgesellschaft.

Die Rheinmetallaktie lag zur Börseneröffnung am Montag bei einem Wert von 238 Euro, die von Fresenius bei 23,66 Euro. Im Deutschen Aktienindex, kurz DAX, sind die 40 umsatzstärksten deutschen Aktienunternehmen gelistet.

Die Demonstrierenden forderten die Enteignung des Rüstungsunternehmens und den Stopp seiner Waffenproduktion. Rheinmetall gilt vielen als sogenannter Kriegsprofiteur. Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist der Aktienkurs des Konzerns um rund 34 Prozent gestiegen. „Rheinmetall hat natürlich ein Interesse an der aktuellen Lage“, erklärte von Glaßer. Derlei Kapitalinteressen gebe es natürlich auch auf russischer Seite.

Die Frage nach eine Lösung für den Ukrainekrieg spaltet offensichtlich die Gesellschaft. So gibt es laut ARD-Deutschlandtrend zumindest für die Ausweitung von Waffenlieferungen an das angegriffene Land keine Mehrheit. Die Argumentation der Lieferbefürworter ist, andernfalls lasse man die Ukrainer:innen im Stich, statt sie in ihrem Recht auf Selbstverteidigung zu unterstützen.

Auf den Treppen vor der Börse sind auch die Meinungen der Demonstrant:innen etwas gespalten. „Attac“ bekennt sich zum Selbstverteidigungsrecht der Ukraine. Waffenlieferungen befürwortet Roland Süß, Projektkoordinator der Nichtregierungsorganisation, jedoch nicht ausnahmslos. Die mit zunehmenden Lieferungen verbundene Gefahr dürfe man nicht ignorieren. „Mit Aufrüstung wird nur auf den Abschreckungsmechanismus gesetzt“, sagte er. Aufrüstung führe zu einer Rüstungsspirale, aus der es schwierig sei, wieder herauszukommen.

Christa Führer-Rossmann von der „Offenbacher Friedensinitiative“ lehnt Waffenlieferungen ab. Innerhalb der deutschen Friedensbewegung das Thema umstritten, weil kompliziert – es gebe in dieser Frage nicht nur schwarz oder weiß. Sie und weitere Mitglieder der Initiative betonten, die Bundesregierung müsse ihre Bemühungen um Friedensverhandlungen intensivieren.

Dies sei durchaus möglich, sagte Führer-Rossmann und führte als Beispiel einen Bericht der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Foreign Affairs“ auf, laut dem es im April vorigen Jahres durchaus zu Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland gekommen sei.

Von Glaßer, ebenfalls ein Aufrüstungsgegner, sieht das Recht der Ukrainer:innen auf Selbstverteidigung, gab allerdings zu bedenken, der Fokus werde falsch gesetzt: „Deutschland hat mehr Panzer als Rettungswagen in die Ukraine geschickt“, monierte er. „Wir stehen an der Seite der ukrainischen Bevölkerung, aber das geht nicht ohne humanitäre Hilfe.“

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