Prorussischer Autokorso in Frankfurt geplant

In einer russischen Telegramgruppe wird zu einer Fahrt durch die Frankfurter Innenstadt aufgerufen. Die ukrainische Community plant Gegenkundgebungen. CDU-Chef Uwe Becker fordert ein Verbot.
Frankfurt – In einer russischen Telegramgruppe ist für Sonntag zu einem prorussischen Autokorso durch Frankfurt aufgerufen worden. Von einem Parkplatz in Kalbach aus wollen die Demonstrierenden ab 13 Uhr über die Friedberger Landstraße, die Alte Oper, die Paulskirche zum Hauptfriedhof. Dort sollen Blumen für russische und sowjetische Soldaten niedergelegt werden.
„Wir haben eine Anmeldung für 500 Fahrzeuge vorliegen, prüfen jetzt alle Optionen“, sagt Karin Müller, Leiterin des Ordnungsamts. In der ukrainischen Community regt sich bereits Widerstand und es sind Gegenkundgebungen in Planung. Der Frankfurter CDU-Vorsitzende Uwe Becker findet, dass die Stadt Frankfurt die Demonstration verbieten muss.
„Im Angesicht schrecklicher Kriegsverbrechen zielt die beabsichtigte Demonstration ganz offensichtlich nicht auf eine Distanzierung vom Krieg, sondern auf eine Sympathiebekundung für die russische Politik ab. Dies gefährdet den inneren Frieden in unserem Land und die öffentliche Ordnung.“
Prorussischer Autokorso in Frankfurt: Verwendung von Propagandazeichen
In dem Aufruf „Gegen die Diskriminierung Russisch sprechender Bürger“ wird dafür geworben, mit russischen Fahnen, aber auch Flaggen anderer Länder zu kommen sowie das Georgsbändchen zu tragen. Dabei handelt es sich um ein militärisches Abzeichen mit drei schwarzen und zwei orangenen Streifen, das seit dem Kriegsausbruch im Osten der Ukraine im Jahr 2014 als Unterstützungssymbol für die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin steht.
In dem Aufruf ist zudem der kyrillische Buchstabe „3“ durch ein „Z“ ersetzt worden, dies ist das Propagandazeichen für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. „Das primäre Ziel ist eine Provokation, um eine Gegenreaktion auszulösen“, sagt Stepan Rudzinskyy, Vorsitzender des Ukrainischen Vereins Frankfurt. Albina Nazarenus-Vetter, Geschäftsführerin des hessischen Landesverbands der Deutschen Jugend aus Russland, verurteilt den Aufruf aufs Schärfste: „Wir appellieren an unsere Landsleute, daran nicht teilzunehmen“, sagte sie.
Bereits vor einer Woche gab es einen ähnlichen Autokorso in Bonn. Am vergangenen Sonntag hat ein Korso mit rund 900 Fahrzeugen in Berlin für Empörung gesorgt. (Timur Tinç)