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Frankfurt und Offenbach
Promis werben für die Maske
- vonTimur Tinçschließen
Frankfurt und Offenbach starten mit fünf Prominenten die gemeinsame Kampagne „Willste? Musste! in sozialen Medien, um mehr Menschen für die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln vor allem im Privaten zu erreichen.
Es macht sie manchmal schon mürbe. Wenn Heidi Jung auf dem Markt steht und die Leute immer wieder auf die geltenden Hygieneregeln aufmerksam machen muss: Abstand halten, Maske tragen. „Kürzlich war wieder einer da, der sich über jemanden gebeugt hat und dann gesagt hat: ja, aber ich trage doch eine Maske“, erzählt die Gärtnerin, die vor allem unter dem Namen „Tomaten-Heidi“ bekannt ist. Weil sie es trotzdem für dringend notwendig hält, die Menschen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie zu sensibilisieren, hat sie bei der gemeinsamen Kampagne der Städte Offenbach und Frankfurt: „Willste? Musste!“ gerne mitgemacht.
„Willste gute Tomaten? Musste Maske tragen!“ oder „Willste wieder ein Festival rocken? Musste Maske tragen!“, lauten zwei der fünf Kampagnensprüche. Die Kurzfilme und Fotos werden demnächst in den sozialen Netzwerken der beteiligten Prominenten, der beiden Städte sowie an öffentlichen Tafeln, zum Beispiel der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), zu sehen sein. Die zentrale Botschaft: Wenn man schon bald wieder den normalen Alltag haben will, muss man sich überall an die Abstands- und Hygieneregeln halten und einschränken.
„Das Coronavirus respektiert keine Stadtgrenzen“, sagte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Deshalb werden die Tore in Richtung Offenbach jetzt auch emotional geöffnet. Sein Offenbacher Amts- und Parteikollege Felix Schwenke sprach von einem „verzweifelten Kampf“, um die Menschen zu erreichen, damit sie die Regeln ernst nähmen. Beide Stadtoberhäupter seien jedoch zur Erkenntnis gelangt, „dass es Menschen gibt, die über klassische Kommunikationsformen wie Fernsehen, Radio oder Zeitung nur bedingt zu erreichen sind.“
Seit dem 26. Oktober liegt die Sieben-Tages-Inzidenz in Offenbach über 200. Als beide Städte erstmals über die Kampagne gesprochen haben, lag sie bei knapp über 50. „Die Allermeisten halten sich am Arbeitsplatz und draußen an die Regeln. Das Risiko ist in privaten Wohnungen aber genauso groß“, betonte Offenbachs Gesundheitsdezernentin Sabine Groß (Grüne). Deshalb sei es wichtig, gemeinsam breit zu informieren und neue Kommunikationswege zu nutzen, „um viele Menschen, gerade auch die jungen zu erreichen“, sagte Groß. Ihr Frankfurter Amts- und Parteikollege Stefan Majer berichtete, dass die Zahl der freien Intensivbetten in der Stadt Frankfurt auf ein Minimum gesunken sei und die Situation „verdammt ernst ist“. Sollten sich die Zahlen weiterentwickeln wie bisher, müsse die Stadt Frankfurt demnächst auch eine Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr einführen. In Offenbach gilt sie ab der Nacht von Freitag auf Samstag um 0 Uhr.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wurden vor allem Multiplikatoren gesucht, die in den sozialen Netzwerken sehr aktiv sind. Der Frankfurter Younes Zarou hat allein auf der Videoplattform Tiktok 19,5 Millionen Follower. Aber auch die Offenbacher Radiomoderatorin Evren Gezer (FFH) und der Radiomoderator Benne Schröder (YouFM) haben fünfstellige Followerzahlen. Ebenfalls mit dabei ist Ata Macias, der Gründer des Technoclubs „Robert Johnson“ am Offenbacher Mainufer.
Er hat in erster Linie aus Verantwortungsgefühl bei der Kampagne mitgemacht, wie er sagt. „Ich will meinem Vater und Opa in die Augen schauen können“, sagt Macias. Das Robert Johnson habe schon früh dichtgemacht, weil es keine Virenschleuder sein wollte.
Die gemeinsame Kampagne kostet rund 100 000 Euro. „Die Filme sind authentisch und wir wollen keine künstlichen Reichweiten erzielen“, sagt Mirco Overländer vom Frankfurter Presse- und Informationsamt. Die Audioaufnahmen könnten unter anderem für das Radio benutzt werden.
Heidi Jung ist heilfroh, dass sie weiterhin ihre Tomaten verkaufen kann. Dafür nimmt sie die momentanen Einschränkungen gern in Kauf. „Es gibt keinen sichereren Ort, als den Markt unter freiem Himmel und unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln.“ Diese Botschaft wird sie den Menschen jetzt nicht nur auf dem Markt, sondern auch über Plakate und einen Kurzfilm vermitteln.