Gemeindetreff soll Nachbarschaftszentrum werden
Der ehemalige Gemeindetreff in Westhausen soll ein sozial-medizinisches Nachbarschaftszentrum werden. So könnte auch die Ärzteversorgung in der Siedlung gesichert werden, finden Ortsbeirat, Anwohnerinnen und Anwohner.
Ortsbeirat und Bürger:innen haben sich am Dienstagabend für die Idee ausgesprochen, dass in dem ehemaligen evangelischen Gemeindetreff an der Kollwitzstraße 5-7 ein sozial-medizinisches Nachbarschaftszentrums entstehen soll. Initiiert wurde der Vorschlag von Engagierten aus Westhausen, die ihr Anliegen in der Bürgerfragestunde der Ortsbeiratssitzung vorstellten.
Die Nachfrage nach einem Nachbarschaftszentrum in Westhausen sei groß, erläuterte Beckus Beckmann von der Gruppe. Der im Sommer eröffnete kleine „Nebenan“-Treff im Westring „ist sehr schnell an seine Kapazitätsgrenze gestoßen“. Um den Bedarf abzudecken, hat die Gruppe mit Unterstützung des Quartiersmanagements der Caritas ein Konzept für die Nutzung des Gemeindetreffs, den die Stadt erworben hat, entwickelt und „schon fast 500 Befürworter-Stimmen gesammelt“.
Unter einem Dach könnten niedergelassene Ärzte, Seniorentreff, Hausaufgabenhilfe und andere nachbarschaftliche Angebote unterkommen. Das Zentrum soll die Begegnung und den Austausch der Menschen in der Siedlung ermöglichen. Zudem lasse sich so die derzeit unzureichende medizinische Versorgung in Westhausen verbessern, ergänzte Bewohnerin Sabine Rohner. Zugleich lehnten mehrere Bürger:innen und Ortsbeiratsfraktionen eine weitere Schul- oder Betreuungseinrichtung auf dem Areal ab.
Die Idee hatte im Vorfeld bereits einige Fraktionen überzeugt, die vier Anträge für die Sitzung vorbereitet hatten. SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Sasse teilte in der Fragestunde mit, dass sich Grüne, CDU und SPD auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt haben. Dieser wurde in der Sitzung einstimmig verabschiedet. Demnach soll der Magistrat das Konzept prüfen, ebenso die Möglichkeit, zusätzlich ein Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung zu realisieren. Bis final über die künftige Nutzung des Areals und der Gebäude entschieden ist, regt der Ortsbeirat an, dort Geflüchtete unterzubringen.
„Das ist eine gute Lösung für die Übergangszeit“, fand Anwohner André Leitzbach. Auch die Westhausener Kinderbeauftragte Corinna Kratz-Banava begrüßte „die Idee als gute temporäre Nutzung“. Eine Anwohnerin befürwortete zwar die Einrichtung des Nachbarschaftszentrums, befürchtete aber, dass sich die nicht so schnell umsetzen werde, wenn der Treff erst einmal von anderen genutzt werde.
Damit es zu keiner unnötigen Verzögerung kommt, schlug Anwohner Thomas Laufer vor, Geflüchtete nur in dem Wohnhaus des früheren Gemeindetreffs unterzubringen. Nachdem bereits 2008 der Bürgertreff dicht gemacht worden war, war der 2019 geschlossene Gemeindetreff „der letzte Zufluchtsort“ für soziales Leben in der Siedlung, betonte Laufer. Zuspruch für das Nachbarschaftszentrum kam von Sozialbezirksvorsteherin Margarete Keller. Ein solcher Standort nah bei den Menschen ermögliche eine bessere Einbindung der Sozialpfleger:innen. Unterstützung für das Projekt signalisiert ebenso der Sozialverband VdK Kreisverband Frankfurt und seine Vorsitzende Hannelore Schüssler, berichtet Oliver Wittich von der Anwohner-Gruppe.
Auch Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) kann der Idee des Nachbarschaftszentrums viel abgewinnen: „Bürgerschaftliches Engagement ist eine wesentliche Grundlage für das soziale Leben in unseren Stadtteilen. Und es gilt, Strukturen zu schaffen, die dieses Miteinander begünstigen. Möglichkeiten für Treffpunkte und zur Selbstorganisation von Bürger:innen in den Quartieren sind sehr zu begrüßen.“