Post-Corona-Innenstadt beleben

Aktionstag der Initiative Making Frankfurt soll Menschen ermutigen, sich mit ihren Ideen einzubringen. Die Aktion stellte den Auftakt für ein Stadtentwicklungsprojekt dar, das vom Bundesinnenministerium und der Stadt gefördert wird.
Das Loch an der Hauptwache in ein Amphitheater verwandeln. Die Eintracht-Fußballer zu Trainingszwecken mit dem Äpplerbike durch die dann autofreie Innenstadt radeln lassen. Und mit dem nicht mehr genutzten Schmiermittel eine Ölschuhbahn vor dem Hauptbahnhof eröffnen. Die Bürger:innen Frankfurts lassen sich einiges einfallen, wenn es darum geht, Visionen für ihre Stadt zu entwickeln. Zugegeben: Nicht alles ist realistisch oder wirkt auf jeden attraktiv. Doch bei derartigen Gedankenspielen könnte auch etwas herauskommen, was irgendwann zur Realität wird.
Der Aktionstag „Post-Corona-Innenstadt Frankfurt“ der Initiative Making Frankfurt am vergangenen Samstag sollte die Bevölkerung der Großstadt dazu anregen, in dieser Richtung kreativ zu sein oder sich inspirieren zu lassen von Künstler:innen, die sich auf den gelben Quadraten präsentierten, die an verschiedenen Stellen angelegt waren. Die Meetup-Gruppe „Speculative Futures“ lud zu einem Spiel ein, bei dem etwa die Nutzung der Neuen Altstadt in 100 Jahren ausgearbeitet werden sollte. Die im Februar gegründete Solon GmbH, die sich für die Beteiligung der Masse starkmacht, fand bei ihren Befragungen auf der Straße heraus, dass sich die meisten Menschen mehr Grün wünschten und viele nur noch auf die Zeil gingen, wenn sie müssten, erklärte Geschäftsführer Markus Illing. Die Choreographin Marika Ostrowska-Geiger probte mit ihrer AMP Dance Company in der Öffentlichkeit für ein neues Stück, als Beispiel dafür, wie sich neue Räume für die Kunst erschließen lassen. Die Fotografin Vero Bielinski stellte Gesichter aus, die sich wie Teilchen unter einem Mikroskop in einer Mischung aus Wasser und Öl aufzulösen schienen und so die Brücke schlugen zum Thema Pandemie.
Die gesamte Aktion stellte den Auftakt für ein Stadtentwicklungsprojekt dar, das vom Bundesinnenministerium mit 275 000 Euro gefördert wird. Die Stadt selbst schießt die gleiche Summe noch mal dazu, so dass sich ein Topf von rund 550 000 Euro ergibt.
Insgesamt 222 Kommunen hatten sich deutschlandweit für das drei Jahre lang laufende Programm beworben, das darauf abzielt, in den Städten Konzepte für einen Wandel zu erarbeiten, durch den ihre Zentren zukunftssicher und krisenfester werden. 17 wurden dafür ausgewählt.
Die Pandemie hat Probleme aufgeworfen: Einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe haben die Zeit der Zwangsschließung nicht überlebt, andere wollen oder müssen sich verkleinern. Ein anderes Verkehrskonzept ist ebenso im Gespräch wie der Wunsch nach einer insgesamt attraktiveren Gestaltung der City.
Planungsdezernent Mike Josef (SPD) wirbt um Ideen, mit denen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert werden könnte. Die Beteiligung der Bürger:innen und die Vernetzung der Akteur:innen bildeten speziell in Frankfurt den Schwerpunkt des Programms, erklärt die Architektin Andrea Schwappach, die Anfang August eine eigens eingerichtete Stelle im Stadtplanungsamt antrat. Aktionen wie jene am Samstag seien dazu da, Mut zu machen, sich einzubringen. Jeder und jede sei gefragt; es werde runde Tische geben und die Politiker:innen arbeiteten dezernatsübergreifend zusammen.
„Das Ganze ist ein lernendes Projekt“, sagt Schwappach. Es gebe keine Zielformulierung. Vieles sei vorstellbar, man könnte Dinge ausprobieren und wieder verwerfen. Weg wolle man vom monofunktionalen Shopping, das nicht mehr zeitgemäß sei. Die Innenstadt könnte eine Arena werden, eine Agora, ein Anziehungs-, ein Treffpunkt. Wohnen könnte eine wichtigere Rolle spielen.
„Die Menschen sollen wissen, dass sie etwas bewegen können“, sagt Schwappach. Aber dafür müssten sie erst mal aus der Paralyse herauskommen, in die die Pandemie sie gedrängt habe. Der Anfang dazu sei gemacht.