Polizeipräsidium Frankfurt: Leitender Polizeibeamter geschasst

Ein ehemaliger Sonderermittler im Fall NSU 2.0, Hanspeter Mener, soll nicht mit Polizeipräsident Müller kommuniziert haben.
Es ist ein Paukenschlag bei der Frankfurter Polizei. Einer der führenden Köpfe des Polizeipräsidiums, Hanspeter Mener, wurde seines Postens als Leiter der Abteilung Einsatz entbunden. Es sei zwischen ihm und Polizeipräsident Stefan Müller „zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust“ gekommen, heißt es in einem Statement der Polizei.
Müller fühlte sich zuletzt bei größeren Einsätzen schlecht oder gar nicht von Mener informiert – oder wie es in dem am Donnerstag verbreiteten Statement der Polizei heißt: „Zwischen dem kommissarischen Leiter der Abteilung Einsatz und der Behördenleitung des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main gab es in der jüngeren Vergangenheit unterschiedliche Grundauffassungen zur Art und Weise der Informationsbewertung und -weitergabe.“ Mit dem Statement bestätigt die Polizei einen Vorab-Bericht der „FAZ“.
Personalien bei der Polizei sind für die Öffentlichkeit meist kein großes Thema, Mener aber wurde einer großen Öffentlichkeit als Sonderermittler der hessischen Polizei zum NSU 2.0 bekannt. Innenminister Peter Beuth hatte den Leiter der Frankfurter Kriminalpolizei im Juli 2020 eingesetzt, um die Urheberschaft der Drohbriefserie zu klären. Es dauerte nicht lange, da wurde Mener in den Drohschreiben selbst zum Opfer der rechten Hetze.
Im März 2022 übernahm Mener kommissarisch die Leitung der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium von Thomas Seidel, der als Inspekteur der Polizei nach Wiesbaden wechselte. Aus der Landeshauptstadt wiederum kam im Sommer Stefan Müller als Nachfolger von Gerhard Bereswill nach Frankfurt. Die Kommunikation zwischen Mener und Müller lief für letzteren offenbar nicht wie gewünscht.
Medienberichte, wonach Mener über den Fall von Eintracht-Präsident Peter Fischer gestolpert oder gar ein Bauernopfer der überdimensioniert wirkenden Ermittlungen sein könnte, wies Polizeisprecher Thomas Hollerbach zurück: „Es geht nicht um inhaltliche Dinge.“ Maßnahmen wie die Durchsuchung von Fischers Wohnung oder die Haarprobe eines 13-Jährigen seien ohnehin Sache der Staatsanwaltschaft.
Polizeisprecher Hollerbach betonte, Mener sei ohnehin nur kommissarisch mit dem Amt Leiter Einsatz betraut worden. Die einjährige Probezeit hätte im März geendet. Nun habe Polizeipräsident Müller dem Landespolizeipräsidium mitgeteilt, „dass sich Herr Mener in der Zeit der kommissarischen Beauftragung nicht bewährt hat“, heißt es in der Stellungnahme abschließend. Gleichwohl räumte Hollerbach auf Nachfrage der FR ein, ob Mener auch von seinem etatmäßigen Posten als Leiter der Kriminaldirektion entbunden werde, soll geprüft werden.
Bis zum Mittwochabend waren lediglich die Führungskräfte über die Absetzung des als Vorzeigebeamter geltenden und beliebten Mener informiert worden. Die Öffentlichkeit wird die Personalie zur Kenntnis nehmen. Intern, so räumte Hollerbach ein, sei die Absetzung „ein viel größeres Thema“.
In einer früheren Version hatten wir eine andere Aussage zu Meners beruflicher Zukunft stehen.