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Pflegeheime in Frankfurt sind für Impfpflicht

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Von: Steven Micksch

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Die meisten Mitarbeiter:innen in den Altenheimen sind bereits geimpft.
Die meisten Mitarbeiter:innen in den Altenheimen sind bereits geimpft. © Renate Hoyer

Die Pflegeeinrichtungen in Frankfurt wären für eine berufsspezifische Impfpflicht. Einige würden eine Ausweitung auf alle bevorzugen.

Über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wird seit Tagen in der Bundespolitik diskutiert. Besonders Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen stehen dabei immer wieder im Fokus. Doch was sagen die Heime selbst dazu?

Der Leiter des Franziska-Schervier-Seniorenzentrums und des Pfarrer-Münzenberger-Hauses in Frankfurt, Bernd Trost, sagt, „ich und ein Großteil meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden eine Impfpflicht für Senioreneinrichtungen begrüßen“. Einen Präzedenzfall gebe es bereits, schließlich dürfe er niemanden mehr beschäftigen, der nicht gegen Mumps, Masern und Röteln geimpft sei. Durch Corona seien die Bewohner:innen aber viel stärker gefährdet. „Es besteht Handlungsbedarf.“ In beiden Einrichtungen habe er eine Impfquote unter den Beschäftigten von etwa 82 Prozent. Wenn man Personen abziehe, die aus wichtigen Gründen von einer Impfpflicht ausgenommen wären, gebe es im Seniorenzentrum 20 Angestellte, die sich dann impfen lassen müssten. „Das Risiko, dass diese Angestellten dann weggehen, würde ich eingehen“, sagt Trost. Er glaube aber auch, dass die meisten die Arbeitsstelle nicht verlassen würden, weil es eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit in den beiden Einrichtungen gebe.

Ute Bychowski, Fachbereichsleiterin der stationären und teilstationären Pflege beim Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, geht noch einen Schritt weiter. „Die Impfpflicht sollte es geben, ja. Aber für alle.“ Zwar würde eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen helfen, aber gerecht und sinnvoll wäre die Beschränkung nicht. „Es wäre ungeschickt, dass alles allein auf die Pflege abzuwälzen.“ Im Pflegebereich sei der Anteil der geimpften Menschen eh schon sehr hoch. Zwar sieht Bychowski, dass jede geimpfte Person hilfreich sei, aber der Pflegebereich sei nicht der richtige Ansatzpunkt, um die Zahl der Geimpften signifikant zu erhöhen.

Sie gibt zudem zu bedenken, dass viele Bewohner:innen immer noch mobil seien und sich nicht nur in den Einrichtungen aufhielten. „Der größte Schutz für die Menschen bei uns wäre, wenn draußen mehr geimpft würde.“ Einen geschützten Raum zu kreieren, würde nicht funktionieren. Bychowski hätte auch Probleme, den Mitarbeiter:innen zu erklären, wieso bei den Besucher:innen dann keine Impfpflicht bestehe, obwohl sie auch ins Haus kämen.

Einheitliche Regeln

Diese Problematik sieht auch Gerhard Eiselen, Abteilungsleiter der Alten- und Krankenpflege bei der Caritas Frankfurt. „Mittlerweile sind wir auch für eine Impfpflicht. Unsere Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hat das vor kurzem auch öffentlich erklärt.“ An einer Impfpflicht im Pflegebereich hänge dann aber eben noch mehr. Das Ganze müsse dann für alle Beschäftigten, etwa in der Hauswirtschaft, gelten. Auch Lieferanten und Besucher:innen müssten strenggenommen dann den Regeln unterliegen. „Wir würden es begrüßen, wenn die Regelung dann einheitlich ist.“

Das Regierungspräsidium (RP) Gießen teilte mit, dass in den hessischen Altenheimen derzeit etwa 330 Bewohner:innen mit dem Coronavirus infiziert seien. Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien zuletzt rund 220 positiv auf das Virus getestet worden. In den 831 Altenpflegeeinrichtungen in Hessen leben insgesamt rund 56 800 Menschen. 120 Einrichtungen seien von Infektionen betroffen, 68 Heime hätten aktuell positiv getestete Bewohner:innen. Seit Beginn der Pandemie starben in den Heimen nach den Zahlen des RP fast 3490 Personen an oder mit Sars-CoV-2. mit dpa

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