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Paulsplatz bebauen, oder nicht? In Frankfurt soll ein Haus der Demokratie entstehen

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Von: Julia Lorenz, Simone Wagenhaus

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Neben der Frankfurter Paulskirche soll ein Haus der Demokratie entstehen. Eine Kommission legt den Stadtverordneten ihre Empfehlung vor.

Frankfurt – Ein Haus der Demokratie? Ja. Auf dem Paulsplatz neben der Paulskirche? Nein. Aber wo sonst? Darüber wird in Frankfurt diskutiert, seit eine Expertenkommission unter Leitung des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Volker Kauder (CDU) jüngst empfohlen hat, die Paulskirche als „eindrucksvollen Erinnerungsort der deutschen Demokratiegeschichte“ aufzuwerten und ein benachbartes Haus der Demokratie zu bauen. Am Montagnachmittag (8. Mai) nun waren einige Mitglieder der Kommission, darunter auch Kauder selbst, in den Plenarsaal des Römers gekommen, ihre Ideen zu präsentieren. Bereits in der vergangenen Woche wurde der Bericht den Fraktionen zugeschickt.

Die Reaktionen in der Politik, aber auch bei den Frankfurtern sind verhalten. Vor allem eine Bebauung des Paulsplatzes wird kritisch gesehen. So auch vom CDU-Stadtverordneten Robert Lange. Er war einer der sehr wenigen Politiker, die sich Zeit genommen hatten, sich den Bericht anzuhören. „Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass wir in Frankfurt nicht alle Freiflächen bebauen dürfen“, sagt Lange. Er liebe den freien Blick auf die Paulskirche. Und der unbebaute Paulsplatz werde unter anderem für den Weihnachtsmarkt benötigt und von Touristen und Einheimischen gerne genutzt. Das bedeute aber nicht, dass er das Haus der Demokratie nicht für „sehr wichtig“ erachte. Im Gegenteil. „Die Demokratie ist ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss.“ Deshalb begrüße er die geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen in dem zusätzlichen Gebäude. Als Standort schlägt er den Parkplatz an der Berliner Straße westlich der Paulskirche vor.

Ist auf dem Paulsplatz künftig noch Platz für Selfies? Michael Schick
Ist auf dem Frankfurter Paulsplatz künftig noch Platz für Selfies? © Renate Hoyer

Paulskirche in Frankfurt: „Wir müssen die Sache offen angehen“

Der Stadtverordnete Christoph Rosenbaum (Grüne) nennt den Bericht „eine gute Grundlage“ für die weiteren Planungen. „Aus der Paulskirche und dem Haus der Demokratie soll ein Leuchtturm der Demokratie werden, das gefällt mir“, sagt er, erinnert aber daran, dass die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt eine Bebauung des Paulsplatzes in ihrem Koalitionsvertrag ausgeschlossen hat. „Das unterstütze ich.“

FDP-Fraktionschef Yanki Pürsün, der sich noch vor eineinhalb Wochen klar gegen eine Bebauung ausgesprochen hatte, kommt hingegen ins Grübeln. „Die Kommission hat verdeutlicht, dass die Paulskirche und das Haus der Demokratie nebeneinander sein müssen“, so Pürsün. Denn das Haus der Demokratie solle die Paulskirche aufwerten. „Deshalb lautet mein Fazit: ‚Wir müssen die Sache offen angehen und einem Wettbewerb überlassen, ob uns eine Bebauung überzeugen kann.‘“

Symposium im Haus am Dom

Am Dienstag, 16. Mai, werden ab 16 Uhr die Empfehlungen der Kommission gemeinsam mit einigen Experten auf einem Symposium im Haus am Dom in zwei Diskussionsrunden debattiert. Der Eintritt ist frei.

Paulskirche in Frankfurt: Die Politiker müssten behutsam an den Paulsplatz herangehen

Da kann ihm SPD-Fraktionschefin Ursula Busch nur beipflichten. Wichtig und richtig habe sie den Appell Kauders gefunden, nicht sofort alle Ideen einzuschränken, auch nicht, was das Haus der Demokratie betrifft. „Ich bin begeistert, wie viele Menschen beim Thema mitreden wollen. Das ist etwas, dass die Frankfurter quer durch alle Schichten bewegt“, so Busch. Deshalb müssten die Politiker behutsam an den Paulsplatz herangehen – eben weil so viele Herzen dran hängen.

„Wir haben Zeit. So ein Haus bauen wir einmal – und das will gut bedacht sein“, sagt Busch. Sie stehe jedoch weiter zum Koalitionsvertrag, der vorsieht, dass der Paulsplatz nicht so zugebaut werden dürfe, dass dort keine Versammlungen mehr stattfinden können. Das sei wichtig für die Menschen in der Stadt, wie sich zum Beispiel nach dem Terrorakt von Hanau gezeigt habe, als spontan Tausende gekommen waren, um der Opfer zu gedenken. „Der Paulsplatz ist neben dem Römerberg das Herz der Stadt. Und noch dazu ist er einer der schönsten in der Stadt.“ (Simone Wagenhaus und Julia Lorenz)

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