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Paulskirchenfest: Frankfurt feiert die Demokratie

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Von: Florian Leclerc

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Tausende verfolgten den Auftritt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung des Paulskirchenfests.
Tausende verfolgten den Auftritt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung des Paulskirchenfests. © Renate Hoyer

Bundespräsident Steinmeier eröffnet das viertägige Paulskirchenfest in Frankfurt, bei dem es mehr als 150 Veranstaltungen gibt.

Frankfurt - Mit einem stimmvollen „Guten Tag Frankfurt“ hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag das viertägige Paulskirchenfest eröffnet. Von der Römerberg-Bühne aus schaute er in Tausende erwartungsvolle Gesichter, die teilweise Stunden an den Absperrgittern gewartet hatten, um den Bundespräsidenten zu hören und zu sehen.

Steinmeier wiederholte nicht die ausführliche Rede, die er zuvor beim Festakt in der Paulskirche gehalten hatte, sondern beschwor kurz und bündig, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten seien, sondern erstritten und erkämpft werden müssten. Die Menschen auf dem Römerberg und in Deutschland stünden dabei auf den Schultern der Abgeordneten der Nationalversammlung, die das vor 175 Jahren in der Paulskirche getan hätten.

Paulskirchenfest in Frankfurt: Ei Gude“ statt „Guten Tag“

„In Frankfurt sagen wir etwas anderes zur Begrüßung“, mahnte ihn allerdings der Moderator, „und zwar ‚Gude!‘“, was Steinmeier nicht unbeantwortet ließ: „Gude“, rief er mit kräftiger Stimme ins Mikrofon.

Steinmeier schüttelt Hände.
Steinmeier schüttelt Hände. © Renate Hoyer

„Eigentlich sagen wir in unserer Heimat ‚Ei Gude!‘“, korrigierte ihn daraufhin Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Den Spaß beiseite lassend erinnerte sie an die NS-Zeit, die Shoa und den Mord an Walter Lübcke, um zu betonen, dass die Demokratie wachsam und wehrhaft sein müsse.

Ein sprichwörtliches Bad in der Menge nehmend lief Steinmeier umringt von einem Tross von Sicherheitskräften und Journalist:innen händeschüttelnd von der Paulskirche zum Römerberg – und nach den Eröffnungsworten – weiter zum Mainkai, wo er sich beim Infostand des Museums für Angewandte Kunst die „Demokratiehocker“ erklären ließ.

Paulskirchenfest in Frankfurt: Demokratiehocker bauen

Frankfurt und die Region bewerben sich derzeit dafür, Weltdesignhauptstadt 2026 zu werden. Die Hocker seien das Mittel, die Menschen zum Mitmachen zu bewegen, mit Sägen, Hämmern, Schleifen, erläuterte Projektleiter Olaf Ginter vom Museum Angewandte Kunst. Die drei Beine der Hocker stünden für die drei Säulen der Demokratie.

Die vierte Säule der Demokratie hat unterdessen einen Infostand am Mainkai nahe dem Eisernen Steg aufgebaut. FR-Redakteur George Grodensky blätterte im FR-Geschichte-Heft „Demokratie – made in Frankfurt“, das die FR-Redaktion zum Paulskirchenjubiläum zusammengestellt hat (98 Seiten, 8,90 Euro).

FR erleben

Beim Paulskirchenfest können Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit Redakteurinnen und Redakteuren der Frankfurter Rundschau ins Gespräch kommen. Der Infostand der FR befindet sich auf der Infomeile am nördlichen Mainufer, Mainkai 30, nahe dem Eisernen Steg. Der Stand ist bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, geöffnet; es gibt unter anderem Bücher und Ausgaben der Reihe „FR-Geschichte“ zu kaufen.

Am Samstag von 12 bis 14 Uhr können Sie mit Karin Dalka, der stellvertretenden FR-Chefredakteurin, ins Gespräch kommen. Von 14 bis 16 Uhr steht Stefan Kuhn, Ressortleiter im Lokalen und Regionalen, für Ihre Fragen bereit. Von 15 bis 16 Uhr kommt zudem Jens Joachim von der Darmstadt-Außenredaktion der FR hinzu.

Am Sonntag, 12 bis 16 Uhr, hat sich FR-Chefredakteur Thomas Kaspar zur Standbetreuung angekündigt. Ihn unterstützen Thomas Schwab, Leiter der FR-Wirtschaftsredaktion, von 12 bis 13 Uhr und FR-Chefreporter Pitt von Bebenburg von 13 bis 14 Uhr. Kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Ihre Fragen! fle

Zwei Hefte habe er schon verkauft, sagte er. Und zwei FR-Blöcke mit der Aufschrift „Für Menschen mit Haltung“ verteilt – die gebe es gratis. Der nette Besucher aus Hanau habe trotzdem fünf Euro in die Kaffeekasse geworfen und sich für die Blöcke bedankt – der Dank geht zurück!

Kostenlos ist während des viertägigen Fests der Eintritt in die städtischen Museen und weiterer Projektpartner wie das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum, das noch bis Sonntag einen 25-minütigen Film über die Paulskirche zeigt.

Freier Eintritt in die Museen bei Paulskirchenfest in Frankfurt

Nach dem freien Eintritt in die Museen hätten sich die Menschen am häufigsten erkundigt, berichtet Aino Kelle vom Kulturamt am Infostand am Mainkai. Die Menschen wollten wissen, welchen Museen mitmachten, welche Angebote es gebe und wo die Museen seien. Sie habe auch Stadtpläne verteilt.

Auf dem Paulsplatz laden „Freiheitsbäume“, die mit Gedichten dekoriert wurden, zum Lesen ein.
Auf dem Paulsplatz laden „Freiheitsbäume“, die mit Gedichten dekoriert wurden, zum Lesen ein. © Renate Hoyer

Am Mainkai und am Römerberg hat die Stadt zwei Bühnen aufgebaut, auf denen bis Sonntag Konzerte und weitere Veranstaltungen zu sehen und zu hören sind. Am Paulsplatz steht die „Jahrhundertglocke der Paulskirche“, die am 18. Mai 1948 zum ersten Mal läutete.

In sogenannten Fernsprechern können Besucherinnen und Besucher auf dem Paulsplatz mit historischen Persönlichkeiten telefonieren: Schauspieler:innen vom „Cockpit Collective“ der Schaubühne Lindenfels in Leipzig erscheinen dabei auf dem Tablets und mimen Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang Goethe, Robert Blum oder Margarete Mitscherlich. Daraus ergibt sich ein bis zu 15-minütiges Gespräch, wenn die Besucherinnen und Besucher sich darauf einlassen. „Bei Anruf Demokratie“ kostet 50 Cent.

Zeitreise durch deutsche Geschichte

Kostenlos und gut besucht ist das Zelt von Time Ride auf dem Paulsplatz, die eine virtuelle Deutschlandreise anbieten. Wer geduldig genug ist, in der Schlange zu warten, bekommt eine VR-Brille aufgesetzt, die die Menschen mit auf eine Reise durch 2000 Jahre deutscher Geschichte nimmt: von den Römern am Limes über Kaiser Barbarossas Aufbruch zum Kreuzzug bis zur Nazizeit und den kriegszerstörten Städten nach dem Zweiten Weltkrieg. Die etwa zehnminütige Show endet mit dem Fall der Berliner Mauer.

In Fernsprechern kann man mit historischen Persönlichkeiten telefonieren.
In Fernsprechern kann man mit historischen Persönlichkeiten telefonieren. © Renate Hoyer

Schon am Donnerstagabend zeigte die Stadt die Lichtinstallation „Ode an die Demokratie“ am Main, bei der eine 25 Meter hohe Wasserwand mit Farben und Bildern bespielt wurde, während eine Hymne lief. Die Inszenierung ist am Freitagabend (22 Uhr) erneut zu sehen. Am Samstagabend (22 Uhr) läuft die Riesenpuppe „Dundu“, gehüllt in weißes Licht, vom Paulsplatz über den Römerberg zum Main.

„Was für ein Wahnsinnsbild bei diesem Sonnenschein“, sagte der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) bei der Eröffnung des Fests auf der Römerberg-Bühne. Er lud die Besucher:innen ein, in den kommenden Tagen an den insgesamt 158 Veranstaltungen teilzunehmen. (Florian Leclerc)

Veranstalter Thomas Feda erklärt im Interview, worum es beim Paulskirchenfest in Frankfurt geht.

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