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Paulskirchenfest: Die Ur-Ur-Großnichte von Wilhelm Merton singt zum Jubiläum

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Frankfurter Mädchen in der Welt zuhause: die Musikerin Alice Merton.
Frankfurter Mädchen in der Welt zuhause: die Musikerin Alice Merton. © Enrico Sauda

Sängerin Alice Merton tritt mit der HR-Bigband beim Paulskirchenfest auf.

Die Kaffeemaschine läuft. Im Nebenzimmer spielt sich jemand auf einem Blasinstrument warm. Essen wird gereicht. Es ist noch ein bisschen Zeit, bis die Probe beginnt. Alice Merton sitzt in einem der Räume in der zweiten Etage im Gebäude des Hessischen Rundfunks auf einer Couch. Morgen Abend steht die 29-Jährige anlässlich des Paulskirchenfestes mit der HR-Big-Band auf der Römerberg-Bühne.

Das Frankfurter Mädchen, das mit seinem Hit „No Roots“ berühmt wurde, kommt in den vergangenen Tagen aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Denn sie ist die Ur-Ur-Großnichte Wilhelm Mertons. Frankfurter Großindustrieller, Sozialreformer, Mitbegründer der Goethe-Universität und gerade mal vier Tage vor der ersten Tagung der Nationalversammlung, also am 14. Mai 1848, geboren. Er wäre, wenn das ginge, vor wenigen Tagen also auch 175 Jahre alt geworden, wie das Ereignis, dessen nun ab morgen gedacht wird.

Alice Merton hat bereits im vergangenen Jahr mit dem HR-Sinfonieorchester beim „Music Discovery Project“ mitgespielt. Morgen spielt sie mit der HR-Big-Band. Einer ihrer Träume sei gewesen, ihre Songs mit so großen Klangkörpern aufzuführen. Nun ist das schon mehrmals passiert. Also muss der Auftritt nichts Außergewöhnliches für sie sein. „Nein, ich würde nie sagen, dass das zur Gewohnheit wird“, sagt die Musikerin, die auch mit Songs wie „Why so serious“ die internationalen Charts erstürmte. „Ich finde es immer schön, wenn andere Instrumente dazukommen und neue Klangfarben entstehen.“

Auf dem Römerberg zu spielen, das werde bestimmt ein wundervolles Erlebnis, sagt sie. Die Zuschauer können sich auf ein längeres Konzert freuen. „Es sind mehr Songs dazugekommen. Und in diesem Jahr spielen wir länger als eine Stunde.“ Mit dabei ist auch die neue Bassistin Annie. „Sie ist toll“, freut sich Merton. „Sie spielt bei Mark Forster Gitarre, aber ich habe sie überzeugt, Bass zu spielen – denn sie ist so talentiert.“ Auch aus dem Blickwinkel, dass mit der Paulskirche in diesen Tagen die Demokratie gefeiert wird, sei dieses Konzert nicht alltäglich, „weil ich viel Geschichte in Frankfurt habe“.

Sie spielt damit auf ihre Wurzeln und auf Wilhelm Merton an. „Witzigerweise haben wir am Wochenende Wilhelm Mertons Geburtstag gefeiert.“ Unter anderem besuchte sie das jüdische Museum, wo noch bis 7. Januar die Ausstellung „Wilhelm Merton – Metall & Gesellschaft“ zu sehen ist. „Es war total spannend, auch am Ende dort zu singen. Ich habe das Gefühl, dass sich alles zusammenfügt und ich Teil der Geschichte Frankfurts sein darf.“ Seit Freitag ist sie in Frankfurt – „und wir hatten ein ganz volles Merton-Programm“. Dazu habe auch gehört, „dass ich viel Familie kennengelernt habe, die ich vorher noch nicht kannte – aus Frankfurt, aus verschiedenen Teilen Deutschlands und aus England“, berichtet Merton, die derzeit am nächsten Album arbeitet. Es sei das Leben, von dem sie immer geträumt habe. „Ich wollte schon immer Musik machen und jetzt kann ich sie mit der Welt teilen“, sagt die junge Frau, die mal Tellerwäscherin in einem Altenheim war.

Von der Tellerwäscherin zur Millionärin – aber ist sie Millionärin? Sie lacht und beantwortet die Frage nicht. Fakt ist aber, dass ihre Songs viele Millionen Mal geklickt wurden. Also immerhin ist sie Klickmillionärin. „Ja, ich habe das Glück, das viele meine Songs streamen wollen.“

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