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Kari Concept: Zwischen zwei Kulturen

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Von: Helen Schindler

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Karima Henß verkauft in ihrem Laden am Danziger Platz fair gehandelte und traditionelle marokkanische Handwerkskunst.
Karima Henß verkauft in ihrem Laden am Danziger Platz fair gehandelte und traditionelle marokkanische Handwerkskunst. © Peter Jülich

Karima Henß möchte mit ihrem Laden „Kari Concept“ am Danziger Platz marokkanisches Handwerk würdigen und zwischen den Kulturen vermitteln. Die Familie hilft mit.

Karima Henß ist zwischen zwei Kulturen aufgewachsen; ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater Marokkaner, gefeiert hat sie sowohl Weihnachten als auch Ramadan. „Bei den Marokkanern war ich immer die Deutsche und hier in Deutschland immer die Marokkanerin“, sagt Henß, die in Frankfurt geboren und groß geworden ist, aber ihre Ferien bei ihrer Familie in Farkhana, einer Kleinstadt in der Nähe von Nador in Marokko, wo auch ihr Vater lebt, verbracht hat. „Vor Corona war ich drei Mal im Jahr dort“, sagt Henß, die selbst eine Tochter und einen Sohn hat. Ihr sei es wichtig, ihren beiden Kindern die marokkanische Herkunft zu zeigen.

Um die marokkanische Kultur auch den Frankfurterinnen und Frankfurtern näherzubringen, hat die 32-Jährige Ende September ihren Laden Kari Concept am Ostbahnhof eröffnet, in dem sie traditionelles marokkanisches Handwerk verkauft. Mit ihrem eigenen Store hat sich Henß, die vorher als Lehrerin tätig war, selbstständig gemacht und sich einen Traum erfüllt. „Mein Wunsch war es, einen Ort zu schaffen, der dieses Handwerk würdigt. Marokko hat da richtig viel zu bieten“, sagt sie.

Drei Monate lang hat Henß den Store, in dem früher ein Secondhandladen war, umgebaut: Der Raum wirkt nun hell und freundlich mit seiner offenen Fensterfront. Unterstützung bekommt die 32-Jährige von ihrer 19-jährigen Schwester Dina, von ihrer Mutter und von ihrem Mann.

Verkauft wird handverlesenes marokkanisches Interieur wie Teppiche, Kissen und Keramik. Die Produkte werden fair und traditionell von Kunsthandwerkerinnen in Marokko hergestellt, sagt die Gründerin. Sie stammten von Frauenkooperativen aus der Nähe der Millionenstadt Fès, Zwischenhändler gebe es nicht. „Wir wollen, dass die Handwerkerinnen gewürdigt und angemessen bezahlt werden.“ Jeder Teller ist per Hand bemalt, sodass kein Stück dem anderen zu hundert Prozent gleicht. „Unsere Sachen sind perfekt unperfekt. Viele Leute mögen das“, sagt Henß erfreut. Auch Sonderwünsche und Maßanfertigungen kann sie dadurch erfüllen.

An einer Ecke des Raums hängen große Teppiche, die über Wochen von Hand geknüpft werden. „Wir nennen unsere Teppiche nicht Berberteppiche, sondern Amazigh-Teppiche“, erklärt Henß. „Berber heißt so viel wie Hinterwäldler, der Begriff wurde uns von den Kolonialstaaten aufgedrückt.“ Amazigh sei der korrekte Begriff, der so viel bedeute wie „der freie Mensch“. Überhaupt finden sich auf vielen Teilen in Henß’ Laden Amazigh-Zeichen: die Löwenpfote, die auf ein Kissen gestickt ist, bedeutet Stärke und Schutz, und das quadratische Auge schützt vor dem bösen Blick. Ältere Frauen in Marokko hätten diese Symbole oft auf dem Körper tätowiert, erläutert die 32-Jährige. „In erster Linie wollen wir unseren Kundinnen und Kunden ein schönes Einkaufserlebnis bieten“, sagt Henß. „Aber unser Nebenziel ist, ein Bewusstsein für die marokkanische Kultur zu schaffen.“

Geöffnet ist Kari Concept, Danziger Platz 2-4, montags bis samstags, von 11 bis 18 Uhr.

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