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Oleksandra übt für ihren Traum

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Oleksandra Chekalenko ist eine geborene Geigerin und ihr gefällt es in Frankfurt.
Oleksandra Chekalenko ist eine geborene Geigerin und ihr gefällt es in Frankfurt. © Peter Jülich

Die ukrainische Nachwuchsgeigerin Oleksandra Chekalenko ist mit ihrer Mutter und ihrem Bruder aus Odessa nach Frankfurt geflüchtet. Mit dem Bridges Kammerorchester ist sie bereits beim Frühlingsempfang der Bürgermeisterin aufgetreten. Von Tabea Berger

In eine rote Wolldecke eingewickelt sitzt Oleksandra Chekalenko auf einem Stuhl vor einem Frankfurter Café. Auf den ersten Blick wirkt die Ukrainierin wie eine normale 13-Jährige, die sich die Passanten und den Verkehr anschaut. Kommt man jedoch auf ihr Instrument zu sprechen, funkeln ihre Augen.

Schon seit sie zwei Jahre alt ist, geht ihr die Geige nicht mehr aus dem Kopf. Oleksandra mag Musik und ganz besonders ihr Streichinstrument. „Daran führte kein Weg vorbei“, erinnert sich Ninel Menshchikova, die Mutter des Talents aus Odessa. Und damit bricht Oleksandra quasi eine Familientradition, denn Mutter, Großmutter und sogar ihr Zwillingsbruder spielen allesamt Klavier. Doch anfängliche Versuche, das kleine Mädchen ebenfalls davon zu überzeugen, scheiterten kläglich.

„Sie ist einfach eine geborene Geigerin“, gesteht Menshchikova lachend ein. Und Oleksandra ist froh, sich durchgesetzt zu haben.

In der Ukraine besucht sie ein Musikinternat. Neben der klassischen Schulbildung steht täglich Musikunterricht auf dem Plan. „Etwa drei Stunden am Tag spiele ich Geige“, erklärt Oleksandra. Zwar fallen ihr viele Stücke schon leicht, aber um sich weiter zu verbessern, sei es wichtig, regelmäßig zu üben.

Konzert beim hr

Das Bridges-Kammerorchester tritt mit seinen Gästen am Donnerstag, 21. April, im großem Sendesaal des Hessischen Rundfunks auf. Ab 20 Uhr werden Werke aus der ganzen Welt präsentiert. Das Konzert läuft unter dem Titel „Paradise“ und möchte ein hoffnungsstiftendes Zeichen für ein friedliches Zusammenleben setzen, gerade auch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Karten gibt es unter:
www.hr-ticketcenter.de prtb

Als Zehnjährige musste sie allerdings nach einem Sportunfall eine Zwangspause einlegen: Beim Judo hatte sie sich den rechten Ellbogen gebrochen und konnte wochenlang nicht musizieren. „Ich war entspannter als meine Eltern, sie hatten mehr Angst“, erzählt Oleksandra. Nach der ersten Probe sei ihr Wille aber groß gewesen, den versäumten Stoff schnell aufzuholen.

Ihr Ehrgeiz zahlt sich aus. Mit ihren 13 Jahren hat Oleksandra bereits in der Slowakei, in Ungarn und in der ukrainischen Philharmonie gespielt. Auch in Regensburg, der Partnerstadt von Odessa, ist sie schon aufgetreten. Die vielen Wettbewerbe und ihre Zusammenarbeit mit Daniel Hope, einem deutsch-irischen Geiger aus England, erwähnt sie fast beiläufig.

Vor kleineren lokalen Auftritten sei sie mittlerweile nicht mehr besonders nervös. Ein bisschen Lampenfieber sei aber vor jedem Auftritt normal, bestätigt Michael Makarov. Der Frankfurter Musiker unterstützt die Familie seit ihrer Flucht aus der Ukraine vor gut zwei Wochen. Tochter und Mutter berichten von katastrophalen Zuständen in der Heimatstadt – aber gleichzeitig auch davon, wie willkommen und herzlich sie hier in Deutschland aufgenommen werden. Oleksandra gefällt es in Frankfurt gut, sie möchte die Zeit hier sinnvoll nutzen. „Ich will viel auftreten und weiter lernen“, sagt die junge Geigerin. Ihren ersten Auftritt beim Frühlingsempfang im Palmengarten hat sie erfolgreich absolviert. Mitte März spielte sie im Bridges-Kammerorchester im Hessischen Rundfunk mit. „Ich möchte außerdem an Konzerten zur Unterstützung der Ukraine teilnehmen“, erklärt Oleksandra Chekalenko selbstbewusst.

Die junge Ukrainerin weiß, was sie kann, redet aber ungern über sich selbst. Stattdessen nippt sie lieber an ihrem Latte macchiato und begutachtet das Programm für den nächsten Auftritt. Oder sie erzählt freudig von Myroslaw Skoryk, einem ukrainischen Komponisten, von Johannes Brahms und von Mendelssohn.

Und Oleksandra hat einen großen Traum, für den sie gerne viel übt: Sie möchte irgendwann mal das Sibelius-Konzert spielen.

Oleksandras Gastspiel mit dem Bridges-Kammerorchester im Festsaal des Palmengartens beim Frühlingsempfang von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg.
Oleksandras Gastspiel mit dem Bridges-Kammerorchester im Festsaal des Palmengartens beim Frühlingsempfang von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. © Michael Schick

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