Weiter Baustopp bei Ex-Reitstall in Oberrad

Nebengebäude auf Gelände am Hansenweg müssen abgerissen werden. Niemand weiß, was da überhaupt gebaut wird.
Das Gebäude ähnelt einer römischen Villa, einem schicken Gartenhaus mitten im Grünen. Ganz bestimmt sieht es nicht aus wie ein Pferdestall. Ein solcher aber ist das einzige, was auf dem Gelände im Feld im oberen Hansenweg als Bauwerk noch erlaubt ist – denn dort wurde früher ein Reitstall betrieben. Das alte Gebäude genießt deshalb einen Bestandsschutz.
„Alles andere, also etwa ein Wohnhaus, ist nach unserer Rechtsauffassung dort nicht erlaubt zu bauen. Der Besitzer und Bauherr ist da aber wohl anderer Meinung“, sagt Uwe Amend, leitender Magistratsdirektor bei der Frankfurter Bauaufsicht. Seit Wochen rätseln Anwohner:innen und Spaziergänger:innen in Oberrad, was am Hansenweg mitten im Feld gebaut wird.
Das zugewucherte Gelände, auf dem bis vor kurzem Trauerweiden und andere Bäume standen, ist kahl gerodet. Ein kastenförmiges, weiß getünchtes Gebäude mit großen Fenstern und einer schweren Eingangstür aus dunklem Holz ist dort in die Höhe geschossen. Die Nebengebäude stehen noch unangetastet rechts und links von dem Kasten. „Auffällig“ oder „pompös“ ist meist die erste Beschreibung, die Passanten und Passantinnen dazu einfällt.
Die Bauaufsicht bekam Wind von den illegalen Bautätigkeiten und verhängte vor Wochen einen Baustopp. Seither steht die Behörde mit dem Bauherrn in Kontakt. Dieser verhalte sich seit der vom Amt verhängten Verfügung kooperativ, „das läuft ganz gut“, sagt Amend.
Weil Nachbarn vor wenigen Tagen aber erneut Bau- und andere Arbeiten an mehreren Bäumen mittels Hebebühnen beobachtet hatten, schaute das Amt jetzt wieder auf der Baustelle vorbei. „Das, was dort derzeit gemacht wird, verstößt nicht gegen den Baustopp“, berichtet Uwe Amend auf Anfrage. Denn das Umweltamt hat gegenüber dem Bauherrn den Abbruch der Nebengebäude verfügt. „Diese Verfügung ist nun rechtskräftig. Diese Arbeiten sind also zugelassen und ihre Umsetzung sogar zwingend nötig.“
Würde an dem Gebäude weitergebaut, müsste die Bauaufsicht allerdings ein Bußgeld verhängen. Denn bislang ist noch nicht einmal klar, was der Besitzer dort überhaupt bauen und wie er das Gebäude nutzen will. „Das Gelände liegt im Außenbereich, ein Wohngebäude ist also nicht erlaubt. Das einzige, was dort noch erlaubt ist, ist ein Reitstall“, macht Amend deutlich. Genauer gesagt liegt das Grundstück in der Zone I des Grüngürtels, also im Landschaftsschutzgebiet.
Der alte Reitstall wurde schon vor Jahren aufgegeben, die Besitzverhältnisse des Grundstücks wechselten offenbar mehrmals. Im Stadtteil ist nichts über die neuen Besitzer bekannt.
Die Ecke am Hansenweg unweit des Hofladens der Gärtnerei Krämer, wo vor kurzem Gewächshäuser brannten, ist allerdings berüchtigt für seltsame Begebenheiten. Vor zwei Jahren trieb auf selbigem Grundstück ein Voodoo-Zauberer sein Unwesen. Mehrmals kam die Polizei, weil der abergläubische Mann, der nach eigenen Angaben vom Besitzer die Erlaubnis dazu hatte, nicht nur das Grundstück zu einem bizarren Kunstwerk dekorierte, sondern auch umliegende Felder verunstaltete und die Landwirte an der Arbeit hinderte. Anwohner:innen erinnern sich zudem daran, dass vor gut sieben Jahren in den Feldern ein Auto in Brand gesetzt wurde. Zudem verstörte dort ein Exhibitionist die Nachbarschaft.