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Schätze aus dem Gärtnerdorf

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Von: Stefanie Wehr

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Guido Neumann und Günter Jung präsentieren die Stadtteilkalender, die bei den Menschen in Oberrad beliebt sind.
Guido Neumann und Günter Jung präsentieren die Stadtteilkalender, die bei den Menschen in Oberrad beliebt sind. © Michael Faust

Das Heimatmuseum in der Wiener Straße hat nach zweijähriger Schließung wieder jeden Sonntag geöffnet.

Seit Sonntag ist das Heimatmuseum wieder wie gehabt von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach zweijähriger coronabedingter Schließung können Besucherinnen und Besucher jetzt wieder in den großzügigen Räumen im ersten Stock der ehemaligen Schuhfabrik Walther an der Wiener Straße die alten Zeiten des Oberräder Gärtnerdorfes wiederentdecken. Als die Gemüsegärtner:innen mit eigens im Stadtteil geschmiedeten, eisernen Spaten die Erde umgruben, oder das Sauerkraut von Hand gerieben und im Holz-Bottich aufbewahrt wurde.

Die Regale des Museums sind voller alter Schätze – die aussehen wie neu. „Wir haben an Pfingsten zwei Tage lang die ganze Ausstellung geputzt und entstaubt“, berichtet Beisitzer Günter Jung. Nicht nur an den Pfingsttagen war der Verein aktiv. Denn obwohl das Oberräder Heimatmuseum so lange für das Publikum geschlossen war, haben die Mitglieder in dieser Zeit keineswegs die Hände in den Schoß gelegt. Dafür ist ihnen ihre ehrenamtliche Aufgabe, in Frankfurts Gärtnerdorf die Erinnerung an früher wachzuhalten, viel zu wichtig.

„Wir haben weitergemacht wie vorher auch, nur eben mit allen vorgeschriebenen Corona-Vorsichtsmaßnahmen“, sagt Günter Jung. Die Bibliothek hat einige Zuwächse bekommen. Auch während Corona wurden Haushalte aufgelöst, sodass Gegenstände und Fotos im Heimatmuseum abgegeben wurden. „Wir gehen auch selbst zu den Haushaltsauflösungen“, sagt Guido Neumann. Generell versucht der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, die Familien zu besuchen, bevor ein alter Mensch stirbt. „Sonst ist oft nicht mehr zu erfahren, wer zum Beispiel auf einem hundert Jahre alten Foto zu sehen ist. Denn der, den man hätte fragen können, lebt nicht mehr.“

Möglichst viel von der Geschichte retten will der 160 Mitglieder starke Verein, der sich 2005 gegründet hat. Schon früher, seit 2001, gab es die beliebten Stadtteilkalender mit Fotos von früher, die seither jedes Jahr erschienen sind. Trotz Corona wurden die Kalender auch 2021 und 2022 produziert und reichlich verkauft. Das aktuelle Werk ziert ein Gemälde der 2002 verstorbenen Oberräder Heimatmalerin Philippine Schulz, in deren Gedenken demnächst eine neue Straße am Feld benannt wird.

„Die Leute lieben diese Geschichtskalender, viele sammeln sie auch“, weiß Günter Jung, der früher lange Jahre Vorsitzender des Bürgervereins war. Oft werde er gefragt, ob es von einer Ausgabe noch ein Exemplar gibt. „Deshalb haben wir uns entschieden, die übriggebliebenen Kalender zum Verkauf zu stellen.“ Wer seine Reihe noch füllen will, ist willkommen, zu stöbern und fehlende Exemplare nachzukaufen, zum regulären Preis von 15 Euro pro Stück. „Das Beste am Kalender war stets das ausführliche und informative Vorwort“, darauf besteht Jung und ist enttäuscht, dass es im aktuellen Kalender fehlt. Der nächste ist schon in Planung, mit Vorwort.

Zunächst wird das Museum ab jetzt jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein. Im August plant der Verein am Museumssitz in der Wiener Straße 79 wieder ein Sommerfest mit Kuchenverkauf, Kaffee und Ebbelwei. Im Herbst soll es wieder eine Sonderschau geben. Das Thema steht noch nicht fest, womöglich wird es sich um die Oberräder Wasserhäuschen drehen.

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