Oberrad: Rätselraten um Gasthaus Hirsch

Nachdem die beliebte Kastanie auf dem Areal gefällt wurde, fragen sich viele Oberräder, wie es dort weitergeht.
Ein Stück vom ehemaligen Wirtshaus „Zum Hirsch“ fehlt nun schon. Die Kastanie, die im einstigen Biergarten stand, wurde vor kurzem abgeholzt. Nur noch der Stumpf ist übrig, genauso wie von den Pappeln an ihrer Seite.
Die Entrüstung im Viertel ist groß. Viele Oberräder haben schon im Sommer in ihrem Schatten gesessen und einen kühlen Apfelwein getrunken. „Das war für viele ein ziemlicher Schock, als sie gesehen haben, dass dort gearbeitet wird“, sagt Susanne Reichert, von der Initiative Oberräder Wochenmarkt und dem CDU-Stadtbezirksverband.
Manch einer im Stadtteil vermutet nun, dass das Fällen der Vorbote sei, um die Fläche frei zu machen und zu bebauen. Reichert telefonierte mit der unteren Naturschutzbehörde, die versicherten ihr, dass alles rechtens war, berichtet sie.
Das bestätigt auch der Sprecher des Umweltamtes, Martin Müller. Der Baum sei vor Ort begutachtet worden, nachdem der Eigentümer einen Fällantrag gestellt hatte. „Weil es ja ein älterer Baum mit Geschichte gewesen ist, haben wir uns das genau angeschaut“, sagt Müller. Man habe gravierende Fäule am Stamm und in der Krone festgestellt.
„Wir mussten der Fällung schweren Herzens zustimmen.“ Gerade wenn sich Menschen unter dem Baum aufhielten, könne man kein Risiko eingehen. Ein Zusammenhang mit einem Bauvorhaben gebe es nicht.

Das Traditionslokal in der Offenbacher Landstraße ist bereits seit September 2018 geschlossen. Viele Oberräder wünschen sich, dass dort wieder ein Wirtshaus einzieht. So auch Eugen Müller vom Oberräder Bürgerverein. Für ihn ist außerdem wichtig, was der Eigentümer mit dem Gebäude vorhat, sagt er.
Gemeinsam mit dem Heimat- und Geschichtsverein hatte er 2018 erwirkt, dass das 300 Jahre alte Haupthaus unter Denkmalschutz gestellt wird. Darum schaue er immer wieder mal, ob die Fenster ganz sind und alle Ziegel heil, schildert er.
Auch als der Baum gefällt wurde, achtete er darauf, dass kein Ast auf das Dach fiel. Denn er sorgt sich, dass das Haus so verkommt, dass es abgerissen werden muss.
Auch Eugen Müller weiß nicht, was der Eigentümer vorhat. Möglicherweise wolle er wieder verkaufen, denn im Internet sei das Objekt für rund zwei Millionen angeboten worden – mit der Möglichkeit, ein dreistöckiges Gebäude neben dem alten Lokal zu errichten.
Mark Gellert, Sprecher des städtischen Planungsamtes, kann nichts Neues berichten. Eine Bauantrag liege ihm nicht vor. Die Stadt warte zudem auf die Rückmeldung des Landesdenkmalamts, das müsse noch die formelle Ausweisung als Kulturdenkmal bestätigen.
Das Landesdenkmalamt musste einen Termin mit der Bauaufsicht und dem Frankfurter Denkmalamt wegen der Corona-Pandemie absagen, teilt die Sprecherin aus Wiesbaden mit. Gemeinsam habe man die Planungen zur Entwicklung der Liegenschaft mit denkmalpflegerischen Belangen mit dem Eigentümer abgleichen wollen.
„Wir sind aufgrund bereits getroffener Vereinbarungen sehr zuversichtlich, dass die Absprachen schon bald zu einem guten Ergebnis führen“, teilt die Sprecherin weiter mit. In einem nächsten Schritt werde man das ehemalige Gasthaus dann in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen aufnehmen.
Was der Eigentümer vorhat, darf das Amt nicht mitteilen. Auf Anfrage der FR reagiert er nicht.