Kunst im Wohnzimmer

Ralf Becker aus Oberrad hat seine Dachgeschosswohnung in eine Galerie umgewandelt. Sein Ausstellungsraum in der Balduinstraße ist bis zum 19. Dezember geöffnet.
Mit ungewöhnlichen Perspektiven blickt Taek-Bong Kim auf Frankfurt und Offenbach. Ungewöhnlich deshalb, weil er die beiden Städte aus der Sicht eines Fahrradfahrers betrachtet, der sich eben nicht an den gängigen Sehenswürdigkeiten orientiert, sondern vielmehr an dem, was er auf seinem Weg wahrnimmt und dies malerisch einfängt. Kim hat erst in Frankfurt gelebt, dann in Mühlheim, erzählt Ralf Becker. Mit seiner Familie habe es den Künstler mittlerweile in ländlichere Gefilde gezogen – nach Darmstadt-Eberstadt.
Becker ist der Initiator des nach ihm benannten „Ausstellungsraums Becker“, einem nicht-kommerziellen Ort der Kunst in Oberrad. Das soll er auch sein. Eben keine traditionelle Galerie, sondern ein Treffpunkt in Wohnzimmer-Atmosphäre, der in der Wohnung von Ralf Becker im obersten Stockwerk eines Mehrfamilienwohnhauses entstanden ist und der Künstlern eine Ausstellungsmöglichkeit gibt.
Dort zeigt Taek-Bong Kim derzeit seine malerischen Stadtansichten – „ich schaue gerne genau hin“ lautet der Titel der Ausstellung. „Die Schau“, sagt Becker, „markiert für den Künstler den Abschluss seiner Zeit in Frankfurt und Offenbach.“ Alle Werke sind in einem kleinen Format in Acryl auf Holz gemalt und eigens für die Ausstellung entstanden.
Da ist die Sicht auf die Elisabethenstraße in Sachsenhausen. Auf der regennassen Fahrbahn, die sich zwischen den Häusern entlangzieht, spiegelt sich das Licht der aufgehenden Sonne. Das Licht nimmt für Kim eine zentrale Funktion ein – als malerisches Mittel, mit dem er die Stimmung des Augenblicks transportiert.
Aufgefallen seien ihm die Arbeiten des Künstlers bei den Offenbacher Kunstansichten, sagt Becker, der eine große Leidenschaft für die Kunst hegt. Es war diese Passion, die ihn 2013 zur Gründung des Ausstellungsraumes motivierte. Zu Beginn war er nur eine rund eineinhalb Quadratmeter große Koje mit hohen Wänden und einer Glasfront. Mittlerweile ist noch ein Zimmer dazugekommen, das Becker eigens zu Präsentationszwecken leergeräumt hat. In der aktuellen Schau werden sowohl Koje als auch Zimmer mit den Bildern von Taek-Bong Kim bespielt, außerdem eine Wand im Flur.
Die Malerei von Kim lässt sich als Neuinterpretation der Idee des Impressionismus einordnen – er fängt den Moment ein, der flüchtig vor seinen Augen vorbeizieht. Mit seinen Bildern lässt er die Betrachter:innen daran teilhaben, zieht sie in die Darstellung mit hinein und stellt sie vor die Frage, wo sich das Dargestellte genau befindet. So etwa bei der Arbeit mit dem Titel „Lokalbahnhof“ – im Hintergrund erhebt sich das „Main Plaza“, jenes markante, fast 90 Meter hohe Gebäude am Deutschherrnufer, in dem ein Hotel Gäste beherbergt. Doch von welchem Standpunkt am Lokalbahnhof blickt der Künstler darauf? Dargestellt sind die Architekturen kleinerer Häuser. Scheinbar unspektakulär liegt der Fokus im Vordergrund auf angeschnittenen Straßenbahnschienen, die sich rund um den Lokalbahnhof entlangziehen. Genau dort ist der Standort zu suchen.
Die Schau im Ausstellungsraum Becker, Balduinstraße 35, läuft bis zum 19. Dezember. Sie kann nach telefonischer Vereinbarung unter 0163 / 6 08 11 79 besichtigt werden. Weitere Infos: www.ausstellungsraum-becker.de