Frankfurt-Oberrad: Schüsse auf Krähen ängstigen Anwohner

Die Jagd auf Krähen in Oberrad verängstigt die Bürger, viele fühlen sich durch die Schüsse gestört. Die Grünen im Ortsbeirat 5 hinterfragen den Sinn dieser Jagd.
- In Oberrad werden regelmäßig Krähen geschossen, Anwohner fühlen sich gestört.
- Der Jagdpächter verteidigt seine Arbeit, die Jagd sei notwendig und für Menschen ungefährlich.
- Die Grünen im Ortsbeirat von Oberrad wollen die Jagd verhindern.
Oberrad – Die Jagd auf Rabenkrähen in Oberrad ist erneut Thema im Ortsbeirat 5. Die Grünen stellen in einem Antrag eine Reihe von Fragen über den Sinn des Schießens und die Rolle der Stadt bei der Vergabe des Reviers. Sie möchten erreichen, dass die Vögel nicht weiter geschossen werden. Über die Vorlage wird in der heutigen Ortsbeiratssitzung gesprochen.
Die Schüsse auf die Krähen in Nähe der Wohnbebauung störe seit einiger Zeit Oberräder, sagt Reinhard Klapproth (Grüne). Einerseits durch den Krach. Zudem verängstige der Schusswaffengebrauch viele, „er wird als Bedrohung wahrgenommen“. Die Felder würden zum Spazierengehen und Radfahren genutzt. „Die Krähenjagd wird als unangemessene Nutzung des Naherholungsgebiets betrachtet.“ Nach Ansicht von Klapproth scheint das Jagen tierschutzrechtlich fragwürdig, es gebe keinen vernünftigen Grund dafür. Ein Nutzen für die Aufrechterhaltung der Biodiversität sei wissenschaftlich widerlegt. Berichte über Ernteschäden anekdotisch.
Oberrad: Jäger widerspricht - Abschuss der Krähen sei notwendig
Dem widerspricht der Jagdpächter. Namentlich will er nicht in der Zeitung stehen, da es bereits mehrfach Zwischenfälle mit militanten Tierschützern im Revier gegeben habe, die das Eingreifen der Polizei nötig gemacht hätten. Seit fast zehn Jahren kümmere er sich um das Revier, sagt der Sachsenhäuser. „So wie ich jetzt jage, ist das auch in der Vergangenheit geschehen.“ Beschwerden gebe es aber erst seit wenigen Jahren. Der Pächter ist deshalb überzeugt, dass es nur wenige Gegner gebe, die jedoch andere aufhetzten.
Die Jagd in Oberrad sei nötig. Die Kaninchenpopulation etwa sei groß. Ohne die Tiere zu schießen, könne dort kaum mehr etwas angepflanzt werden. Auch seien Teile der Bahnanlagen von Höhlen untergraben, „die würden sonst absacken“. 47 der Nager habe er seit April geschossen, so der Jäger, das sei ein Bruchteil der dort lebenden Tiere. Alle seien sie auf dem Esstisch gelandet. Auch einige wenige Nilgänse, Elstern und Füchse habe er erlegt. Sämtliche Tiere müsse er der Unteren Jagdbehörde melden.
Krähen gefährden Population von anderen Tieren - Abschuss sei „ein Graus“
Vor allem habe er jedoch Rabenkrähen geschossen, so der Jagdpächter. Die Zahl der getöteten Vögel liege im unteren dreistelligen Bereich. Allein auf den Feldern zwischen Mühlberg und der Autobahn A661 hielten sich phasenweise mehr als 1000 Krähen auf. Die Vögel griffen die Nachkommen von Feldhasen, Bodenbrütern und Singvögeln an. „Wenn es zu viele werden, haben die keine Chance mehr.“ Vor drei Jahren noch sei die Population der Singvögel in Oberrad am Boden gewesen, so der Jagdpächter. Inzwischen erhole sie sich langsam. In den nächsten Jahren könne die Jagd wohl zurückgefahren werden.
Dass die Rabenkrähen auch die Felder der Gärtner schädigten, habe für ihn keine Bewandtnis. Das müssten diese selbst regeln und etwa Vogelscheuchen aufstellen. „Ich schieße keine Rabenkrähe tot, nur weil ein Gärtner das will.“ Eine Abschussprämie gebe es nicht. Er habe nichts davon. Im Gegenteil. Das Schießen der intelligenten Vögel sei ihm „ein Graus“, so der Sachsenhäuser. Die meisten der Kadaver würden für Hundefutter oder zur Ausbildung von Jagdhunden verwendet.
Keine Gefahr für Menschen - Bei tausenden Schüssen sei nie etwas passiert
Eine Gefahr für den Menschen gehe von der Jagd nicht aus, so der Pächter. In der Regel werde steil in den Himmel oder auf den Boden geschossen. Möglich sei auch ein Schuss, wenn das Hinterland frei sei. Etwa 5000 Mal habe er inzwischen abgedrückt, „da ist nie etwas passiert“.
Der Ortsbeirat 5 tagt am heutigen Freitag, 19 Uhr, im Saalbau Südbahnhof, Hedderichstraße 51, Großer Saal. Plätze begrenzt. Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung ist Pflicht. (Von Boris Schlepper)