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Oberlandesgericht Frankfurt: Die E-Akte kommt - Gesichter der Justiz

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Von: Oliver Teutsch

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Mario Schulze im Serverraum des Oberlandesgerichts.
Mario Schulze im Serverraum des Oberlandesgerichts. Renate Hoyer © Renate Hoyer

Mario Schulze hilft bei IT-Problemen, verantwortet aber auch die Einführung der E-Akte am Oberlandesgericht Frankfurt.

Ab dem 1. Juni wird es ernst für Mario Schulze und die anderen Beschäftigten des Oberlandesgerichts. Denn dann soll nach langer Vorbereitungszeit die Einführung der elektronischen Akte, kurz E-Akte, am Oberlandesgericht (OLG) erfolgen. Schulze ist der Projektverantwortliche, der die Umstellung von Papier auf elektronische Daten koordiniert. „Man hat schon einen gewissen Respekt davor, keine Frage. Das ist ein ähnlich großer Schritt wie die Einführung des Computers“, findet der 36-Jährige.

Daher wird die E-Akte zunächst nur bei drei der 29 Zivil-Senate eingeführt. „Um das bei allen gleichzeitig zu machen, hätten wir gar nicht die Kapazitäten bei der Schulung“, so Schulze. Sechs Wochen lang werde zunächst erprobt, wie die Arbeit mit elektronischen Akten sich im Alltag bewährt und funktioniert. Falls die anschließende Auswertung ergibt, dass alles funktioniert, sollen sukzessive die Senate im Zivilbereich und anschließend die Familiensenate folgen. Mit den Strafsenaten kann es Schulze zufolge noch bis 2025 dauern. Denn die Einführung dort mache im Alltag erst Sinn, wenn auch Polizei und Staatsanwaltschaft mit der E-Akte arbeiten und die Schriftstücke somit auch schon elektronisch ins Haus gelangen.

Justiz in Frankfurt: Durch E-Akte kann Quote des Home-Office erhöht werden

Zur Koordinierungsarbeit von Schulze gehört auch das sogenannte Akzeptanzmanagement. Bei diversen Info-Veranstaltungen in Frankfurt und den Außenstellen des OLG in Darmstadt und Kassel hat Schulze für die E-Akte geworben. Der überwiegende Teil des Personals begrüße die Einführung der Akte, weil sie mehr Flexibilität bringe und manch lästige Arbeit wie etwa die Paginierung von Seiten entfalle. Auch müssen keine dicken Akten mehr von A nach B transportiert werden und der Zugriff kann von mehreren Stellen gleichzeitig erfolgen. „Die Quote des Home Office kann erhöht werden“, ist sich Schulze sicher. Bange Nachfragen gebe es vor allem dazu, ob auch eine ausreichende Schulung erfolge.

Schulze selbst hat keine spezielle IT-Ausbildung. Zu Beginn seiner Laufbahn hat der gebürtige Westfale eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten in Bad Arolsen gemacht und dann ein Jahr im Personalmanagement der nordhessischen Stadt gearbeitet. Als er sich dann für den gehobenen Dienst interessierte, kam ihm eine Stellenanzeige des Landessozialgerichts gerade recht. Da deren Auswahlverfahren vom OLG mit übernommen wird und er gute Testergebnisse vorweisen konnte, landete er schließlich gleich dort und begann 2009 ein duales Studium zum Diplom-Rechtspfleger, was in gewisser Hinsicht auch seiner Neigung entsprach. „Als kleines Kind wollte ich immer Rechtsanwalt werden“, verrät Schulze.

Justiz in Frankfurt: Fast wäre Mario Schulze Tourenwagen-Fahrer geworden

Nach seiner zweiten Ausbildung landete Schulze zunächst in der Zivilabteilung der Außenstelle in Höchst. Die Arbeit dort war spannend, aber nicht immer fordernd. „Für mich stand fest, ich will entweder in die Zwangsversteigerungsabteilung oder zurück in die Verwaltung.“ So kam Schulze im Februar 2014 in die Geschäftsleitung des OLG. Dort koordiniert der Amtsrat Personalangelegenheiten und ist auch Teamleiter der sechsköpfigen Systembetreuung. Das Team ist erster Ansprechpartner bei IT-Problemen wie einem streikenden Drucker oder Softwareproblemen. In der Funktion als Teamleiter Systembetreuung landete dann auch das Mammutprojekt E-Akte auf Schulzes Schreibtisch.

In Schulzes Büro im sechsten Stock der Zeil 42 stehen auch ein paar Pokale. Der 36-Jährige ist leidenschaftlicher Fußballer. Früher im Verein, heute noch jeden Montag gemeinsam mit anderen Kickern der Frankfurter Justiz. Schulze ist allgemein sportbegeistert. Er spielt auch Badminton und ist ein großer Motorsportfan. So schaut er nicht nur fast jedes Formel 1-Rennen, sondern fährt auch selbst Kart und das auf beachtlichem Niveau. Über einen Wettbewerb des Videospiels Gran Turismo schaffte es Schulze bis in ein Trainingscamp in Abu Dhabi. Für einen Profivertrag als Tourenwagen-Fahrer hat es dann aber nicht ganz gereicht. Der Frankfurter Justiz wird es recht sein. Sonst hätte die Einführung der E-Akte am OLG jemand anderes koordinieren müssen.

Frankfurts Justiz arbeitet mit doppeltem Boden

Das ganz große Chaos wird wohl nicht ausbrechen ab Juni. Denn die Justiz arbeitet mit doppeltem Boden. „Die Papierakte ist noch federführend“, betont Schulze. Bis zu einer Umstellung auf die E-Akte als federführendem Medium bedürfe es noch einer Verwaltungsanordnung, so Schulze: „Bis dahin wird es leider zur Doppelbelastung kommen.“

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