Heimspiel für Feldmann und Wissler

Die Sympathien bei der DGB-Podiumsdiskussion zur OB-Wahl sind klar verteilt. Weyland dagegen tut sich schwer.
Die Frage, wie Menschen, die weder phantastisch verdienen noch geerbt haben, in Frankfurt eine Wohnung finden sollen, dürfte im Mittelpunkt des langsam an Fahrt gewinnenden OB-Wahlkampfs stehen. Das hat die erste Podiumsdiskussion mit den Kandidaten im Frankfurter Gewerkschaftshaus klargemacht. Schon zeitlich bestimmt die Debatte über mögliche Lösungen den lebhaften, etwas chaotischen Abend.
Dass die Situation auf dem Wohnungsmarkt rosig sei, behauptet am Montagabend nicht einmal Amtsinhaber Peter Feldmann (SPD). Nein, er zeichnet gar das Bild einer Stadt, in der im Nordend, in Sachsenhausen, im Westend niemand mehr umziehe, weil selbst eine kleinere neue Wohnung nur für deutlich höhere Mieten zu haben sei. „Spekulanten haben uns den Krieg erklärt“, sagt er gleich zu Beginn des von DGB-Chef Philipp Jacks moderierten Abends.
Der Saal ist so voll, dass einige stehen, viele junge Menschen sind gekommen. Feldmann gibt sich kämpferisch, wird lauter als gewohnt. „Die Menschen in dieser Stadt brauchen Wohnungen, ganz existenziell!“, ruft er.
Bernadette Weyland, die CDU-Kandidatin, tut sich schwer. Die Sympathien im Publikum sind ziemlich klar verteilt. Für Feldmann und Janine Wissler, die Kandidatin der Linken, gleicht der Auftritt vor den Gewerkschaftern einem Heimspiel. Die Juristin dagegen, bis Ende August Staatssekretärin im hessischen Finanzministerium, hat kaum Anhänger im Saal. Selbst Nico Wehnemann von der Spaßpartei „Die Partei“, diesmal deutlich weniger albern als sonst, bekommt mehr Applaus. Sehr ernst und engagiert kritisiert der Stadtverordnete etwa, dass nicht mal alle städtischen Gesellschaften ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen.
Eigentlich müsste Weyland als Herausfordererin angreifen, Feldmann mit all dem konfrontieren, was aus ihrer Sicht schiefläuft in der Stadt, im besten Fall eine Vision für Frankfurt skizzieren. Doch sie lässt Feldmann reden und reden, bleibt oft im Ungefähren, eiert, etwa bei der sehr konkreten Frage nach dem Anteil an Sozialwohnungen, der in der Stadt entstehen sollte, herum.
Später nennt Weyland es wichtig, die Industrie in der Stadt zu halten, den Mittelstand stärker zu unterstützen, kritisiert, dass Baugenehmigungen zu lange dauerten. Mindestens für Irritation sorgt sie im Saal, als sie ausführt, manches Frankfurter Unternehmen finde keine Fachkräfte, weil die Leute zu schlecht ausgebildet seien oder nicht arbeiten wollten. Als Wissler das anspricht, sagt sie, das habe sie so nicht gesagt.
Klar positioniert sich Weyland erneut zum neuen Stadtteil im Norden. „Der Sprung über die A5 wird nicht funktionieren“, sagt sie. Der sei nicht bezahlbar, zerstöre Windschneisen und belaste das Verhältnis zu den Nachbarn. Mit dieser Position steht sie zumindest bei der DGB-Veranstaltung alleine. Nargess Eskandari-Grünberg, die Kandidatin der Grünen, nennt die Entwicklung des Areals nötig, um den jetzt schon sehr großen Bedarf an Wohnraum abdecken zu können, spricht von einem klimagerechten Wohngebiet, das im Nordwesten entstehen könnte. Die frühere Integrationsdezernentin wirbt mehrfach für eine ernsthafte Debatte, kritisiert auch mal, dass Feldmann gefühlt doppelt so viel wie die anderen Kandidaten sagen darf. Sie ist es auch, die in der Runde zur Schulpolitik, in der sich alle einig sind, dass der Zustand der Schulgebäude bescheiden und weitere Sanierungen endlich beginnen müssen, etwas genervt darauf hinweist, dass sich Bildungspolitik nicht auf die Reparatur kaputter Toiletten beschränken dürfe.
Viel Applaus erntet Janine Wissler, als sie den 140 Meter hohen Turm, der auf dem früheren AfE-Areal entsteht, als Denkmal für die gescheiterte Frankfurter Wohnungspolitik bezeichnet, von den teuren Wohnungen und Hotelzimmern, dem Hundewaschplatz spricht, die dort entstehen sollen. Auch dass die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag für eine Stärkung des Mieterschutzes eintritt und Sozialdumping am Flughafen anprangert, kommt im Saal gut an.