OB-Wahl: „Wo sind die Unterschiede?“

Die OB-Kandidaten Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) diskutieren in der Carl-Schurz-Schule und stellen sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler.
Donnernden Applaus sind die Frankfurter OB-Kandidaten Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) eigentlich nur bei Reden vor ihren eigenen Parteimitgliedern gewohnt. Am Mittwochmittag haben rund 200 Schülerinnen und Schüler der Carl-Schurz-Schule damit ihrer Freude Ausdruck verliehen, dass die beiden Politiker vor der entscheidenden Stichwahl an diesem Sonntag in der Aula des Gymnasiums zu Gast sind.
Zur Auflockerung gibt es Entweder-oder-Fragen von Schülersprecherin Leny Bergmann und ihrem Stellvertreter Oskar Wagner. Mineralwasser oder stilles Wasser? Becker mag es sprudelig, Josef still. Nutella mit oder ohne Butter? Beide ohne. Josef gendert, Becker betont immer beide Geschlechter und spricht von einer „Frage der Haltung.“
Dann geht es zu den großen Themen, die diesen Wahlkampf seit Wochen bestimmen: Bahnhofsviertel und Verkehr. Planungs- und Sportdezernent Josef nennt das 365-Euro-Ticket, den Ausbau des ÖPNV und einen verstärkten Ausbau der Radschnellwege. Der hessische Staatssekretär Becker spricht sich für mehr Angebote „on-demand“ wie Knut im Frankfurter Norden aus, für genügend Parkplätze für ambulante Pflegedienste. Und als OB will er die Einzelfahrscheine wieder günstiger machen.
Erst gegen Ende wurden Themen angesprochen, die die Schülerschaft betrifft: Das Wahlrecht ab 16. „Ich bin dafür. Die Erfahrungen, der vergangenen Monaten bestätigten das“, sagt Josef. Viele Jugendliche hätten sich in die Diskussionen eingebracht. Er habe Rückmeldungen auf Instagram und per E-Mail zu Mobilitätsthemen, aber auch zur Sanierung und dem Bau von Schulen bekommen. Da seien teilweise Anregungen dabei gewesen, über die er vorher nicht nachgedacht habe. Konkret wurde der SPD-Politiker aber nicht.
Becker findet, die Debatte auf das Wahlrecht zu begrenzen verkürzt. „Junge Menschen sind heute viel reifer“, sagt der CDU-Politiker. Er fände es eine spannende Diskussion, ab welchem Alter Rechte und Pflichten eines Erwachsenen gelten sollen. Beim Thema diverser Schulformen hält Becker es für richtig, ein unterschiedliches Angebot, seien es Haupt- oder Realschulen, Gymnasien oder Integrierte Gesamtschulen (IGS) aufrechtzuerhalten das „den Bedarf und Potenzialen junger Menschen Rechnung trägt.“ Josef sieht das ähnlich, betont aber, dass die Schulformen in den Stadtteilen gerecht aufgeteilt sein müssen.
Bei den Fragen der Schülerschaft erklärt Becker, dass er gegen eine Legalisierung von Cannabis sei. Josef ist nur für eine kontrollierte staatliche Abgabe. „Wo sind eigentlich die Unterschiede in ihrem Programm?“, will eine Schülerin zum Schluss wissen. Josef sagt, dass er gegen den Ausbau der A5 ist. Er will sich für ein Wohnraumzweckentfremdungsverbot stark machen, um gegen Spekulation auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen. Becker erklärt, dass die Menschen mit der Abwahl von Ex-Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) auch für einen Aufbruch gestimmt hätten. „Ich stehe für einen anderen Politikstil.“ Er wolle zusammenführen und Brücken bauen. Konkrete politische Punkte nannte er nicht.
Nach der Diskussion muss Mike Josef noch einige Autogramm- und Fotowünsche erfüllen. Auch Uwe Becker steht noch für ein paar Selfies mit den Schülerinnen und Schülern bereit, ehe es zu den nächsten Podiumsdiskussionen an diesem Tag geht.