OB-Wahl in Frankfurt: Die Wahlkämpfer

Lukas Schneider ist Juso-Vorstand, Leopold Born führt die Junge Union in Frankfurt an. Vor der OB-Wahl am Sonntag kommt es auf ihren Einsatz an.
Lukas Schneider ist jung, macht schon seit ein paar Jahren Politik und sagt über Leopold Born: „Ich verstehe mich gut mit Leopold“. Leopold Born ist jung, macht schon seit ein paar Jahren Politik und sagt über Lukas Schneider: „Lukas ist ein unheimlich sympathischer Mensch“. Und weil die FR beide getrennt voneinander gefragt hat, ist die Chance recht hoch, dass Schneider und Born das Lob für den jeweils anderen auch so meinen.
Diese Woche ist aber nicht die richtige Zeit für zu viel Harmonie. Nur noch wenige Tage bis zur Stichwahl um den Posten des Oberbürgermeisters in Frankfurt. Lukas Schneider kämpft als Vorsitzender der Jusos für Mike Josef (SPD). Leopold Born streitet als Chef der Jungen Union (JU) für Uwe Becker von der CDU.
Aber wir bleiben noch etwas bei den Gemeinsamkeiten. Schneider und Born sagen beide, dass es am Sonntag auf jede Stimme ankomme. Das ist auf der einen Seite eine Phrase, für die man am kommunalpolitischen Stammtisch fünf Euro ins Schweinchen einzahlen müsste. Auf der anderen Seite könnte es wirklich sehr eng werden. Becker bringt aus dem ersten Wahlgang 10,5 Prozentpunkte Vorsprung vor Josef mit. Doch wie viel ist das wert? Einiges, findet Born, die Frankfurter:innen wollten kein „Weiter so“ im Römer. Nicht sehr viel, glaubt Schneider, schließlich dürfte Josef noch zulegen und von den Wählerinnen und Wählern der Grünen, der Linken und von Volt Stimmen bekommen, während Becker kaum auf zusätzliche Unterstützung hoffen könne.
Gemeinsam haben Schneider und Born auch, dass es ihnen so langsam reicht mit dem Wahlkampf. Sie sagen das mehr oder weniger offen, aber wer mit den beiden spricht, merkt es auch.
Im Spätsommer vorigen Jahres begann der Abwahlkampf gegen Peter Feldmann. Insbesondere die JU kämpfte hart darum, dass das beim Bürgerentscheid notwendige Quorum erreicht wird, und sammelte zum Beispiel eine fünfstellige Zahl an Unterschriften. Und auch für die Jusos war es keine einfache Zeit, auch sie warben für Feldmanns Abwahl und mussten wieder und wieder erklären, wieso sie Stimmung gegen „einen von ihnen“ machten. Feldmann war seinerzeit noch in der SPD und sprach oft und gerne über seine Zeit bei den Jusos.
Am 6. November wurde Feldmann dann abgewählt, aber für Born und Schneider folgte keine lange Pause. Schließlich galt es, den Wahlkampf vorzubereiten, in dem die Jugendorganisationen traditionell eine wichtige Rolle spielen. Sie treten oft frecher und mutiger auf als die Mutterpartei, und sie kämpfen um die ganz jungen Wählerinnen und Wähler, von denen Mike Josef (40) und Uwe Becker (53) im Zweifel gar nicht wissen, wie sie zu erreichen sind.
OB-Wahl in Frankfurt
Zur Stichwahl um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters treten am Sonntag, 26. März, Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) an. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Wahlbenachrichtigungen aus dem ersten Wahlgang gelten auch für die Stichwahl. Wer den Zettel nicht mehr hat, kann auch nur mit dem Personalausweis ins Wahllokal gehen. Wer im ersten Durchgang Briefwahl gemacht hat, sollte seine Unterlagen für die Stichwahl schon bekommen haben. Fragen ans Wahlamt, Telefonnummer 069 / 212 - 40 400. geo
Also sind Leopold Born und Lukas Schneider seit Januar fast täglich im Einsatz für den jeweiligen Kandidaten. Sie machen Hausbesuche, verteilen Flyer, stehen an Bahnhöfen und an Werkstoren, mal mit, mal ohne Mike Josef oder Uwe Becker.
Immerhin ist es in den vergangenen Tagen etwas wärmer geworden und die Sonne geht auch nicht mehr ganz so spät auf. Im Februar, morgens um 5 Uhr in der S-Bahn, draußen ist es stockdunkel, „das war schon hart“, sagt Born. Und Schneider sagt, „der Wahlkampf ist wie ein Minijob“. Das Problem ist nur: Die beiden Männer sind auch abseits des Wahlkampfs gut beschäftigt. Schneider, 26 Jahre alt, studiert Politikwissenschaften an der Goethe-Universität; Born, 29 Jahre, ist IT-Experte, sitzt zudem im Ortsbeirat 4 und ist Vorsitzender der CDU Ostend.
Und wieso engagiert man sich als junger Mensch in einer Partei? Lukas Schneider, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, sagt, er habe sich schon immer für soziale Gerechtigkeit interessiert. Klar, er hätte auch politischer Aktivist werden können. Schneider hat großen Respekt vor Menschen, die regelmäßig Proteste organisieren und mit kreativen Aktionen auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam machen. „Aber die Entscheidungen“, sagt er, „fallen nun mal in den Parlamenten.“ Dort, wo die Parteien sitzen.
Born war – wie auch Schneider – in der Schüler:innen-Vertretung aktiv, damals noch auf der Lichtenbergschule in Darmstadt. Vielen seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter sei es um die ganz großen Fragen gegangen, um Bundespolitik, wenn nicht gleich um Weltpolitik. Born hingegen fragte bei allen Parteien nach, was sie konkret tun wollten gegen die Probleme an seiner Schule. Die vor sich hin gammelnden Toiletten, die fehlende Digitalisierung, die Technik aus den achtziger Jahren – Born hatte genug davon und hörte von der CDU die besten Lösungsansätze, wie er erzählt.
Der Rest der Geschichte ist bei Born und Schneider wieder fast identisch. Beide traten in eine Partei ein und in deren Jugendorganisation, beide engagierten sich, wurden in Gremien gewählt und schließlich in den Vorstand. Ihre Aufgabe sehen sie auch darin, die Interessen junger Menschen im Parteivorstand durchzusetzen. Das führt auch manchmal zu Konflikten, die bei Jusos und SPD manchmal auch laut ausgetragen werden, während JU und CDU versuchen, die Themen intern zu regeln.
Und wie geht es weiter mit der politischen Laufbahn? Beide antworten abgeklärt. Mal schauen, was die Zeit bringe, man sei ganz entspannt, eine Karriere als Berufspolitiker könne man eh nicht planen. Doch Schneider und Born machen schon deutlich, dass es ihnen gut gefällt in der Politik. Verwunderlich wäre es jedenfalls nicht, wenn beide nach der Kommunalwahl 2026 in der Stadtverordnetenversammlung säßen. Vermutlich würden sie sich dort persönlich gut verstehen.
