Uwe Becker im OB-Talk: „Den Autoverkehr nicht aus der Stadt jagen“
Beim ersten OB-Talk der FR kämpft der CDU-Kandidat wacker – auch ums Auto. Aber zunächst muss er ein Tier verjagen. (Mit Video zum Nachschauen.)
Vor der OB-Wahl in Frankfurt laden die Frankfurter Rundschau und Bernd Reisig zur Diskussion im SAE Institute ein. An vier Abenden steht je eine Kandidatin, ein Kandidat Rede und Antwort. Die Premiere lief mit Uwe Becker (CDU). Es folgen Katharina Tanczos (Partei), Manuela Rottmann (Grüne) und Mike Josef (SPD).
Uwe Becker muss am Montagabend erst mal Hund „Tiger“ vom Sessel scheuchen, ehe er zum OB-Talk Platz nehmen kann. Aber Tiger ist deutlich schneller weg vom begehrten Posten als es etwa Peter Feldmann war.
Und dann kommt auch schon die warme Dusche von Überraschungsgast Volker Bouffier: „Ein herausragend guter Kandidat“ sei der CDU-Bewerber, sagt der Ex-Ministerpräsident. Was man halt so sagt unter Parteifreunden.
Mehr Zeit haben, um die Kandidatinnen und Kandidaten kennenzulernen, das ist Sinn und Zweck des unterhaltsamen Formats OB-Talk, sagt Medienmanager Bernd Reisig, der den Abend gemeinsam mit FR-Redakteur Florian Leclerc moderiert.
Lieber Brötchen als Brot, lieber Tattoo als Piercing, lieber Deutsch-Rap als Schlager, das sind Entweder-oder-Entscheidungen, die Becker in dieser ersten von insgesamt vier OB-Wahl-Talkrunden trifft. Die Frage nach Rot oder Grün beantwortet er mit: Schwarz.

Reihe „OB-Talk“
Vier Kandidatinnen und Kandidaten zur OB-Wahl befragen wir in diesem speziellen Format.
- 13. Februar: Uwe Becker (CDU).
- 14. Februar: Prof. Dr. Dr. Bembel, vertreten durch Katharina Tanczos (Die Partei).
- 16. Februar: Manuela Rottmann (Grüne).
- 17. Februar: Mike Josef (SPD).
Die OB-Talks beginnen jeweils um 19 Uhr im SAE Institute Frankfurt, Hanauer Landstraße 123a. Tickets gibt es unter www.berndreisig.de. Die Veranstaltungen sind hier abrufbar.
Den Slogan „Ihr Oberbürgermeister“ auf seinen Wahlplakaten verteidigt er: Das sei doch als Angebot gemeint gewesen, nicht als Amtsanmaßung, die Menschen verstünden das schon. Sollte er OB werden, könne er dann zusammen mit der Bildungsdezernentin dafür sorgen, dass schneller Schulen gebaut würden, und mit dem Planungsdezernenten das Bahnhofsviertel zu einem angenehmeren Ort machen.
Dass die CDU all die Ideen, die sie jetzt hat, nicht längst umsetzte, als sie selbst mitregierte, begründet Becker damit dass „an der Spitze der Stadt“ nicht mitgezogen worden sei. Als OB könne er Probleme dann „anders anpacken“.
Ja, auch den Radverkehr stärker fördern, Bus und Bahn mehr Raum geben – aber Politik solle sich nicht „grundhaft gegen Autos“ richten, den Autoverkehr nicht „aus der Stadt verjagen“. Auf der Berliner Straße würden Autofahrer ohne Not in den Stau geführt; Radstreifen seien doch auf Töngesgasse oder Braubachstraße viel besser aufgehoben.
OB-Wahl in Frankfurt
FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden am 5. März. Stichwahl-Termin wäre der 26. März. Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier. Mit dabei: Die Positionen der Kandidatinnen zu acht zentralen Wahlprüfsteinen.
Mit dem exklusiven FR-Wahlhelfer können Sie einfach und interaktiv herausfinden, welche:r Kandidat:in Ihnen inhaltlich nahe steht. 25 Thesen hat die FR-Redaktion ausgesucht - die Sie selbst gewichten können.
FR-Stadtgespräch zum Nachschauen: Am Mittwoch, 8. Februar, stellten sich den Fragen des FR-Römerteams die Kandidat:innen Manuela Rottmann, Uwe Becker, Mike Josef, Daniela Mehler-Würzbach und Yanki Pürsün. Die Diskussionsrunde lässt sich im Video nachsehen.
Fragen aus der Wählerschaft drücken Sorge wegen weiter steigender Mieten aus (Becker: „Geld in die Hand nehmen, mehr bauen“) und Ungeduld angesichts mangelnder E-Ladesäulen (Becker: „Wenn es demnächst keine Parkplätze mehr gibt, brauchen wir auch keine E-Ladesäulen“).
Sechs Fragen zu Frankfurter Besonderheiten, das „Sixpack“, löst Becker souverän. Vielleicht ein Grund dafür, dass sein Zustimmungswert in der Blitzumfrage nach 29 Prozent zu Beginn des Abends am Ende auf stichwahlträchtige 44 Prozent klettert. (ill)
Wer mag, kann zu den nächsten OB-Talks selbst Fragen per Mail senden an stadtredaktion@fr.de, Betreff: OB-Talk.
Portrait: Uwe Becker (CDU) - der Ausdauernde
In der Karriere eines Berufspolitikers geht es nicht immer nur nach oben. Auch nicht in der Berufspolitikerkarriere von Uwe Becker. Als Petra Roth 2012 nicht mehr als Kandidatin zur Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt antrat, wollte Uwe Becker ihr nachfolgen. Parteiintern setzte sich Boris Rhein durch.
Rhein verlor zwar die Wahl gegen Peter Feldmann, aber machte aus seiner Niederlage einen Erfolg. Er wechselte zurück in die hessische Landespolitik, wo er bis heute reüssiert. Für Uwe Becker drehte sich Fortunas Rad ebenfalls zum Vorteil – der Stadtkämmerer übernahm Rheins Funktion als Vorsitzender der Frankfurter CDU. Wahlniederlagen und Rückschläge müssen Berufspolitikerkarrieren nicht unbedingt schaden.
Das zeigt das Jahr 2021. Für Uwe Becker ein schwieriges Jahr. Die CDU-Fraktion flog nach verlorener Kommunalwahl aus der Stadtregierung. Uwe Becker, seit 15 Jahren im Magistrat, wurde abgewählt. Im Bundestag waren nach der Wahl keine CDU-Abgeordneten aus Frankfurt mehr vertreten. Die Verantwortung übernahm Jan Schneider. Er war Becker 2017 als CDU-Kreisvorsitzender gefolgt. Becker bekam nach seinem Ausscheiden aus dem Magistrat einen Posten als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der hessischen Landesregierung zugeschanzt.
2022 übernahm Becker erneut den CDU-Kreisparteivorsitz und setzte sich gegen Mitbewerberin Bettina Wiesmann durch. Als der 53-Jährige OB-Kandidat werden wollte, stellte sich ihm niemand mehr in den Weg. Bei dieser Vorgeschichte wird Uwe Becker aus der Oberbürgermeisterwahl am 5. März und seinen Themen Bahnhofsviertel oder Europa wieder einen persönlichen Erfolg machen – so oder so. Möglich ist, dass er in die Stichwahl einzieht. Dann sieht er sich wohl einem Menschen gegenüber, der die Mehrheit links der bürgerlichen Mitte auf sich vereint. Vielleicht schafft Becker das Wunder. Oder er bleibt Staatssekretär. Und hat seine Bekanntheit erhöht. (fle)
