Sieger, Hochburgen, Beteiligung: So haben die Stadtteile im ersten Wahlgang gewählt
Drei grüne und zwei rote Stadtteile – der große Rest von Frankfurt färbte sich am OB-Wahlabend schwarz ein. CDU-Kandidat Uwe Becker hat in 41 von 46 Stadtteilen die Nase vorn. Sieger, Hochburgen, Wahlbeteiligung: Unsere Karten zeigen die Details.
Der Frankfurter Nordosten und der Südwesten eher schwarz, der Osten traditionell rot, in der Mitte viel Grün: So färbt sich bei Wahlen gewöhnlich die Karte der 47 Frankfurter Stadtteile ein. Nicht so am Abend des 5. März, als 20 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl für das Amt des oder der Oberbürgermeister:in antraten.
Uwe Becker von der CDU hat nach Auszählung aller Wahlbezirke in 41 von 46 Stadtteilen die Nase vorn. Er geht mit deutlichem Vorsprung und insgesamt 34,5 Prozent in die Stichwahl – gegen Mike Josef (SPD) mit stadtweit 24,0 Prozent, der in der ersten Runde nur in zwei Stadtteilen als Erster ins Ziel ging, im heimischen Bornheim und in der sozialdemokratischen Hochburg Riederwald.
Die grüne Kandidatin Manuela Rottmann liegt in den Stadtteilen Bockenheim, Nordend-Ost und Ostend vorne.
Unsere erste Karte zeigt die Ergebnisse aller 20 Kandidatinnen und Kandidaten im Detail:
Die Hochburgen für Becker, Josef, Rottmann und „Bahnbabo“ Peter Wirth
Betrachtet man den Stimmenanteil der Bewerberin und der Bewerber auf den ersten Plätzen jeweils für sich genommen im Stadtteilvergleich, so werden die Unterschiede sichtbar – und es zeigt sich: Im Großen und Ganzen treten auch bei dieser OB-Wahl die eingangs erwähnten Parteipräferenzen zutage.
Uwe Becker (CDU) punktet ganz besonders in Nieder-Eschbach, dem Stadtteil, in dem er zuhause ist. Mit 56,6 Prozent der Stimmen holt er hier sogar die absolute Mehrheit. Das gelingt ihm auch in zwei weiteren nördlichen Stadtteilen, in Nieder-Erlenbach (53,6 %) und in Harheim (51,5 %). Der Norden Frankfurts erweist sich also auch bei dieser Wahl als dankbares Terrain für Christdemokraten. Am anderen Ende der Skala für Becker steht Nordend-Ost, ein Stadtteil mit hohem Anteil von Grün-Wählenden. Hier erreichte der CDU-Mann mit 21,3 Prozent sein schlechtestes Ergebnis.
Mike Josef (SPD) tat sich schwer, die traditionell sozialdemokratischen Hochburgen im Osten Frankfurts klar für sich zu gewinnen. Gelungen ist es dem SPD-Bewerber im Stadtteil Riederwald, wo er mit 37,9 Prozent sein bestes Ergebnis einfuhr. Das industriell geprägte Fechenheim, ebenfalls SPD-gepägt, musste Josef indes seinem CDU-Konkurrenten Becker überlassen – auch wenn sein Ergebnis hier über dem Durchschnitt liegt. In Bornheim, wo Josef wohnt, kratzt er an der 30-Prozent-Marke – sein zweitbestes Stadtteil-Ergebnis. Den geringsten Stimmenanteil bekam er im Heimat-Stadtteil seines Stichwahl-Konkurrenten Uwe Becker: Nieder-Eschbach.
Manuela Rottmann (Grüne) konnte zumindest teilweise das grüne Potenzial in den zentralen Frankfurter Stadtteilen mobilisieren. Ihr bestes Ergebnis holte sie mit 31,4 Prozent in der Grünen-Hochburg Nordend-Ost, wo sie rund zehn Prozentpunkte über ihrem stadtweiten Resultat liegt. Einstellig bliebt sie mit 9,8 Prozent einzig in Sindlingen im Westen Frankfurts.
Peter Wirth (unabhängig), in Frankfurt als Bahnbabo bekannt, sorgte bei der OB-Wahl für die Überraschung des Tages. Mit stabilen 5,1 Prozent der Stimmen hängt der muskulöse Straßenbahnfahrer die Kandidat:innen von Linke, FDP und AfD locker ab.
Mit 10,7 Prozent holte Wirth in Oberrad besonders viele Stimmen, in Westend-Süd war es der niedrigste Anteil, aber immerhin noch 2,3 Prozent. Insgesamt punktete er auf der West-Ost-Achse - dort ist er mit der Linie 21 öfter unterwegs.
OB-Wahl in Frankfurt: Die Wahlbeteiligung
Schließlich ein Blick auf die Beteiligung an dieser ersten Runde der OB-Wahl: Sie liegt stadtweit bei 40,4 Prozent. Ein niedriger Wert zwar, doch immer noch höher als bei der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahl 2018, als nur 37,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben.
Unsere Karte offenbart die Unterschiede in den Stadtteilen: Im christdemokratisch geprägten Norden, insbesondere in Nieder-Erlenbach (57,7 %) und Harheim (55,6 %) , wohnen die fleißigsten Wählerinnen und Wähler, was CDU-Kandidat Uwe Becker sicherlich zugute kam. Aber auch in vielen zentralen Stadtteilen, in Sachsenhausen im Süden und im östlichen Bergen-Enkheim lag die Wahlbeteiligung über den Durchschnitt. Deutliche Wahlmüdigkeit ist zu erkennen in den westlichen Stadtteilen Sossenheim, Griesheim, Nied, Höchst, Zeilsheim, Unterliederbach und Sindlingen. Die geringste Wahlbeteiligung allerdings verzeichnet diesmal Fechenheim im Osten mit 23,5 Prozent – was zumindest teilweise erklären mag, warum SPD-Kandidat Mike Josef in dem Industrieviertel sein Potenzial nicht völlig ausschöpfen konnte.
Die OB-Wahl in Frankfurt
FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier.
Das Ergebnis im Überblick: Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) stehen in der Stichwahl. Die Grünen verlieren seit langem wieder eine Wahl in Frankfurt.
Kommentar zum Wahlergebnis: Nichts ist entschieden. Das Ergebnis ist weniger knapp als erwartet und bietet viel Raum für Interpretationen. Die Lehren dieses Sonntags.
Uwe Becker (CDU) sieht sich bestätigt, dass Frankfurt einen „Neuanfang“ wolle.
Mike Josef (SPD) spricht von Riesenerfolg. Er hält die Stichwahl für offen – und will nun um die Wählerschaft der Grünen werben.
Manuela Rottmann (Grüne) gibt entspannte Verliererin. Obwohl sie die Stichwahl verfehlt, ist sie nicht unzufrieden.
Peter Wirth alias der Bahnbabo schafft einen stabilen vierten Platz, knackt sogar die fünf Prozent-Marke. Er will in den kommenden Tagen eine Empfehlung für die Stichwahl aussprechen.
Maja Wolff und Bembel: Während für die Erfinderin des Grüne-Soße-Festivals Aufwand und Ertrag nicht stimmen, nimmt es Kleingarten-Vorkämpfer Niklas Pauli gelassen.