OB-Wahl in Frankfurt: Rottmann als entspannte Verliererin
Manuela Rottmann von den Grünen verfehlt die Stichwahl und ist trotzdem nicht unzufrieden.
Müsste sie nicht frustriert sein? Völlig zerknirscht? Sehr traurig zumindest? Wer am Sonntagabend erwartet hatte, dass Manuela Rottmann niedergeschlagen ins Rathaus kommt, sah sich getäuscht. „Ich bin nicht enttäuscht“, sprach sie in die Mikrofone. Schließlich habe ihre Partei, die Frankfurter Grünen, im Vergleich zur OB-Wahl 2018 deutliche Zugewinne erzielt.
Das stimmt zwar. Aber war der Anspruch diesmal nicht ein ganz anderer, nachdem die Grünen in Frankfurt vier Wahlen in Folge gewonnen hatten? Rottmann lässt sich nicht aus der Reserve locken. Die Kandidaten von CDU und SPD, Uwe Becker und Mike Josef, seien in Frankfurt bekannter gewesen als sie.
Am Ende habe ihr einfach etwas Zeit gefehlt, um aufzuholen. Es ist 20 Uhr im Römer. Manuela Rottmann hat verloren, aber man merkt es ihr nicht an.
Anderthalb Stunden zuvor: Götz von Stumpfeldt ist nicht zu beneiden. Der Mann, der gemeinsam mit Julia Frank die Partei in Frankfurt führt, ist als einziger Grüner im Römer und muss Rottmanns Rückstand kommentieren. Der ist zu Beginn der Auszählung immens, wird dann aber immer kleiner. Insofern verbreitet von Stumpfeldt Hoffnung.

Selbst als nur noch 30 Wahlbezirke auszuzählen sind, sagt er, es sei noch nicht vorbei. Und außerdem: Immerhin 20 Prozent der Frankfurter:innen hätten „für die Veränderungen gestimmt“.
Später kommen zwei Frauen ins Rathaus, die auch für eine OB-Kandidatur bei den Grünen gehandelt wurden: Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner.
Eskandari-Grünberg spricht von einem „guten Ergebnis“ für Rottmann. Dass Frankfurt keine grüne Oberbürgermeisterin bekomme, sei „sehr schade“. Arslaner stimmt kritischere Töne an. Erstmals hätten die Grünen die „reelle Chance“ gehabt, eine OB-Wahl zu gewinnen. „Es hat nicht gereicht.“
Ob Rottmann, die seit zehn Jahren in Frankfurt keine Politik mehr gemacht hat, die falsche Kandidatin gewesen sei? „Sie war die Kandidatin, die die Findungskommission der Grünen vorgeschlagen hat“, sagt Arslaner.
Ob jemand anderes gewonnen hätte? Diese Frage werden die Grünen wohl als müßig abtun. Es gibt anderes zu klären. Gibt die Partei eine Wahlempfehlung für Josef ab? Dagegen spricht, dass sich die Parteispitze auch an dem SPD-Mann abgearbeitet hat. Aber: Uwe Becker könnte der Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt das Leben schwermachen. Eine Entscheidung dürfte in den nächsten Tagen fallen.
Die OB-Wahl in Frankfurt
FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier.
So haben die Stadtteile gewählt: Drei grüne und zwei rote Stadtteile – der große Rest von Frankfurt färbt sich am OB-Wahlabend schwarz ein. Unsere interaktive Karte zeigt die Details.
Das Ergebnis im Überblick: Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) stehen in der Stichwahl. Die Grünen verlieren seit langem wieder eine Wahl in Frankfurt.
Kommentar zum Wahlergebnis: Nichts ist entschieden. Das Ergebnis ist weniger knapp als erwartet und bietet viel Raum für Interpretationen. Die Lehren dieses Sonntags.
Uwe Becker (CDU) sieht sich bestätigt, dass Frankfurt einen „Neuanfang“ wolle.
Mike Josef (SPD) spricht von Riesenerfolg. Er hält die Stichwahl für offen – und will nun um die Wählerschaft der Grünen werben.
Manuela Rottmann (Grüne) gibt entspannte Verliererin. Obwohl sie die Stichwahl verfehlt, ist sie nicht unzufrieden.
Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke) ist zufrieden mit ihrem Ergebnis. Denn ihr Ziel war, besser als der FDP-Kandidat abzuschneiden.
Yanki Pürsün (FDP) ist nicht ganz glücklich mit seinen 2,8 Prozent. Dass es nicht mehr wurde, da hat Pürsün auch Erklärungen für.
Peter Wirth alias der Bahnbabo schafft einen stabilen vierten Platz, knackt sogar die fünf Prozent-Marke. Er will in den kommenden Tagen eine Empfehlung für die Stichwahl aussprechen.
Maja Wolff und Bembel: Während für die Erfinderin des Grüne-Soße-Festivals Aufwand und Ertrag nicht stimmen, nimmt es Kleingarten-Vorkämpfer Niklas Pauli gelassen.