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OB-Talk mit Manuela Rottmann (Grüne): „Weniger Autos in der Stadt“

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Von: Timur Tinç

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Beim dritten OB-Talk wirbt Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann für Klimabewusstsein und Vertrauen in die Politik.

Vor der OB-Wahl in Frankfurt laden die Frankfurter Rundschau und Bernd Reisig zur Diskussion im SAE Institute ein. An vier Abenden steht je eine Kandidatin, ein Kandidat Rede und Antwort. Hier der Abend mit Manuela Rottmann (Grüne). Gespräche gibt es auch mit Uwe Becker (CDU), Prof. Dr. Dr. Bembel, vertreten durch Katharina Tanczos (Die Partei) und Mike Josef (SPD).

Manuela Rottmann und Jochen Partsch sind nicht nur in der gleichen Partei, den Grünen. Die Frankfurter OB-Kandidatin und der Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt waren auch auf der gleichen Schule, dem Frobenius-Gymnasium im fränkischen Hammelburg. „Sie war die viel bessere Schülerin“, erzählte Partsch am Donnerstagabend. Er ist der Überraschungsgast beim OB-Talk im SAE Institute in der Hanauer Landstraße, das von FR-Redakteur Georg Leppert und Medienmanager Bernd Reisig moderiert wird. „Wir sind über die Dörfer gezogen, um über bessere Müllkonzepte vor drei oder vier Menschen zu sprechen“, erzählte Partsch.

Neben dem politischen Engagement habe man auch viel gefeiert, gab Rottmann zu. Partsch gab ihr als Rat mit auf den Weg, „nicht nur die eigene Partei im Blick zu haben“ und getroffene Entscheidungen nach Debatten zu akzeptieren. Insbesondere in der Verkehrspolitik gebe es sehr viele widerstreitende Interessen.

Manuela Rottmann: „Das wird den Alltag verändern. Es wird aber besser werden“

„Eine OB muss über Fraktionen hinweg Mehrheiten schaffen. Da wo wir aufgewachsen sind, waren wir immer in der Minderheit“, sagte Rottmann. Insbesondere bei Klimaschutz- und Umweltfragen, um die sich das Gespräch auch in weiten Teilen drehte. Denn Manuela Rottmann will Frankfurt bis zum Jahr 2035 klimaneutral machen. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir vor 20 Jahren angefangen hätten.“

Als Umweltdezernentin habe sie bereits eine Klimaperspektive gehabt, aber hatte damals nicht auf dem Schirm, dass in Frankfurt einmal 80 Rechenzentren stehen könnten. Beim Stromverbrauch könne man als Stadt die Solarenergie vorantreiben, „da räumt Robert Habeck gerade viele Hindernisse weg“. Der Rest laufe auf die Windenergie hinaus, da müsse aber der ländliche Raum überzeugt werden. Beim Treibstoffverbrauch gehört die Mobilitätswende dazu. Heißt: weniger Autos. „Das wird den Alltag verändern. Es wird aber besser werden.“

Der härteste Brocken sei die Wärmewende. Durch die Abwärme der Rechenzentren könne man rechnerisch ganz Frankfurt heizen. Dafür müsse man in die Infrastruktur investieren. Als positives Beispiel nannte die 50-Jährige das erste Passivhaus-Klinikum Höchst. Dass CDU-Kandidat Uwe Becker, damals Kämmerer der Stadt, sich das ans Revers heftet, nahm sie mit Humor: „Uwe Becker hat sich oft von meinen Ideen überzeugen lassen.“

Reihe „OB-Talk“

Vier Kandidatinnen und Kandidaten zur OB-Wahl befragen wir in diesem speziellen Format.
- 13. Februar: Uwe Becker (CDU).
- 14. Februar: Prof. Dr. Dr. Bembel, vertreten durch Katharina Tanczos (Die Partei).
- 16. Februar: Manuela Rottmann (Grüne).
- 17. Februar: Mike Josef (SPD).
Die OB-Talks beginnen jeweils um 19 Uhr im SAE Institute Frankfurt, Hanauer Landstraße 123a. Tickets gibt es unter www.berndreisig.de. Die Veranstaltungen werden live auf www.fr.de/ob-wahl übertragen.

Darauf angesprochen, dass Passivhaus-Sanierungen mittlerweile extrem teuer geworden seien, berichtete Rottmann, dass sie 2013 ein Reihenhaus in Frankfurt gekauft und 2016 zu einem Passivhaus umgerüstet habe. „Meine Mieter zahlen zehn Euro den Quadratmeter – warm. Den ersten Kredit löse ich in zwei Monaten ab.“

Manuela Rottmann: „Ich fühle mich als fränkische Frankfurterin“

Um erfolgreich Politik zu machen, müsse man Vertrauen aufbauen, findet die Grünen-Politikerin. Sie will, dass die Stadt Geld in den Stadtwald investiert, um klimaresiliente Bäume zu pflanzen. Sie will in den Ausbau und die Qualität der Kitas investieren. Dass es mit ihr als Oberbürgermeisterin drei Frauen, eine mit iranischen, eine mit türkischen und eine mit fränkischen Wurzeln, in den höchsten Ämtern geben würde, „ist vielfältiger als drei Männer von der CDU.“

Sie habe übrigens mal versucht, sich das rollende R abzugewöhnen. „Das klingt, als ob ich versuche, mit französischem Akzent zu sprechen.“ Sie habe die Hoffnung, fügte sie hinzu, dass sie mehr Kalorien verbrauche, wenn sie das R weiter so rolle wie bisher.

Auf die Entweder-Oder-Fragen: Fleisch oder Gemüse (Gemüse, esse aber Fleisch), Kino oder Theater (Kino), abenteuerlich oder vorsichtig (abenteuerlich), antwortete Rottmann direkt. Beim abschließenden Frankfurt-Quiz schaffte sie es, vier Fragen korrekt zu beantworten. Zwar hat Rottmann noch eine Wohnung in Berlin, weil sie nach der Nominierung keine Zeit hatte, ihre privaten Verhältnisse zu ordnen. Aber sie fühle sich als „fränkische Frankfurterin.“

Porträt: Manuela Rottmann (Grüne) - Kämpferin fürs Klima

Manuela Rottmann rollt das R. Das wäre eigentlich keine Nachricht wert. Doch die Aussprache erinnert an einen Konflikt, den die Frankfurter Grünen erstaunlich schnell in den Griff bekommen haben.

Rottmann ist in Franken geboren und aufgewachsen. Zum Studium zog sie nach Frankfurt. 25 Jahre lang hat sie in der Stadt gelebt, war Dezernentin für Umwelt und Gesundheit. Dann wurde sie Bundestagsabgeordnete, später Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium.

Vor zehn Jahren hat die 50-Jährige die kommunalpolitische Bühne verlassen. Sollte sie jetzt trotzdem als OB-Kandidatin antreten? Oder sollten die Grünen lieber auf etablierte und verdiente Kommunalpolitikerinnen wie Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg oder Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner setzen? Diese Fragen prägten den Vorwahlkampf.

Mittlerweile wirken die Grünen geeint. Die große Mehrheit der Partei unterstützt Rottmann und ihren ambitionierten Wahlkampf. Der lässt sich mit dem Slogan „Klimaschutz First“ beschreiben. Frankfurt soll bis 2035 klimaneutral werden.

OB-Wahl in Frankfurt

FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden am 5. März. Stichwahl-Termin wäre der 26. März. Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier. Mit dabei: Die Positionen der Kandidatinnen zu acht zentralen Wahlprüfsteinen.

Mit dem exklusiven FR-Wahlhelfer können Sie einfach und interaktiv herausfinden, welche:r Kandidat:in Ihnen inhaltlich nahe steht. 25 Thesen hat die FR-Redaktion ausgesucht - die Sie selbst gewichten können.

FR-Stadtgespräch zum Nachschauen: Am Mittwoch, 8. Februar, stellten sich den Fragen des FR-Römerteams die Kandidat:innen Manuela Rottmann, Uwe Becker, Mike Josef, Daniela Mehler-Würzbach und Yanki Pürsün. Die Diskussionsrunde lässt sich im Video nachsehen.

Doch was werden die dafür notwendigen Anstrengungen für Folgen haben? Manuela Rottmann weicht dieser Frage nicht aus. Sie sagt, das Wohnen in Frankfurt werde nicht teurer, es könne auch weiterhin gebaut werden. Nur eben klimaneutral und ohne Tiefgaragen. Und die Industrie? Die wandere nicht etwa ab, weil sie zu starke Einschränkungen fürchte. Nein, die Industrie werde sich vor allem dort ansiedeln, wo sie eine gute Versorgung mit erneuerbaren Energien vorfinde.

Das alles kann so kommen. Sicher ist es nicht. Insofern bleibt Rottmanns Wahlkampf eine Wette auf die Zukunft.

Sollte Manuela Rottmann nach der Stichwahl am 26. März zur Oberbürgermeisterin gekürt werden, hätten die Frankfurter Grünen die fünfte Wahl in Folge gewonnen. Und wenn es nicht klappt, hätte es zumindest nicht am rollenden R gelegen. (geo)

Manuela Rottmann will Frankfurter Oberbürgermeisterin werden . Auf Twitter kann man ihr Fragen zu ihrem Programm und ihren Vorstellungen stellen.
Manuela Rottmann will Frankfurter Oberbürgermeisterin werden. © Renate Hoyer

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