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OB-Wahl in Frankfurt: „Hä, ist das ein Kandidat?“

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Von: Thomas Stillbauer

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Durchblättern, Kandidatinnen und Kandidaten erkennen: Der FR-Fototest auf der Straße in Sachsenhausen.
Durchblättern, Kandidatinnen und Kandidaten erkennen: Der FR-Fototest auf der Straße in Sachsenhausen. © Peter Jülich

Der beliebte FR-Fototest zur Frankfurter OB-Wahl sieht zwei Altbekannte vorn – und lässt auf ein spannendes Rennen schließen

Die Zeit rast, liebe Leserinnen und Leser – in einer guten Woche ist schon Frankfurter OB-Wahl. Und Sie wissen immer noch nicht, wen Sie wählen sollen? Vielleicht hilft ja unser kleines Rätsel „Erkennen Sie diese:n OB-Kandidat:in?“, denn das ist stets der ultimative Stimmungstest vor der Entscheidung.

Wenn es nach dem Wiedererkennungseffekt auf der Straße geht, dann wird diese Wahl ein äußerst knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen, äh, Petra Roth und, ähem, Peter Feldmann. Die beiden hatten wir in den Bürgerinnen- und Bürgertest hineingemogelt, und prompt waren sie wieder die Bekanntesten, wenn auch, zumindest teilweise, nicht die beliebtesten. Bei den wahren Kandidierenden liegen Uwe Becker, Manuela Rottmann und Mike Josef Kopf an Kopf – ganz dicht gefolgt von Maja Wolff.

FR-Fototest zur OB-Wahl in Frankfurt

Wie immer vor einer wichtigen Wahl haben wir mindestens 17 Personen auf offener Straße überfallen bzw. angesprochen, ihnen zehn Fotos von Menschen vor die Nase gehalten, die OB werden wollen (oder von uns als Scherzkandidaten ausgewählt wurden), und verlangt, dass sie uns unverzüglich sagen, wer drauf ist. Das Ganze natürlich höflich und charmant, wie es sich für eine seriöse Tageszeitung gehört.

Aber hören wir doch mal in so ein Interview rein.

Turan Uluc, Chef des Marktstands „Kartoffel-Otto“.
Turan Uluc, Chef des Marktstands „Kartoffel-Otto“. © Peter Jülich

Turan Uluc erkennt auch Becker, Roth, er weiß, dass Daniela Mehler-Würzbach für die Linke antritt und Manuela Rottmann für die Grünen, auch wenn ihm nicht gleich die Namen einfallen. Zum „Bahnbabo“ Peter Wirth sagt er, „nicht meine Generation“, dabei fährt der regelmäßig die Straßenbahn am Südbahnhof vorbei. Und unser Kukucksfoto von Peter Feldmann quittiert er mit: „Der Berühmte davor“.

Ulucs Prognose zur OB-Wahl: „Keiner schafft es gleich in der ersten Runde.“ Am Gemüsestand sei die Wahl bisher kaum ein Thema gewesen. „Die Menschen sind satt von der Politik, viele sind enttäuscht“, sagt der Kurde, der früher selbst politisch aktiv war. Und wer wird’s? Uluc: „Die Frage ist, ob die Leute ideologisch nach Partei wählen oder danach, wer was für Frankfurt tut. Maja Wolff würde eine gute Stimmung hinbekommen.“

Uta Freymark legt eine starke Serie hin.
Uta Freymark legt eine starke Serie hin. © Peter Jülich

Viele Köpfe richtig erkannt, starker Vortrag. Aber auch die Schwanheimerin Uta Freymark schneidet beim FR-Test gut ab. Sie erkennt Rottmann, Josef, Roth und Becker mit Namen, außerdem „die von den Linken“, „den von der FDP“, „hä, ist das ein Kandidat?“ (Kolo Muani), „den Straßenbahnfahrer“, „die Grüne-Soße-Tante“ und „der war’s mal“.

Ganz stark auch die Serie von Patricia Dallas aus Sachsenhausen: Sie erkennt praktisch alle bis auf einen („Ist das ein Fußballer?“). Zu drei Kandidaten äußert sie sich etwas ausführlicher: „Der Bahnbabo ist ein netter Kerl, aber ist das nicht nur Spaß?“ Feldmann: „Den hab ich abgewählt.“ Und Uwe Becker: „Den kenne ich, weil er eine Affinität zur jüdischen Gemeinde hat, das ist mir wichtig.“ Die Sachsenhäuserin hat den Wahl-o-mat befragt, wer ihr OB-Herzblatt werden soll (Ergebnis: geheim). Für sie als Anwohnerin spielt etwa eine große Rolle, was aus dem Schweizer Platz wird, konkret: aus dem Taxistand. „Ganz schlimm, wir sind diesen Abgasen ausgesetzt.“ Taxifahrer ließen beim Warten die Motoren laufen wegen der Heizung. Und der Wahlfavorit? „Ich denke, Uwe Becker wird’s werden.“ Wieso? „Die Autofahrer sind es leid, wie hier die Verkehrsplanung läuft. Die Radwege sind sooo breit und kaum jemand fährt drauf.“

Patricia Dallas tippt auf Uwe Becker.
Patricia Dallas tippt auf Uwe Becker. © Peter Jülich

Über die OB-Wahl in Frankfurt wissen die Befragten entweder sehr viel oder sehr wenig

Was auffällt: Unsere Quizkandidatinnen und -kandidaten wissen entweder sehr viel oder sehr wenig, um nicht zu sagen: nichts. Aber die, die viel wissen, haben oft auch eine klare Meinung. „Ich wähle grün oder links, wen genau, verrate ich nicht“, sagt eine Frau, die auch ihren Namen nicht nennen will. „Jedenfalls jemanden, die gegen Krieg ist, das ist mir gerade heute, an diesem Jahrestag, total wichtig.“ Ihre Mutter habe mit bloßen Händen nach dem Krieg in Frankfurt Schutt beseitigt: „Nie mehr!“

„Diese Wahl hätte nicht sein müssen“, sagt ein Mann, der ebenfalls lieber anonym bleiben will. „Alle haben sie Mist gemacht, erst der Feldmann, dann die vom Stadtparlament, teuren Mist. Das wäre nicht nötig gewesen.“ – „Mich überzeugt da niemand“, sagt ein junger Mann vor dem Eingang der Carl-Schurz-Schule. „Die haben doch alle zugeguckt, als der Fechenheimer Wald plattgemacht wurde. Ehrlich, ich habe erst mal das Vertrauen in die Politik verloren.“

Martha Mueller („mit ue, bitte“) legt eine Top-Foto-Erkennungsserie hin, ehe sie zugibt, dass sie gar nicht in Frankfurt wohnt. Als sie mit dem Durchblättern fertig ist, ist Feldmann weg. Runtergefallen? Nein, da ist er ja. Bloß ein paar Plätze nach vorne gerutscht.

„Geh weg, ich wähle nicht!“, schnauzt einer, den wir dann sowieso nicht in unserer Umfrage dabeihaben wollen. Und der Frau, die beim Fototest plötzlich das N-Wort benutzt, um zu sagen, dass man das N-Wort ja nicht mehr benutzen dürfe, der nehmen wir dann auch mal mittendrin die Fotos wieder weg.

Man muss ja nicht jeden Depp hier zu Wort kommen lassen. Dafür gibt es viel zu viele gut informierte und freundliche Frankfurterinnen und Frankfurter, und die werden am 5. März schon die oder den Richtigen wählen, da sind wir sicher.

Hier das zahlenmäßige Ergebnis des Fototests, das natürlich nichts über das Wahlverhalten aussagt und auch nichts über die Bekanntheit, dafür sind es zu wenige Befragte, aber hey, die Menschen lieben Tabellen:

Scherz- und echte Kandidat:innenFoto-Bekanntheit
Petra Roth92,4 Prozent
Peter Feldmann90,9 Prozent
Uwe Becker66,4 Prozent
Mike Josef65,9 Prozent
Manuela Rottmann65,6 Prozent
Maja Wolff63,1 Prozent
Peter Wirth59,6 Prozent
Daniela Mehler-Würzbach54,2 Prozent
Randal Kolo Muani50,2 Prozent
Yanki Pürsün44,9 Prozent

OB-Wahl in Frankfurt

FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden am 5. März. Stichwahl-Termin wäre der 26. März. Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier.

Mit dem exklusiven FR-Wahlhelfer können Sie einfach und interaktiv herausfinden, welche:r Kandidat:in Ihnen inhaltlich nahe steht. 25 Thesen hat die FR-Redaktion ausgesucht - die Sie selbst gewichten können.

FR-Stadtgespräch zum Nachschauen: Am Mittwoch, 8. Februar, stellten sich den Fragen des FR-Römerteams die Kandidat:innen Manuela Rottmann, Uwe Becker, Mike Josef, Daniela Mehler-Würzbach und Yanki Pürsün. Die Diskussionsrunde lässt sich im Video nachsehen.

OB-Talks: Mit dem Medienmanager Bernd Reisig (Stiftung „Helfen helfen“) lud die FR vier Kandidat:innen zu Einzelgesprächen ins SAE Institute: Uwe Becker (CDU), Manuela Rottmann (Grüne), Mike Josef (SPD) und - als Ergebnis einer Lerser:innen-Abstimmung - der Kandidat der „Partei“, Prof. Dr. Dr. Bembel, vertreten durch Katharina Tanczos. Die vier Abende im Video zum Nachschauen.

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