FDP bei OB-Wahl in Frankfurt: Immerhin nicht eingebrochen

Yanki Pürsün (FDP) ist nicht ganz glücklich mit seinen 2,8 Prozent.
Es ist kurz vor halb sieben, als die ersten Zahlen auf dem Bildschirm im Römer erscheinen. OB-Kandidat der FDP, Yanki Pürsün, hat gerade noch strahlend Selfies mit seinem Wahlkampfteam im Römer gemacht, nun ploppt die erste Zahl für ihn auf. 1,6 Prozent. Nein, enttäuscht sei er darüber nicht, sagt er. „Das wird noch.“ Am Ende landet er bei 2,8 Prozent.
So richtig wurde es dann also nicht mehr. Als „Aufklärer“ ist Pürsün im Wahlkampf aufgetreten, für Transparenz im Römer hat er geworben. Nun also 2,8 Prozent. Hinter Peter Wirth alias Bahnbabo (unabhängig), Daniela Mehler-Würzbach (Linke) und Maja Wolff (unabhängig).
„Natürlich wünscht man sich immer ein besseres Ergebnis“, sagt Thorsten Lieb, Frankfurter FDP-Parteichef. „Aber das Ergebnis ist respektabel.“ Es sei das „beste Ergebnis, das die FDP bei einer OB-Wahl in Frankfurt jemals hatte.“ Einmal ist die FDP bisher bei der Direktwahl angetreten, 2001 mit Hans-Joachim Otto. 1,9 Prozent gab es damals für den FDP-Kandidaten.
Dass es nicht mehr als 2,8 Prozent bei der OB-Wahl wurden, da hat Pürsün auch Erklärungen für. „Viele Menschen stimmen strategisch ab. FDP-Wählerinnen und -Wähler sind dafür besonders bekannt.“ Viele wollten sicherstellen, dass bestimmte Personen in die Stichwahl einziehen. „Das sieht man an dem Ergebnis deutlich.“
Alle Kandidatinnen und Kandidaten hinter den Favorit:innen Uwe Becker (CDU), Mike Josef (SPD) und Manuela Rottmann (Grünen) hätten nicht überragend abgeschnitten, höchstens fünf Prozent gab es.
Es sei ein „unfassbar großes Teilnehmerfeld“ mit 20 Kandidat:innen gewesen, sagt Lieb. „Wir sind aber da nicht abgebrochen, alle sind auf einem sehr ähnlichen Niveau.“ Es sei auf jeden Fall richtig gewesen, dass die Liberalen einen eigenen Kandidaten aufgestellt hätten. „Wir waren präsent und konnten unsere liberale Sichtweise auf die Zukunft der Stadt darlegen“, sagt Lieb. „Das ist sehr wichtig gewesen.“
Dass es auf eine Stichwahl Becker gegen Josef hinauslaufen würde, diese Tendenz hat sich im Wahlkampf abgezeichnet“, sagt Pürsün. „Die SPD hat sich richtig reingelegt, bei den Grünen war man sich nicht so einig.“ Ob die FDP nun eine Wahlempfehlung für die Stichwahl abgeben wird, muss noch entschieden werden.
Auf einer Kreisvorstandsitzung am heutigen Montag soll die Frage geklärt werden, ob die FDP zu einem Kandidaten rät. Falls ja, werde man auf die beiden Kandidaten zugehen, sagt Lieb. „Wir werden uns dann eher schneller als langsamer positionieren.“
OB-Wahl in Frankfurt
FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier.
So haben die Stadtteile gewählt: Drei grüne und zwei rote Stadtteile – der große Rest von Frankfurt färbt sich am OB-Wahlabend schwarz ein. Unsere interaktive Karte zeigt die Details.
Das Ergebnis im Überblick: Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) stehen in der Stichwahl. Die Grünen verlieren seit langem wieder eine Wahl in Frankfurt.
Kommentar zum Wahlergebnis: Nichts ist entschieden. Das Ergebnis ist weniger knapp als erwartet und bietet viel Raum für Interpretationen. Die Lehren dieses Sonntags.
Uwe Becker (CDU) sieht sich bestätigt, dass Frankfurt einen „Neuanfang“ wolle.
Mike Josef (SPD) spricht von Riesenerfolg. Er hält die Stichwahl für offen – und will nun um die Wählerschaft der Grünen werben.
Manuela Rottmann (Grüne) gibt entspannte Verliererin. Obwohl sie die Stichwahl verfehlt, ist sie nicht unzufrieden.
Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke) ist zufrieden mit ihrem Ergebnis. Denn ihr Ziel war, besser als der FDP-Kandidat abzuschneiden.
Yanki Pürsün (FDP) ist nicht ganz glücklich mit seinen 2,8 Prozent. Dass es nicht mehr wurde, da hat Pürsün auch Erklärungen für.
Peter Wirth alias der Bahnbabo schafft einen stabilen vierten Platz, knackt sogar die fünf Prozent-Marke. Er will in den kommenden Tagen eine Empfehlung für die Stichwahl aussprechen.
Maja Wolff und Bembel: Während für die Erfinderin des Grüne-Soße-Festivals Aufwand und Ertrag nicht stimmen, nimmt es Kleingarten-Vorkämpfer Niklas Pauli gelassen.