Alle wollen bessere Schulen

OB-Kandidaten und -Kandidatinnen stellen sich den Fragen der Jugendlichen.
Wenn die Stadt ein Fahrrad wäre, dann wäre Uwe Becker, OB-Kandidat der CDU, gerne der Lenker des Rades. „Weil ich als OB den Kurs bestimmen will“, sagte er am Mittwochmorgen bei der Podiumsdiskussion des Stadtschüler:innenrats. Manuela Rottmann, Kandidatin der Grünen, wäre lieber die Gangschaltung, weil die Richtung demokratisch festgelegt werde und sie als OB versuche, „Entscheidungen nach vorne zu bringen“. Der unabhängige Kandidat Feng Xu will gar kein Fahrradteil sein und ruft den Schülerinnen und Schülern nur zu: „Fahrt einfach Fahrrad.“
Welches Stadtfahrradteil SPD-Kandidat Mike Josef am liebsten wäre, das erfahren die rund 200 Schüler:innen an diesem Tag im Haus der Jugend nicht. Er musste die Diskussion früher verlassen, weil er zum politischen Aschermittwoch seiner Partei verabredet war. Acht der 20 OB-Kandidat:innen waren an dem Tag auf zwei Podien verteilt. Vier diskutierten am Morgen, vier am Mittag.
Auf dem ersten Podium also Rottmann, Becker, Josef und Xu. Und natürlich ging es da auch um Schulen. Um den maroden Zustand der Frankfurter Institute. Eigentlich sind sich alle einig, dass Schulen saniert und neue gebaut werden müssen. Dabei geht es Josef, der eine Milliarde Euro für Schulen und Kitas verspricht, „nicht nur, aber auch um Geld“. Denn es müssten Flächen und Liegenschaften gesichert werden, „und das ist mit am Teuersten“.
Sanierungen würden aber aufgrund bürokratischer Hürden zu lange dauern. Er plädierte für eine stadteigene Gesellschaft, „damit wir bei den Ausschreibungsverfahren schneller werden und nicht ein oder zwei Jahre brauchen, um Toiletten zu sanieren.“ Auch brauche es mehr Autonomie für die Schulen, um es selbst machen zu können.
OB-Wahl in Frankfurt
FR-Online-Dossier: Wer wird Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin von Frankfurt? Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden am 5. März. Stichwahl-Termin wäre der 26. März. Die FR bündelt ihre Berichterstattung mit Analysen, Porträts und aktuellen Nachrichten in einem Online-Dossier.
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FR-Stadtgespräch zum Nachschauen: Am Mittwoch, 8. Februar, stellten sich den Fragen des FR-Römerteams die Kandidat:innen Manuela Rottmann, Uwe Becker, Mike Josef, Daniela Mehler-Würzbach und Yanki Pürsün. Die Diskussionsrunde lässt sich im Video nachsehen.
OB-Talks: Mit dem Medienmanager Bernd Reisig (Stiftung „Helfen helfen“) lud die FR vier Kandidat:innen zu Einzelgesprächen ins SAE Institute: Uwe Becker (CDU), Manuela Rottmann (Grüne), Mike Josef (SPD) und - als Ergebnis einer Lerser:innen-Abstimmung - der Kandidat der „Partei“, Prof. Dr. Dr. Bembel, vertreten durch Katharina Tanczos. Die vier Abende im Video zum Nachschauen.
Das sieht Rottmann anders. „Die Schulleitungen wollen den pädagogischen Alltag organisieren, nicht sich mit Fliesenlegern herumschlagen.“ Das Problem bei Sanierungen und Bauen: „Das Geld kommt nicht auf die Baustelle“. Es brauche mehr Tempo und jemanden, „der Schulsanierungen als Schwerpunkt sieht und sich traut, einen Dialog zu führen“. Denn politische Entscheidungen gingen nur im Konflikt, „man wird nie alle glücklich machen können“.
Für Feng Xu ist das Problem, dass Dezernent:innen nicht miteinander, sondern gegeneinander arbeiteten. Das sieht auch Becker als Problem. Da er aber nicht aus der Koalition komme, „kann ich den Magistrat gut zusammenführen.“ Bei Sanierungen und Schulbau müsse es schneller gehen, „wir müssen zusehen, was wir mit unseren eigenen Ämtern leisten können“, sagte er. „Wenn das nicht ausreicht, dann mit Firmen.“
Dass Kinder und Jugendliche stärker beteiligt werden sollen, da sind sich auch alle einig. Auch die offene Kinder- und Jugendarbeit müsse besser bezahlt werden. Uneiniger wird es beim Thema Verkehr. Während Becker erst einen S-Bahn-Ring um Frankfurt, den ÖPNV und Radschnellwege ausgebaut haben will, bevor dem Auto in der Stadt Platz entzogen wird, funktioniert das für Rottmann so nicht.
Für sie dominiert das Auto in der Stadt, nimmt der ruhende Verkehr den meisten Platz ein. Der Platz müsse neu aufgeteilt werden. Und um Radwege zu bauen, müsse den Autos Platz weggenommen werden. „Irgendwo muss der Radweg ja hin.“ Für Xu darf es ruhig autofrei in der Stadt sein: „Man kann von Sachsenhausen nach Bockenheim auch zu Fuß laufen.“
Auch beim zweiten Podium mit Daniela Mehler-Würzbach (Linke), Tilo Schwichtenberg (Gartenpartei) und den unabhängigen Kandidat:innen Maja Wolff und „Bahnbabo“ Peter Wirth ging es um das Tempo beim Schulbau. „Bürokratische Strukturen müssen aufgebrochen werden“, sagte Wolff.
Für Mehler-Würzbach „gibt es zu wenig Personal, um die Aufgaben zu bewältigen“ und für Schwichtenberg wurden die Schüler:innen schlicht vergessen. Der Bahnbabo, der hat schon in den 70er Jahren in Frankfurt in einem Pavillon die Schulbank gedrückt hat, „weiß, wie das ist.“ Nicht so richtig gut, fand er.
Auch die Schüler:innen durften Fragen stellen. Wie man etwa eine bezahlbare Wohnung finden soll, lautete eine. Eine Schülerin fand, dass alle Kandidat:innen eigentlich das Gleiche wollen. Fand Rottmann zwar nicht, aber: „Es ist eine Personenwahl. Da könnte Erfahrung oder Vertrauenswürdigkeit der Person eine Rolle bei der Entscheidung spielen.“
Oder es könnte ein Faktor sein, ob es eine Frau oder jemand mit Migrationsgeschichte an der Spitze werden soll. „Sie müssen sich ein Bild von uns als Person machen. Es sind noch eineinhalb Wochen Zeit dafür.“