Mike Josef gewinnt in Frankfurt
Der SPD-Politiker Mike Josef schlägt bei der Oberbürgermeister-Wahl Uwe Becker von der CDU knapp.
Frankfurt – Um 19.40 Uhr hallten Jubelschreie durch den Römer. Am Ende der Treppe, die vom Rathauseingang zum Kaisersaal führt, schubsten sich Fotografinnen und Fotografen, um das beste Bild zu bekommen. Und als Mike Josef am Sonntagabend dann das Wahlzentrum im ersten Stock des Römers erreicht hatte, kämpfte er sich seinen Weg durch ein Spalier von Dutzenden Mikrofonen. Zwar waren zu dieser Zeit noch einige wenige Wahlbezirke nicht ausgezählt, doch die Zahlen ließen keinen Zweifel: Mike Josef wird neuer Frankfurter Oberbürgermeister.
Am Ende kam der SPD-Politiker in der Stichwahl auf 51,7 Prozent. Genau 6064 Stimmen Vorsprung trennten ihn bei einer Wahlbeteiligung von 35,4 Prozent von seinem Konkurrenten Uwe Becker (CDU), der seine Niederlage bereits 20 Minuten vor Josefs Ankunft im Römer eingeräumt hatte. Lange Zeit hatten sich die beiden Politiker bei der Auszählung der Stimmen ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. „Aber am Ende gewinnt, wer die Unterstützung der Grünen hat“, wie Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) erklärte. Und das war Mike Josef.
OB-Wahl in Frankfurt: „Ich werde Oberbürgermeister aller Frankfurterinnen und Frankfurter sein“
„Ich werde Oberbürgermeister aller Frankfurterinnen und Frankfurter sein“, versprach Josef in seinem ersten Statement. Ihm gehe es darum, „Gemeinsamkeiten in der Vordergrund zu stellen“. Die Stadt stehe vor großen Herausforderungen. Gemeinsam mit der Koalition werde er Themen wie Klimaschutz, bezahlbares Wohnen und die „koordinierte Verkehrswende“ in den Vordergrund rücken.

Angesprochen auf seinen Vorgänger, den im November abgewählten und wegen Korruption in erster Instanz verurteilten Peter Feldmann, sagte der 40-Jährige: „Das Kapitel ist abgeschlossen“. Mit ihm beginne ein neues Kapitel. Bei Uwe Becker bedankte er sich für den fairen Wahlkampf.
Wahl in Frankfurt: Fairer Wahlkampf und Umgang zwischen Josef und Becker
Rund um Becker hatte sich kurz zuvor alles versammelt, was in der Frankfurter CDU Rang und Namen hat. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein, Partei- und Fraktionschef Nils Kößler, die ehrenamtlichen Magistratsmitglieder der Christdemokraten: Sie alle spendeten Becker langen und lauten Applaus.
Sein Ergebnis von 48 Prozent sei für einen CDU-Politiker in der Großstadt gut. Die Mobilisierung des christdemokratischen Potenzials in der Stadt habe funktioniert. Doch wegen der Wahlempfehlungen aus dem politisch linken Lager – etwa von Volt, der Linken und der Fraktion der Grünen – habe es für ihn nicht gereicht, so Becker. Nun liege es an Mike Josef, den Stillstand im Römer zu beenden.
Linkes Bündnis
Während Josef und Becker am Abend sehr herzlich miteinander umgingen und der CDU-Mann den kommenden Oberbürgermeister gar als „ordentlichen Kerl“ bezeichnete, sprach Boris Rhein Klartext: Frankfurt hätte dringend einen Neuanfang gebraucht, „die Chance darauf ist vertan, einen Neuanfang wird es mit Josef nicht geben“. Für die Landtagswahl im Oktober bedeute das Frankfurter Ergebnis aber nichts.
OB-Wahl in Frankfurt als Auftakt für den Wahlkampf zur Landtagswahl in Hessen
Ganz anders äußerte sich Rheins Gegnerin bei der Landtagswahl, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie sprach von einer „wichtigen Baustelle auf dem Weg zur Landtagswahl“.
Erleichterung herrschte bei den Frankfurter Grünen. Die Koalition könne nun ihre Arbeit ohne Behinderungen aus dem OB-Büro fortsetzen, sagte Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner: „Mike Josef hat den Koalitionsvertrag unterschrieben.“ Die Stadtregierung könne jetzt ihre Themen umsetzen, und auch eine Neuverteilung der Dezernate sei kein Thema. (Sandra Busch/Georg Leppert/Christoph Manus)