OB Wahl Frankfurt: Auf Rundgang im Bahnhofsviertel

OB-Kandidat Mike Josef will die Beseitigung der Probleme im Quartier zur Chefsache machen.
Ein entspannter Spaziergang sieht wohl anders aus. Von Kamerateams und Security umringt schreiten die neuen Freunde Mike Josef und Max Coga durch das Bahnhofsviertel. Der eine will Frankfurts Oberbürgermeister werden, der andere nationaler Champion im Kampfsport Mixed Martial Arts. Beide zusammen wollen Verbesserungen fürs Bahnhofsviertel.
Auf einer Wahlkampfveranstaltung Ende Januar in Rödelheim hatten sich Josef und Coga kennengelernt. Coga, Betreiber des legendären Frankfurter Nachtclubs Pik Dame in der Elbestraße, hatte Josef eingeladen, ihn mal durch sein Viertel zu führen, in dem er auch aufgewachsen ist und lebt. Der OB-Kandidat nahm die Einladung gerne an.
In der Einladung der SPD zu dem Rundgang heißt es wiederum, Josef wolle „einen neuen Dialog beginnen“. Dazu befragt, was das konkret heißt, betont Josef das notwendige Miteinander. „Es gibt so viele verschiedene Dezernate, dass wir die Sachen nur gemeinsam mit einem Runden Tisch lösen können.“ Dem Planungsdezernenten schwebt eine Art Wiederbelebung der Montagsrunde vor. Der OB solle dann den Vorsitz dieser Runde übernehmen. Josef will das Bahnhofsviertel quasi zur Chefsache machen, auch wenn er das so explizit nicht sagen will. Auch die Stabsstelle Sauberes Frankfurt gehört für Josef ins OB-Büro. Der SPD-Politiker erhofft sich bei Verbesserungen für die Drogenabhängigen im Bahnhofsviertel aber auch Unterstützung aus den „Heimatgemeinden“ der Abhängigen: „Es können nicht alle großen Probleme in Frankfurt gelöst werden.“
Probleme gibt es im Bahnhofsviertel genug, wie Coga auf dem Spaziergang am Mittwochvormittag berichtet. In der Taunusstraße bleibt er stehen. Noch sei es ruhig, „aber zu später Stunde ist es mit der Dealerei kaum erträglich“, so der Barbesitzer. Das offensive Dealen belästige Passanten und Gewerbetreibende. Noch während Coga das erzählt, bleiben direkt hinter ihm zwei Männer stehen, die lebhaft diskutieren und offenbar ein Geschäft abwickeln wollen. Bis sie die vielen Kameras bemerken und schnell weitergehen. Die Kleindealerei will Josef mit verschiedenen Mitteln bekämpfen. Zum einen ist er dafür, kleine Drogenmengen, auch Crack, legal in den Druckräumen an die Abhängigen auszugeben. Aber auch vor restriktiven Maßnahmen schreckt der Sozialdemokrat nicht zurück. Es brauche noch mehr Polizeipräsenz im Viertel und eine Videoüberwachung „an neuralgischen Punkten“. Damit meint Josef nicht nur die viel diskutierten Standorte in der Taunusstraße und im Kaisersack. Auch in der Niddastraße etwa, wo man sich nach Josefs Ansicht kaum durchtraue und anderen „Umschlagplätzen“, hält er eine Kameraüberwachung für sinnvoll, „um Delikten nachgehen zu können“.
Coga ist auch das Thema Sauberkeit ein Anliegen. Vor allem die Wildpinkelei. „Sie pissen überall in die Eingänge“, beschwert sich der Geschäftsmann. Ein offenes Urinal wie am Karlsplatz allerdings hält Coga nicht für die Musterlösung. „Es stinkt bestialisch, gerade im Sommer.“
Die Spaziergesellschaft flaniert weiter, durch die Niddastraße, die Elbestraße, die Kaiserstraße und vorbei an der Straße Am Hauptbahnhof. Immer wieder heben Männer schützend die Hände vor das Gesicht, wenn sie die Kameras sehen. „No video, no video“. Nach genau einer Stunde ist der Spaziergang beendet. Josef muss weiter zum nächsten Termin, Coga kümmert sich wieder um seine Bar.