OB-Wahl in Frankfurt: Josef und der Bahnbabo auf einer Tramlänge
Der Bahnbabo ist bei der OB-Wahl in Frankfurt im ersten Wahlgang auf Platz vier gefahren, nun unterstützt er in der Stichwahl SPD-Kandidat Mike Josef.
Frankfurt – Eigentlich steht außer Frage, wo sich Bahnbabo Peter Wirth und Mike Josef, OB-Kandidat der SPD, zum Austausch treffen. Selbstverständlich in einer Straßenbahn. Linie 11, Mittwochnachmittag, Einstieg am Römer. Frankfurts bekanntester Straßenbahnfahrer war bei der OB-Wahl äußerst erfolgreich, holte ganz ohne Partei hinter sich und ohne Wahlkampfetat Platz 4 am Sonntag. Nun unterstützt er Josef, der in der Stichwahl am 26. März gegen Uwe Becker (CDU) antritt. „Ich bin raus“, sagt der Bahnbabo. Aber Mike Josef, den will er „ans Herz legen“. Denn es gebe eine Menge Schnittstellen.
Zum Beispiel in der Verkehrspolitik. „Für mich ist die Priorisierung des öffentlichen Nahverkehrs wichtig“, sagt Wirth. Klar, er kennt sich aus auf Frankfurts Gleisen und „es ist ein Horror“, wenn er mit der Straßenbahn unterwegs ist und ständig stoppen muss, weil Autoabbieger seinen Weg kreuzen .“Ich muss warten, während die Autos fahren dürfen. Das kann nicht sein.“ Und in der Verkehrspolitik, da sieht er sich doch sehr viel näher an Josef als an Becker. Auch sonst. Wenn es etwa um mehr studentisches Wohnen geht. Oder um Gentrifizierung. Man ist quasi auf einer Tramlänge.
OB-Wahl in Frankfurt: Der Bahnbabo „holt die Leute ab“
Aber vor allem geht es Wirth um das Brückenbauen zwischen den Generationen. Er spricht auf seinen Straßenbahntouren viel mit Jugendlichen. Mit vielen, „die abgehängt sind“. Der 61-Jährige beherrscht die Sprache der Jugend, ohne dass es befremdlich wirkt. „Brudi“ kommt ihm in seinen vielen Erzählungen ganz selbstverständlich über die Lippen. Und er erreicht die Jugendlichen und jungen Erwachsenen so. In Stadtteilen wie Griesheim, Oberrad und Niederrad erhielt er seine besten Ergebnisse. „Er holt die Leute ab“, sagt Josef, inzwischen nicht mehr in der Bahn, sondern einem Café im Bahnhofsviertel. Deswegen sei es wichtig, Menschen wie den Bahnbabo etwa als städtische Botschafter einzubinden.

Denn mit der Art der Ansprache – „Frankfurt-Speech“ nennt das der Bahnbabo – kann Josef kaum mithalten. „Man muss schon bei sich bleiben. Aber es ist eine Frage der Lebensgeschichte“, sagt Josef. Er sei auch aufgewachsen in einem Milieu, das sich nicht berücksichtigt gefühlt hat. „Ich kann schon sagen: ‚Ich weiß, was euch bewegt.‘“ Und das findet auch der Bahnbabo entscheidend. „Er hat auch eine Einwanderungsbiografie. Ich kann den Jugendlichen sagen: ‚Schaut, wo er steht. Das könnt ihr auch, wenn ihr in die Schule geht’“, sagt Wirth.
OB-Wahl in Frankfurt: „Kriegt euren Arsch hoch“
Wobei es als Bahnbabo am Ende eher so klingt: „Kriegt euren Arsch hoch.“ 5,1 Prozent, rund 10 000 Stimmen, hat der Bahnbabo bei der Wahl geholt. Stimmen, die Josef nun gut gebrauchen könnte. Wirth empfiehlt seinen Wähler:innen den SPD-Kandidaten. Da könnte er, der immer wieder seinen Fahrgästen selbstgeschriebene Gedichte vorträgt, ja im Wahlkampf auch mal mit einem Mike-Josef-Poem aufwarten. Der Bahnbabo lacht und schüttelt den Kopf. Nein, das dann wohl eher nicht. (Sandra Busch)
Mike Josef mag lieber Grün als Schwarz und will für günstigen Wohnraum kämpfen. Im OB-Talk verrät der Frankfurter OB-Kandidat Persönliches und macht seine politischen Schwerpunkte klar. (Sandra Busch)