1. Startseite
  2. Frankfurt

Nur ein paar Knöllchen in Frankfurt

Erstellt:

Von: Oliver Teutsch

Kommentare

Von 650 gemessenen Fahrzeugen am Hauptfriedhof waren nur zehn zu schnell unterwegs - wie dieser Taxifahrer. Peter Jülich
Von 650 gemessenen Fahrzeugen am Hauptfriedhof waren nur zehn zu schnell unterwegs - wie dieser Taxifahrer. Peter Jülich © Peter Jülich

Beim europaweiten „Speed-Marathon“ sind die Tempoverstöße in Frankfurt eher moderat

In der Bäckerei gegenüber des Hauptfriedhofs ist der Speed-Marathon am Freitagvormittag großes Gesprächsthema, aber die europaweite Kontrollaktion gegen Raserei scheint sich nicht bei allen Menschen mit Gaspedal rumgesprochen zu haben. Es dauert keine fünf Minuten, bis der erste Autofahrer in die Kontrollstation gewunken wird. Er hat wohl weder den blauen Kleintransporter mit Blitzgerät 200 Meter weiter vorne auf der Eckenheimer Landstraße gesehen, noch von dem Kontrolltag gehört. „Dämlichkeit muss bestraft werden“, sagt der Ertappte mit entwaffnender Ehrlichkeit.

Er habe es „nicht mehr auf dem Schirm gehabt“ mit dem Kontrolltag. Nach Abzug der Toleranz war er sechs km/h zu schnell. „Dafür sind 30 Euro ganz schön happig“, findet er. Nur kurz darauf befindet sich ein Mann im Kleintransporter im Zwiegespräch mit der Verkehrsüberwachung. Der Mann wurde gerade geblitzt, hat aber unverschämt gute Laune. Kein Wunder, er ist Heizungsmonteur und viel gefragt. „Ich habe den nächsten Termin im Kopf gehabt und nicht auf den Tacho geschaut“, gesteht er. Die Kundschaft würde oft schimpfen, wenn er zu spät käme. Seinem nächsten Kunden in Karben kann er nun immerhin ein Knöllchen im Wert von 30 Euro als Entschuldigung für sein Zuspätkommen präsentieren.

Der Heizungsmonteur zahlt bar, bis zu einer Summe von 55 Euro, einem Verwarngeld, ist das möglich. Ab 60 Euro beginnt der Bußgeldbereich, dann kommt der Bescheid mit der Post.

Es geht nicht gerade zu wie im Taubenschlag. Für die drei Kontrollteams der Verkehrsüberwachung ist es ein eher geruhsamer Vormittag. Der Polizei ist es recht so, wie Sprecher Marc Draschel betont: „Es geht heute nicht darum, die Leute ärmer zu machen, sondern darauf hinzuweisen, dass zu schnelles Fahren noch immer Unfallursache Nummer eins ist.“ Daher seien ja auch alle Kontrollstellen vorher angekündigt worden. Die Eckenheimer Landstraße ist auf Höhe des Hauptfriedhofs ohnehin nicht als Brennpunkt der Raserei bekannt. Ausgewählt worden sei sie, weil dort schwächere Verkehrsteilnehmer:innen geschützt werden müssen. Die lange Gerade der Eckenheimer Landstraße verjüngt sich auf Höhe der U-Bahnhaltestelle auf eine Spur, der Radstreifen daneben ist baulich nicht getrennt.

Ein Oberkommissar des Kontrollteams merkt an, dass die Verkehrsüberwachung es sowieso nie richtig mache. „Kontrollieren wir dort, wo gerast wird, sind wir Wegelagerer, wenn wir anderorts sind, heißt es, wir müssten dort kontrollieren, wo gerast wird.“ Generell werde mittlerweile weniger gerast, findet der Oberkommissar. Wobei es noch weniger gewesen sei, bevor der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Novellierung des Gesetzes gegen Tempoverstöße zurückgenommen habe.

Sinnfreies Rasen gibt es aber dennoch und nimmt in Teilen sogar eher zu, wie ein Blick in die Statistik zu illegalen Autorennen zeigt. Waren 2018 nur fünf solcher illegaler Rennen in Frankfurt registriert worden, waren es 2020 zehn und 2021 bereits 41, was aber auch daran liegt, dass die Flucht vor der Polizei mittlerweile als Alleinrennen in die Statistik einfließt.

In der Eckenheimer Landstraße jedenfalls wird an diesem Freitag nicht wirklich gerast. Auch an den anderen drei Kontrollstellen, gibt es keine krassen Ausreißer. Spitzenreiter ist ein Fahrer, der in der Ludwig-Landmann-Straße mit Tempo 79 statt 50 unterwegs war. Er darf dafür 180 Euro berappen und bekommt einen Punkt in Flensburg. Muss man erstmal schaffen am Kontrolltag.

Auch interessant

Kommentare