„Ab in die Mitte“: Neues Konzept in Frankfurt soll gegen Partys und Lärm im Nordend helfen

Frankfurt will die Ausweichfläche an der Hauptwache attraktiver machen und dort ruhigere Musik spielen. Das soll dem Nordend mehr Ruhe bringen.
Frankfurt – Eine Sperrstunde oder ein Alkoholverkaufsverbot für Kioske an den Plätzen in Frankfurt Nordend wird es vorerst nicht geben. Die Stadt habe solche Schritte rechtlich prüfen lassen und eine Absage erhalten, sagt Stefan von Wangenheim, der Sprecher von Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP), auf Anfrage. Mit den Regelungen wollte das Dezernat gegen die seit Jahren ausufernden Feiern auf öffentlichen Plätzen im Stadtteil vorgehen.
Die Öffnungszeiten der Wasserhäuschen und den Verkauf von Alkohol zu beschränken, sei eine Forderung der Bürgerinitiativen gewesen, die sich für mehr Ruhe, Sauberkeit und Sicherheit rund um Friedberger-, Luisen-, Matthias-Beltz- und Merianplatz einsetzen, erläutert der Referent. Mit diesen seien an einem runden Tisch viele Möglichkeiten erarbeitet worden, die nun geprüft würden. Die Stadt setze vor allem auf die Aktion „Ab in die Mitte“, mit der den Menschenmassen eine Alternative an der Zeil geboten werde, sagt von Wangenheim.
Frankfurt: Statt Lärm und Party soll es im Nordend gemütlich werden
„Da müssen wir eine Routine reinbringen.“ Eine Fläche an der Hauptwache, wo seit Ende April Techno-Musik gespielt wird, werde dafür optimiert, „das läuft noch nicht so wie gewünscht“. Dort habe zuletzt ein „Dippemess-Charakter“ geherrscht, der nur wenige Besucher:innen der Nordendplätze angesprochen habe. Künftig soll an der Hauptwache „Lounge-Musik“ zu hören sein und weniger „bum, bum“.
Auch solle es in der Innenstadt gemütlicher werden, „cosy wie am Friedberger Platz“. Dafür werde überlegt, wie die Fläche mit Pflanzen aufgewertet werden könne, sagt der Referent. Denkbar sei, Teile des Projekts „Wohnzimmer Hauptwache“ zu übernehmen, an dem das Deutsche Architekturmuseum arbeite. Die Entscheidung darüber falle Mitte Juni. Ebenfalls in der Mache seien Konzepte anderer Dezernate, um die Innenstadt für Feiernde attraktiver zu machen. Beispielsweise seien Sportangebote an der Konstablerwache geplant.
Am Friedberger Platz und am Luisenplatz im Nordend ständen Stadt- und Landespolizei weiterhin „in Habachtstellung“, sagt von Wangenheim. Einschreiten könnten sie nur, wenn jemand bewusst Krach oder laute Musik mache. Dann könnten beispielsweise Boxen beschlagnahmt werden. Auch die „zunehmende Aggressivität am Luisenplatz“ behielten die Beamten und Beamtinnen „genau im Auge“. Die Verkehrspolizei prüfe, wie sie dafür sorgen könne, die Straßen freizuhalten, auf denen sich die Feiernden zum Teil tummeln.
Frankfurt Nordend: Am Matthias-Beltz-Platz gibt es vor allem ein Problem mit Lärm und Drogenhandel
Die Feiernden am Friedberger Platz freitags mit Hilfe der Straßenreinigung und der Stadtpolizei dazu zu bewegen, gegen 23 Uhr zu gehen, funktioniere bereits gut, sagt von Wangenheim. Das müsse jetzt noch am Luisenplatz umgesetzt werden. Am Matthias-Beltz-Platz dagegen gebe es vor allem ein Problem mit Lärm und Drogenhandel, um das sich die Polizei kümmere. Auch für den Merianplatz müsse ein neues Konzept her, da dieser Teil der „Gastromeile“ Berger Straße sei. „Dafür müssen wir anschließend eine andere Lösung finden.“
Die Partys auf den Plätzen im Nordend waren auch Thema der Sitzung des Ortsbeirats 3 am Donnerstagabend. Mehrere Fraktionen forderten, das Angebot in der Innenstadt müsse verbessert werden, um die Menschenmassen zu entzerren und mehr Ruhe für die Anwohner:innen zu bekommen. Viele bedankten sich bei Silke Jungfleisch von der BI Luisenplatz für ihr Engagement. Diese machte deutlich, dass der runde Tisch fortgesetzt und Möglichkeiten wie ein Zapfenstreich für Kioske juristisch geprüft werden müssten.
Dass teils zwischen Ortsfremden und Anwohner:innen auf den Plätzen unterschieden werde, kritisierte Manfred Zieran (Ökolinx): „Dann sind wir im rechtsradikalen Bereich.“ Es sei egal, wo die Feiernden herkämen. Allerdings müssten die Anlieger:innen irgendwann schlafen können. (Boris Schlepper)