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Verwirrende Barriere

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Im Internet wird angezeigt, dass die Kreuzung mit dem Auto passiert werden kann.
Im Internet wird angezeigt, dass die Kreuzung mit dem Auto passiert werden kann. © christoph boeckheler*

Die Diagonalsperre am Oeder Weg ist vielen Autofahrenden noch nicht bekannt. Viele suchen sich alternative Routen über Seitenstraßen – auch, weil im Internet noch angezeigt wird, dass die Kreuzung passiert werden kann.

Der kleine Einsatzwagen der Feuerwehr ist ohne Not unterwegs. Weder Blaulicht noch Sirene sind eingeschaltet, und doch haben die beiden Insassen offenbar keine Lust, einen Umweg zu nehmen, und fahren einfach quer über die Sperre an der Kreuzung Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße. Vor knapp zwei Wochen hat die Stadt diese im Zuge des Umbaus des Oeder Wegs zu einer fahrradfreundlichen Nebenstraße montiert. Sie soll den motorisierten Durchgangsverkehr abhalten. Wer von Norden oder Süden kommt, kann nur jeweils nach links auf die Holzhausenstraße abbiegen.

Dass es die sogenannte Diagonalsperre gibt, hat sich bislang aber nicht bei jedem herumgesprochen. Sowohl Fahrzeuge mit Frankfurter Nummernschild als auch Ortsfremde sind am Montagmorgen im Minutentakt zu beobachten, wie sie vor der Barriere stoppen. Die Fahrerinnen und Fahrer sind offensichtlich verwirrt und wissen nicht weiter. Was auch daran liegen mag, dass im Internet nach wie vor Routen vorgeschlagen werden, in der die Sperre nicht existiert. Das Problem hat etwa ein Handwerker aus Ortenberg, der mit einem Kleinlaster eine Schleife dreht, bevor er in der Holzhausenstraße zum Stehen kommt und eine neue Route googelt. Ein älterer Herr im schwarzen Bentley sucht sich seinen Weg zur Eckenheimer Landstraße über die Humboldt- und Hansteinerstraße. Und eine Düsseldorferin umfährt die Blockade über Eckenheimer und Keplerstraße.

Doch viele scheinen auch registriert zu haben, dass die Strecke gesperrt ist. Vittorio Calabrese, dessen Trattoria Da Monica unmittelbar an der Kreuzung zur Holzhausenstraße auf dem Oeder Weg liegt, hat erfreut bemerkt, dass es auf dem Oeder Weg bereits „viel ruhiger“ geworden ist. „Jetzt kann man sogar die Vögel hören.“ Zuvor seien auf der Straße wesentlich mehr Autos unterwegs gewesen, viele mit hohem Tempo. Er ist optimistisch, dass sich der Umbau positiv aufs Geschäft auswirkt. Die Gäste, die an seinen Tischen am Bürgersteig Platz nehmen, „die wollen in Ruhe essen“.

Auch Jason Weller, Chef der Brauerei Braustil, hat bislang keine Auswirkungen bemerkt. Da sie Alkohol ausschenkten, sei es für sie ohnehin besser, wenn die Gäste nicht mit dem Auto kämen.

Doch nicht alle gehen davon aus, dass die zunächst nur versuchsweise Sperrung spurlos an ihnen vorbeigeht. Mehrere Gewerbetreibende haben in den vergangenen Monaten immer wieder davor gewarnt, dass ihnen die motorisierten Kund:innen wegblieben, wenn die Straße gesperrt wird. Das befürchtet auch ein Anwohner, der selbst im Einzelhandel tätig ist. Er sorge sich, dass sich nicht alle Läden halten könnten und die Straße dadurch an Attraktivität verliere.

Noch sei es zu früh, um auf Kritik zu reagieren, sagt Wolfgang Siefert vom Mobilitätsdezernat. „Das muss sich erst einpendeln.“ Die Stadt werde das Modellprojekt im Auge behalten. Er sei guter Dinge, dass sich viele Probleme mit der Zeit legten. Auch Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne) will dem Versuch zunächst eine Chance geben, bis Autofahrende neue Wege gefunden haben. Wichtig sei, die kleinen Nebenstraßen im Blick zu behalten, welche durch die Sperre besonders belastet werden, „damit man nachjustieren kann“.

Die Sperre ist nicht die einzige Maßnahme am Oeder Weg. Mitte 2021 hat die Stadt etwa eine Schranke am Anlagenring montiert, um die Zufahrt aus der Innenstadt zu unterbinden. Im Sommer soll die provisorische Ampelanlage an der Eckenheimer ersetzt werden, im Herbst mobile Verweilflächen und Pflanztröge aufgestellt werden.

Die Stadt hat die Sperre an der Holzhausenstraße in den Osterferien angebracht.
Die Stadt hat die Sperre an der Holzhausenstraße in den Osterferien angebracht. © christoph boeckheler*

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