Nach 34 Jahren gekündigt: Traditions-Tanzstudio in Frankfurt sucht neue Bleibe

Das Tanzstudio in der Eisernen Hand muss nach 34 Jahren umziehen. Der Ortsbeirat bittet die Stadt um Mithilfe bei der Suche nach einer neuen Bleibe.
Frankfurt – Die Tage des Tanzstudios Johanna Knorr in der Eisernen Hand sind gezählt. Dem Familienunternehmen wurde jüngst kurzfristig gekündigt, berichtet Gründerin Johanna Knorr. Nur noch bis zu den Sommerferien könne sie den Raum im Keller unweit der Friedberger Landstraße nutzen. Jetzt sucht sie nach mehr als drei Jahrzehnten ein neues Domizil im Nordend oder in Bornheim.
In dem Proberaum mit den großen Spiegelwänden ist viel geschehen. Hunderte von Schülerinnen und Schüler haben auf dem Parkettboden das Tanzen gelernt. Haben sich zu den Klängen des Klaviers an den umlaufenden Holzstangen bewegt und für Theater- und Schulaufführungen geprobt. 1988 hat die Choreographin den Mietvertrag unterzeichnet. Damals habe sie gedacht, die Säulen in dem Kellerraum würden stören, erinnert sie sich, „Aber die Kinder lieben es, um sie herumzutanzen.“ Nach Schwierigkeiten mit dem Vermieter sei ihr nun gekündigt worden, sagt Knorr, zu deren einstigen Schülern auch Kabarettist Matthias Beltz, Theatermacher Willy Praml, Schriftsteller Wilhelm Genazino und Satiriker Eckhard Henscheid gehörten.
Tanzstudio Knorr in Frankfurt: Kreative Kindertanzen „unser Alleinstellungsmerkmal“
18 Kurse geben Johanna Knorr und ihr dreiköpfiges Team, zu dem auch ihre Tochter Anna gehört, die das Studio einmal übernehmen wolle. Trainiert werden alle Interessierten ab vier Jahren. Auf dem Programm steht neben Ballett auch Modern und Jazz Dance sowie zeitgenössischer Tanz. Vor allem auf das freie, kreative Kindertanzen ist Knorr stolz. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Jenseits jeglichen Drills könnten Kinder mit ihrem Körper und ihrem Charakter Bewegungen erfinden und sich selbst als kreativen Menschen erleben, „das nehmen sie mit fürs ganze Leben“.
Das will das Tanzstudio auch künftig anbieten. Dafür suche sie ein neues Domizil mit einem 80 bis 100 Quadratmeter großen Raum, sagt Johanna Knorr, die 2012 den Kinder- und Jugendtheaterpreis Karfunkel der Stadt Frankfurt gewonnen hat. Der Standort müsse im Nordend oder in Bornheim liegen, da viele Kinder mit dem Rad kämen. Geplant sei, dass der Umzug in den Ferien vonstatten geht, wenn das Studio in die Sommerpause geht.
Frankfurt: Ortsbeirat nimmt Stadt bei Suche nach Räumlichkeiten für Stadt in die Pflicht
Zuspruch bekommt Johanna Knorr aus dem Nordend-Ortsbeirat. Dass die Zukunft des Tanzstudios durch die Kündigung in Gefahr sei, sei bedauerlich, sagte Sozialdemokratin Marlies von der Malsburg in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Diese sei eine „Institution im Nordend“. Es sei „inakzeptabel“, dass die kulturelle und sportliche Infrastruktur des Nordends der „Willkür von Vermietern ausgesetzt ist“. Auch Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne) bedauert das. Sie regte an, mit dem Amt für Bauen und Immobilien (ABI) in Kontakt zu treten, dass dieses bei der Suche nach einer neuen Bleibe helfe.
„Grundsätzlich unterstützen wir als Stadt Frankfurt Traditionsunternehmen gerne dabei, weiterhin im Stadtgebiet tätig sein zu können“, teilt Markus Radermacher vom Dezernat für Bau und Immobilien auf Anfrage mit. Die Zahl der verwalteten Grundstücke und Flächen sei jedoch begrenzt und häufig bereits mit öffentlichen Nutzungen belegt. „Sofern die konkreten Anforderungen und Möglichkeiten eines Unternehmens bekannt sind, überprüft das ABI aber gerne die Möglichkeiten.“ (Boris Schlepper)
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