Verkehrsversuch in Frankfurt: Sonntags bleibt die Berger Straße zu
Der Nordend-Ortsbeirat will die Einkaufsmeile attraktiver machen. Dafür soll die Berger Straße versuchsweise sonntags für den Kfz-Verkehr dicht sein.
Frankfurt - Mehr Mülleimer, Bänke und Fahrradbügel, mehr Platz auf den Gehwegen und ein kleiner Wochenmarkt auf dem Merianplatz. Der Ortsbeirat 3 will die untere Berger Straße aufwerten. Das Gremium hat dafür eine Liste von Maßnahmen beschlossen, wie die Stadt die Einkaufsmeile zwischen Friedberger Anlage und Höhenstraße kurz- und mittelfristig aufwerten soll. Einen entsprechenden Antrag von Grüne, Linke und Volt hat es in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich auf den Weg gebracht.
Erarbeitet haben die Vorschläge eine überfraktionelle Arbeitsgruppe. Mehr als ein Jahr lang haben sich die Ortsbeiräte dazu beraten, berichtet Robert Jänicke (Grüne), haben sich mit Anwohnenden und Gewerbetreibenden getroffen, eine Straßenumfrage gemacht und Verkehrsexperten gehört. Dabei handele es sich keineswegs um „einen großen Wurf“, räumt Jänicke ein. Es gehe nicht um ein „komplettes Redesign, wonach morgen alles schön ist“. Das lasse der Haushalt der Stadt nach der Pandemie nicht zu, weshalb nur kleine Schritte gefordert werden.
Verabschiedet wurde eine Liste mit 21 Punkten, in der detailliert aufgeführt wird, wo etwa neue Mülleimer mit Pfandringen aufgestellt und Kurzzeitparkplätze sowie Stellflächen für Motorräder entstehen können. Wo Parkplätze entsiegelt oder als Flächen für Gewerbe und Gastronomie verlagert werden können, um mehr Platz auf schmalen Bürgersteigen zu gewinnen. Vor den Hausnummern 16, 56, 75 und 102 will das Gremium Parklets aufstellen.
Verkehrsversuch in Frankfurt: Die Berger ist „derzeit sehr blechdominiert“
Am Merianplatz soll nach dem Willen des Ortsbeirats ein Trinkbrunnen stehe. Zudem soll die Stadt prüfen, ob dort ein kleiner Wochenmarkt funktioniert. In einem drei- bis sechsmonatigen Versuch soll außerdem geprüft werden, ob die Berger sonntags von 9 bis 17 Uhr für Kraftfahrzeuge gesperrt werden kann. In Abstimmung mit ortsansässigen Organisationen soll es begleitend dazu ein kulturelles und sportliches Angebot geben.

Mit dem Vorstoß will der Ortsbeirat die Einkaufsmeile „deutlich attraktiver gestalten, um das Einkaufen vor Ort zu unterstützen, heißt es in der Vorlage. Corona, die Energiekrise und das geänderte Konsumverhalten setzten dem Gewerbe vor Ort schwer zu. Zudem hätten viele Anwohnende Veränderungen gefordert, da die vorhandene Aufteilung der Flächen nicht zur gewünschten Nutzung passe. Die Berger sei „derzeit sehr blechdominiert“, sagt Jänicke. „Es gibt zu viel Parksuchverkehr.“ Auch hätten die Besucher:innen gesagt, dass es dort nicht mehr attraktiv zum Einkaufen sei. Das Gewerbe sehe das ähnlich und habe die Sorge geäußert, dass der Einzelhandel zulasten von Gastronomie zurückgehe, so Jänicke.
Frankfurt: CDU und SPD lehnen einen Wochenmarkt ab
Obwohl die Inhalte überfraktionell beraten wurden, stimmten den einzelnen Punkten nicht immer alle Fraktionen zu. FDP, CDU und SPD lehnten es ab, dass Parkplätze geopfert werden – etwa für das Aufbringen von rot markierten Radspuren entgegen der Fahrtrichtung gen Norden. CDU und SPD lehnten zudem einen Wochenmarkt ab, dieser sei Konkurrenz zum Einzelhandel, sagte Rüdiger Koch (SPD). Claudia Ehrhardt (CDU) sagte, statt Parklets aufzustellen, wäre es sinnvoller, den Platz an der ehemaligen Tomin-Videothek umzugestalten, sobald die dortige Baustelle beendet ist.
Jänicke und Jonathan Leßmann (Volt) bedauerten, dass nicht alle Fraktionen sämtlichen Maßnahmen im Antrag zustimmten. Diese seien gemeinsam erarbeitet worden und Kompromisse. (Boris Schlepper)
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