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Gesunde Natur in der Stadt erleben

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Von: Sabine Schramek

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Die Gärten in der Grünen Lunge hatten am Sonntag geöffnet.
Die Gärten in der Grünen Lunge hatten am Sonntag geöffnet. © Rueffer

Initiativen setzen sich für die Zukunft der Grünen Lunge ein, vor allem oberhalb des Günthersburgparks.

Wie wichtig grüne Lungen in der Stadt sind, zeigt sich am Sonntag im Nordend. Unter hohen Bäumen und viel Grün ist es drei Grad kühler als an der Friedberger Landstraße, wo die Luft bei 36 Grad in der Hitze flimmert. Auf 16 Hektar ist hier oberhalb vom Günthersburgpark nichts zubetoniert. Vögel zwitschern, Insekten krabbeln und surren. Es gedeiht Biodiversität mit Bäumen, Permakultur und blühenden Gärten.

„Dass der Bau von 1500 Wohnungen hier gestoppt werden konnte, ist ein Glück für die ganze Stadt und ihr Klima“, sagt eine Frau von der Initiative „Eine Stadt für alle!“, die aus Sorge vor Repressionen namentlich nicht genannt werden möchte. Sie gehört einer der fünf Initiativen an, die sich zu einem „Quartiersrat“ zusammengeschlossen haben, um „solidarisch mit Nachbarn und Bürgern vor allem den unschätzbaren Wert der Grünen Lunge zu erhalten“.

Peter Beckmann von Verein Bürgerinitiative für den Erhalt der Grünen Lunge am Günthersburgpark geht es praktisch an. Er kennt jeden Grashalm entlang der Wege und in den unzähligen liebevoll gehegten Gärten. „Hier wachsen 14 heimische Orchideen. Epipactis helleborine, die man weder aussäen noch umpflanzen kann und die auf der Roten Liste stehen“, erzählt er und zeigt auf die hohen grünen Stängel mit aufrechten Blättern, an denen sich bereits Knospen bilden, die bald kleine weiße Orchideenblüten tragen werden. „Sie wächst aus der Symbiose mit Bodenbakterien und liebt Unterholz“, sagt er. Damit niemand drauf tritt, sind sie mit Ästen markiert.

Es gibt Gemeinschaftsgärten, in denen alle ein Beet anpflanzen können. Die Gemüseheld:innen setzen auf Permakultur und alte Pflanzen, die fast in Vergessenheit geraten sind. Zwischen einem eigens angelegten Teich mit angrenzendem Feuchtgebiet, in dem sich Molche und Wasserschnecken wohlig tummeln und dicke Libellen landen, werden Tütchen mit Samen aus Hirschhornwegerich, Gemüseampfer, Baumspinat, Ringelblume und Guter Heinrich gefüllt.

Farne rollen sich im Gebüsch aus, Kräuter, Gemüse, Obst und Beeren wachsen um die Wette. In 300 toten Bäumen hausen Fledermäuse, Spechte und Insekten, die für das ökologische Gleichgewicht sorgen. „Hier kann man richtig atmen“, stellt eine Jugendliche fest, die mit ihren Freunden gekommen ist, um sich zu informieren. „Am Eingang haben wir voll geschwitzt, jetzt ist es angenehm“, sagt sie und Beckmann erklärt ihr, was Bäume und Pflanzen gegen extreme Hitze bewirken können. Die junge Frau stellt schnell fest, dass der Klimawandel wohl weniger schlimm wäre, wenn es mehr grüne Oasen gäbe. Und sie staunt über die wenigen verblieben Baumhäuser von Aktivisten.

Die Bebauung wurde vom jetzigen Magistrat gestoppt. „Das ist eine gute Entscheidung“, sagt Beckmann. „Die Frischluft hier ist durch nichts zu ersetzen.“ Damit es so bleibt, setzen sich die Initiativen weiter ein für das Klima im Nordend. „Das Senckenberg-Institut hat hier 73 geschützte Tier- und Pflanzenarten gelistet und mehr als 1000 Bäume, die schützenswert sind“, berichtet Beckman beim Spaziergang über schmale Wege, auf denen Rindenmulch liegt. Tore gibt es so gut wie keine, fast alle Gärten sind frei begehbar.

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