Geplante Baumfällung sorgt weiter für Diskussionen

Frankfurter Blindenstiftung informiert über Wohnbauprojekt auf ihrem Grundstück in der Adlerflychtstraße im Nordend. Zehn Menschen mit Sehbehinderungen haben sich bereits beworben.
Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte möchte auf ihrem Grundstück in der Adlerflychtstraße ein Wohnhaus mit 20 Wohnungen errichten. Für den Neubau müssen vier große Bäume gefällt werden. Mitglieder des Ortsbeirat 3 (Nordend) sowie Anwohnerinnen und Anwohner kritisieren das Projekt deswegen. Am Mittwochabend stellte die Stiftung das Projekt im Rahmen einer Infoveranstaltung vor. Auch dort wurde die Baumfällung erneut diskutiert.
„Es ist für mich schwer nachvollziehbar, dass in der heutigen Zeit solche Entscheidungen getroffen werden“, sagte etwa Cornelia Walther, Stadtbezirksvorsteherin. Das Nordend sei einer der am dichtesten bebauten Stadtteile Frankfurts. Sie sei sehr enttäuscht, dass die Fläche nun versiegelt werden soll.
Dass die Bäume der Baustelle weichen müssen, bedauert auch der von der Stiftung engagierte Landschaftsarchitekt Kai Müller: „Ich bin Landschaftsarchitekt geworden, weil ich das Grün liebe.“ Als Ausgleich sollen vor das Gebäude zur Straße hin Hainbuchen gepflanzt werden, die bis zu zehn bis zwölf Meter hochwachsen. Der Innenhof soll mit blütenreichen Pflanzen wie etwa Weißdorn und Apfelbäumen versehen werden, um Insekten anzulocken.
Die Frage, wann es zur Baumfällung kommen wird, blieb weiterhin unbeantwortet. Noch immer steht die schriftliche Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde aus. Die Behörde hatte die Fällung zunächst nicht gestattet, inzwischen gibt es aber eine Baugenehmigung (die FR berichtete). Zudem fehle noch ein Gutachten, bei dem untersucht werden soll, ob sich Vögel oder etwa Eichhörnchen in den Bäumen eingenistet haben, sagte Architekt Volker Kilian. Sollte dies der Fall sein, müsse der Baubeginn um ein paar Monate verschoben werden. Geplant ist er für Mitte bis Ende Juni.
Ein Anwohner sprach die Wohnungsnot im Nordend an. Zwar gebe es derzeit einige große Baustellen für neue Wohnhäuser, aber die seien in der Regel für mittelständische Familien kaum bezahlbar. So kam auch die Frage nach dem Mietpreis der Wohnungen in dem Neubau auf. „Wir bauen keine luxuriösen Eigentumswohnungen“, versicherte Andreas Enzmann, der Vorstand der Stiftung für Blinde und Sehbehinderte. Zu den Mietpreisen könne er derzeit aber noch nichts sagen. Sie würden nicht im oberen Bereich des Mietspiegels liegen.
Seit Bekanntmachung der Bauprojekts hätten sich schon zehn Menschen für die Wohnungen beworben, so Enzmann. Eine Anwohnerin äußerte Zweifel daran, ob die Wohnungen am Ende tatsächlich an Menschen mit Sehbehinderung gehen würden. Blinde und Sehbehinderte seien häufig in Teilzeit oder befristeten Arbeitsverhältnissen, weshalb es unwahrscheinlich sei, dass sich viele die neuen Wohnungen leisten könnten. Ein anderer Anwohner schlug daraufhin eine Quote vor.
Enzmann betonte erneut, dass die Wohnungen bevorzugt an Blinde und Sehbehinderte vergeben würden, weshalb keine Quote nötig sei. Alle bereits eingegangenen Bewerbungen seien von Menschen mit Sehbehinderung. Die Befürchtung der Anwohnerin halte er deshalb für eine Pauschalisierung. „Ich würde mir dahingehend etwas mehr Vertrauen wünschen.“
Kritik an dem Vorhaben hatte es zuletzt im Ortsbeirat 3 gegeben. Mehrere Mitglieder hatten bemängelt, dass sie nicht vorab von dem Projekt erfahren hatten, das die Stiftung nach eigenen Angaben seit 2019 plant.