Comeniusschule Frankfurt: Protest gegen größeren Klassen

Eltern und Kinder der Comeniusschule im Frankfurter Nordend wehren sich gegen die geplante Zusammenlegung von Schulklassen. Unterstützung kommt aus dem Quartier und vom Kinderschutzbund.
Die Zeichen stehen auf Protest am Donnerstagnachmittag vor der Comeniusschule. „Reißt uns nicht auseinander! Bitte!“, haben die Drittklässlerinnen und Drittklässler in Neonfarben auf Transparente gepinselt.
Frösche, Füchse, Hasen und Hunde, wie die vier dritten Klassen an der Grundschule in der Burgstraße genannt werden, wollen verhindern, dass sie im kommenden Schuljahr zu drei Klassen zusammengelegt werden. An der Grundschule sind derzeit 16 bis 19 Kinder in einer dritten Klasse. Künftig sollen es 24 bis 25 sein.
Leyla, Linus, Lucie, Mathilda und die anderen nennen viele Gründe, warum die insgesamt 73 Schüler:innen, getrennt in ihren Klassen bleiben sollten. „Natürlich ist es in der eigenen Klasse am schönsten“, sagt Eva von den Füchsen der 3b. Die Kinder aus den Parallelklassen kenne sie kaum, sagt die Neunjährige, weshalb sie befürchtet, „dass sie bei einem ganz anderen Thema sind“.
„Es ist doof, wenn man die neue Lehrerin noch nicht kennt“, fügt Leonas hinzu. „Viel zu laut“ könnte es werden, bangt Emil. „Man kann sich nicht so konzentrieren und wird auch nicht so oft drangenommen“, sagt Zoe, die auch einen Brief an Kultusminister Alexander Lorz (CDU) geschrieben hat. „Ich habe Angst von meinen Freunden getrennt zu werden“, berichtet Julika aus der 3d. „Wenn mehr Kinder im Klassenraum sind, ist da schlechtere Luft, weil mehr atmen“, sagt ein anderes Mädchen.
„Ein Viertel der Kinder hat besonderen Förderbedarf“, berichtet Elternbeirätin Nicole Hirschberg: „Bei 40 gesprochenen Sprachen erfordert das Vertrauen, Netzwerke und feste Strukturen.“ Nicht nur sei die kommende vierte Klasse „das wichtigste Jahr“ vor dem Wechsel auf eine weiterführende Schule, sagt Jens Fritzsche, Vorsitzender des Schulelternbeirates. „Aus Pandemiegesichtspunkten ist es auch ein Jahr des Aufholens.“ Weiter sagt er: „Wir warten seit langem auf ein Zeichen des staatlichen Schulamtes, wie es nach den Ferien weiter geht“.
Selbst einige aus der zweiten Klasse beteiligen sich am Protest vor der Schule, außerdem mehr als zwei Dutzend Erwachsene. Vater Oliver Gewert sagt: „Nach 14 Monaten Covid haben die Seelen der Kinder genug gelitten.“ Mutter Angelika Baack berichtet, dass ihre Tochter Zoe vor der Einschulung sehr zurückhaltend gewesen sei, sich jedoch „mit der tollen Klassenlehrerin gut entwickelt“ habe. „Die Delta-Variante steht vor der Tür, die Kinder sind nicht geimpft und sie stecken noch mehr in eine Klasse, das finde ich einfach unverantwortlich“, kritisiert Baack.
Im Quartier haben die Eltern 1000 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt. Auch der Kinderschutzbund unterstützt die Forderungen von Eltern und Kindern. In einem Brief an das hessische Kultusministerium fordert der Geschäftsführer Stefan Schäfer, „Klassenteiler“ aufgrund der Belastungen durch die Pandemie auszusetzen – nicht nur an der Comeniusschule.