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Müllerin ist jetzt die Chefin

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Von: Judith Dietermann

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Karin Kuhn, die Müllerin von Ursella 2019, hat den Posten von Uwe Stein übernommen.
Karin Kuhn, die Müllerin von Ursella 2019, hat den Posten von Uwe Stein übernommen. © dietermann

Erstmals übernimmt mit Karin Kuhn eine Frau die Leitung des Bürgervereins. Sie möchte das Programm erweitern, um mehr junge Menschen und Familien für den Verein und seine Arbeit zu begeistern.

Uwe Stein macht Schluss. Nach 14 Jahren gehört er seit dem Wochenende nicht mehr dem Vorstand des Bürgervereins Niederursel-Nordweststadt an, er hat den Vorsitz abgegeben. Eine Entscheidung, die dem 64-Jährigen nicht schwer gefallen und gut überlegt ist. Sehr gut. „Alles hat seine Zeit. Solch ein Ehrenamt ist anstrengend, vor allem, wenn man nicht nur eines bekleidet“, sagt Stein, der sich in den vergangenen Jahren nach und nach von einigen Posten getrennt hat, etwa dem zweiten Vorsitz des Polizeichors oder dem Amt als Stadtbezirksvorsteher. Für die SPD ist er Mitglied im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt).

Weil Uwe Stein kein Mann der unüberlegten Entscheidungen ist, hat er sich früh um seine Nachfolge gekümmert. Er wurde schnell fündig: bei seiner Stellvertreterin Karin Kuhn, die Müllerin von Ursella von 2019. „Ich kann mir keine bessere Nachfolgerin vorstellen“, sagt er. Mit ihrer Wahl am Samstag hat sich der Vorstand deutlich verjüngt.

Kuhn ist auch die erste Frau an der Spitze des Bürgervereins und damit auch die erste Müllerin auf dem Posten. Überlegen, ob sie in Steins Fußstapfen tritt, musste sie nicht lange. Weil sie sich sehr für den Bürgerverein engagiert und Niederursel ihr am Herzen, pardon, in die Wiege gelegt wurde. Ihre Mutter stammt von dort, ebenso wie die Oma und die Urgroßeltern. Stets schlug ihr Herz für den Stadtteil mit „den Fachwerkhäusern und dem urigen Dorfcharakter“, so dass die 40-Jährige vor einigen Jahren mit zwei Kindern – zwei und zehn Jahre alt – und Ehemann von Kalbach dorthin zog. „Ich liebe es einfach“, sagt sie.

Was Uwe Stein auch tut, trotzdem ist er stolz, Nordweststädter zu sein. Mit acht Jahren kam er mit den Eltern aus der Rhön und ist im Viertel geblieben. Dem Bürgerverein bleibe er verbunden, aber er wird keinen Posten im Vorstand mehr übernehmen. Bewusst. „Ich mache keine halben Sachen. Ganz oder gar nicht ist mein Motto. Ich möchte niemandem reinpfuschen, stehe aber jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.“

Was Karin Kuhn gerne hört. Auch wenn sie bereits viel von ihrem Vorgänger gelernt hat, so „ab und an“, ist sie überzeugt, werde sie sicher auf ihn zukommen. Vor allem, wenn es an die Organisation ihrer ersten Kerb am letzten August-Wochenende geht. Drei Tage wird dann wieder in Niederursel gefeiert.

Dass der Vorsitz viel Arbeit mit sich bringt, das hat die junge Mutter bereits gemerkt. Muss sie diese doch mit ihrem Teilzeitjob als Bankkauffrau und der Familie vereinbaren. „Mein Mann unterstützt mich sehr. Dafür bin ich unglaublich dankbar. So kann ich abends noch ein paar Stunden für den Bürgerverein arbeiten“, sagt sie. Sie weiß, dass vor allem alteingesessene Niederurseler an Traditionen wie Kreppel-Café, Heringsessen oder dem Niederurseler Abend hängen. Jetzt soll das Programm erweitert werden, um mehr junge Menschen und Familien für den Verein und seine Arbeit zu begeistern.

Angefangen hat Karin Kuhn damit bereits vergangenes Jahr: Gemeinsam wurden Ostereier gesucht, in der Weihnachtszeit Adventskränze gesteckt. Die Vielfalt des Programms spiegelt sich im neuen Vorstand wider. „Ältere Menschen, junge, Väter und Mütter sind dabei. Wir decken alles ab“, sagt Kuhn.

Und was macht Uwe Stein mit der gewonnenen Freizeit? Schließlich geht er zudem in einem Jahr in Rente. Um die beiden Enkel wird er sich intensiver kümmern. Und reisen will er. Zudem hat er den Plan, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. „Mein Sohn glaubt nicht, dass ich es schaffe. Ich werde ihn vom Gegenteil überzeugen“, sagt er. Tun kann Stein dies ruhigen Gewissens. Weil er „seinen“ Bürgerverein in guten Händen weiß.

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