Kilometerlanger Umweg wegen Baustelle in Niederrad

Der Ausbau der Bahnstrecke in der Golfstraße führt zu langen Märschen. Betroffen sind unter anderem auch eine Unterkunft für Geflüchtete und ein Heim für Senioren und Seniorinnen.
Die Eisenbahnüberführung Golfstraße ist eine Großbaustelle. Bereits seit September sind die Straße und Unterführung immer wieder wochenweise gesperrt, zwischendurch waren sie offen. In diesen Wochen soll an der Überführung eine Hilfsbrücke gebaut werden. Bis Ende März bleibt der Durchweg aber komplett zu.
Entlang des gesamten Schienenwegs durch Niederrad bis zum Waldstadion wird ein Gleis auf der Westseite aufgeschüttet und erweitert. Deshalb müssen alle Brückenbauten ebenfalls erweitert werden. Die Überführung über die Adolf-Miersch-Straße, also am S-Bahnhof Niederrad, ist als nächste dran; dort wird ab April eine Hilfsbrücke errichtet.
Leidtragende sind derzeit die Anwohner:innen und Anlieger:innen der Straße Am Poloplatz. So hat die Bahn Fußwege und Ersatzstraßen ausgewiesen, die an die Straße heranführen. Der Zuweg für Autos verläuft auf der sogenannten Drei-Eichen-Schneise. Vom Parkplatz an der Hahnstraße hinter dem Fußballgelände der TSG Niederrad aus wurde der einstige Fußweg über den Buckel kurzerhand zur Straße umfunktioniert.
Dort stehen Behelfsampeln, denn der Weg ist schmal und nur für eine Autobreite befahrbar. Wer durchfahren will, braucht zudem eine schriftliche Genehmigung, die mit sich geführt werden muss. Fußgänger und Fußgängerinnen dürfen jedoch nicht dort entlang laufen. Sie müssen laut Beschilderung ebenfalls auf der Drei-Eichen-Schneise laufen. Der Zugang zur Schneise liegt aber noch gut zweihundert Meter weiter entlang des Golfplatzes. Dort wiederum befindet sich der Reitstall des Frankfurter Reit- und Fahrclubs, hinter dem ein bestehender Fußweg verläuft. Der Zugang liegt auf Höhe der Lyoner Straße 54, in der Mitte der ehemaligen Bürostadt. Von dort ist der Weg zum Ortskern Niederrad bekanntlich weit.
In der Straße Am Poloplatz leben mehrere geflüchtete Familien in einer Unterkunft der Diakonie. Gut 100 Kinder müssen jeden Tag von dort zu Fuß zur Schule und zurück gehen. Ältere Menschen aus dem Awo-Seniorenheim sowie deren Angehörige haben ihre Not, zur Anlage zu gelangen.
Hinzu kommen die zumeist jungen Azubis und Mitarbeitenden der Lehrbaustelle des Bildungswerks Bau Hessen Thüringen – viele der Auszubildenden wohnen auch dort.
Der kilometerlange Fußweg bedeutet für sie einen enormem Umweg. Das betrifft auch den Verein der Naturfreunde Frankfurt, der in der Straße beheimatet ist. „Für uns und für die Anwohner dort ist die Baustelle ein großes Problem“, schildert Mitglied Jürgen Lamprecht die Lage. „Für alle, die mit dem öffentlichen Nahverkehr hierher kommen – und das tun die meisten – ist es sehr beschwerlich geworden.“ De Verein empfiehlt daher, nicht am S-Bahnhof Niederrad auszusteigen, sondern eine Station weiter am Stadion. „Von dort führt der Weg zu uns durch den Wald. Das ist tagsüber okay, aber in der Dämmerung im Winter schon nicht mehr.“
Eine Besucherin des Naturfreundehauses war kürzlich so entsetzt über die Zustände, den dunklen Weg, den morgens und abends auch Kinder allein nutzen, dass sie extra noch mal tagsüber hinfuhr, um den Zustand zu dokumentieren und dem Ortsbeirat Fotos zukommen zu lassen. „Ich bitte sie dringend, etwas zu unternehmen, denn der Weg ist gefährlich und eine Zumutung“, sagte sie.
Immerhin: Wer mit dem Auto kommt, erhält die Durchfahrtsgenehmigung, die die Bahn an den Verein geschickt hat und die dieser weitergeben darf.